8-Millimeter, die Geschichte schreiben
Peter Kleinen, der Mann des Zelluloids

In seinem kleinen Privatmuseum zur Geschichte des Amateur-Schmalfilms dürfen die Besucher auch selber tätig werden und Projektoren oder Grammophon bedienen. | Foto: Simone Tiepel
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  • In seinem kleinen Privatmuseum zur Geschichte des Amateur-Schmalfilms dürfen die Besucher auch selber tätig werden und Projektoren oder Grammophon bedienen.
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Peter Kleinen aus Frechen-Bachem beherbergt in seinem Keller ein
Museum der Amateur-Schmalfilmproduktion.

BACHEM - Im Jahr 1895 führten die Brüder Auguste und Louis
Lumière erstmals ihre Filme mit einem Cinématographen öffentlich im
Pariser „Grand Café“ vor – Filme, die mitten aus dem Leben
kamen und einfache Szenen aus dem Alltag darstellten. Filme, die man
heute wohl am ehesten dem Genre „Amateur-Film“ zuordnen würde,
die damals aber die erste echte Kinovorstellung begründeten.

Die Technik hat sich seit den ersten Gehversuchen mit der Laterna
Magica, deren Lichtquelle eine Kerze oder Petroleumlampe war und die
als Bildwerfer und damit sozusagen als Vorläufer des Bildprojektors
diente, über die vielen Jahrzehnte hinweg unentwegt weiterentwickelt.

In den 30er Jahren wurde von der Firma Eastman-Kodak ein 8-mm-Format,
der erste sogenannte Schmalfilm eingeführt, der dem üblichen
35mm-Format gegenüberstand und kostengünstiger produziert werden
konnte.

Für die breite Masse wurde die Amateur-Filmerei allerdings dennoch
erst in den 60er Jahren wirklich erschwinglich. In den 70er  Jahren
schließlich boomte der Schmalfilm und mauserte sich zum populärsten
Filmmedium im privaten Bereich.

Die Geschichte des Amateur-Schmalfilms zeichnet Peter Kleinen aus
Frechen-Bachem auf eindrucksvolle Weise im Keller seines Hauses mit
einem kleinen, aber umso imposanteren Museum nach. Hier kann man
regelrecht eintauchen in die Magie des Filmens und kommt aus dem
Staunen nicht mehr heraus.

In den 80er Jahren hat Peter Kleinen begonnen, die Sammlung
aufzubauen. Auf dem Pulheimer Trödelmarkt, der auf dem Gelände des
alten Autokinos stattfand, war er Stammgast, die Antiquitätenmärkte
hat er abgesucht, viele besondere Stücke auch nach dem Mauerfall in
der ehemaligen DDR erworben. Aber auch über den Freundes- und
Bekanntenkreis fand das eine oder andere Teil zu ihm bzw. in seine
immer umfangreicher werdende Sammlung.

Heute nennt Peter Kleinen rund 30 Laterna Magicas, etwa 210 Kameras
unterschiedlicher Bild-Formate sowie circa 300 Projektoren
verschiedenster Jahrgänge sein eigen. Hinzu kommen 50 Schmalfilme,
darunter Kinderfilme und alte Wochenschauen, etliche Fachbücher und
tausende Zubehörteile.
Gerne lädt Peter Kleinen auch Kinder ein, in die Geschichte des
Amateur-Schmalfilms einzutauchen -  die dürfen dann auch selber
tätig werden und Projektoren oder Grammophon bedienen.

„Das Museum ist nicht einfach aus Sammelleidenschaft
entstanden“,
sagt Kleinen, „ich möchte vor allem
Erinnerungen wachhalten und der Jugend zeigen, wo WIR heute technisch
stehen, ihr begreiflich machen, wie wir uns über die Jahrzehnte
entwickelt haben“.

Vielleicht ist es keine Sammel-Leidenschaft, die Kleinen antreibt. Die
Leidenschaft zum Film ist jedoch in jedem Fall vorhanden, denn bereits
in frühen Jahren fand für ihn das Leben vorwiegend hinter der Kamera
statt.

Als Angestellter der damaligen Rheinbraun AG drehte er zunächst Filme
zum Thema Arbeitssicherheit im Revier. Zunehmend übernahm der
Industriefilmer über die Jahre im Einvernehmen mit seinem Arbeitgeber
Auftragsarbeiten in Form von Dokumentationsfilmen auch für andere
Unternehmen, die sich entsprechend präsentieren wollten.

Privat fühlte sich Peter Kleinen vor allem seiner Heimatstadt Frechen
verbunden, die doch so eng mit der Geschichte der Industrie
verflochten war. Ob es die Brikettfabrik an der Grube Carl war, oder
auch das Steinzeugwerk „Cremer & Breuer“ – dem Dokumentarfilmer
war es ein tiefes Bedürfnis, eben diese Industriegeschichte vom
Anfang bis zum Ende ein Gesicht zu geben.

Mehr als 30 Jahre hielt Peter Kleinen fotografisch und filmisch fest,
was in Frechen passierte. Auch das Vereinsleben, ganz besonders der
Karneval, hielt Einzug in das beeindruckende Archiv.

Mit seinem Dokumentarfilm „Frechen Gestern – Heute – Unsere
Stadt im Wandel der Zeit“, für den er Nächte lang
Schmalfilmaufnahmen durchsah und Material zusammenschnitt, schuf er
ein imposantes Denkmal, das über sechs Jahrzehnte hinweg die
Entwicklung Frechens von der Industriestadt zur Dienstleistungsstadt
nachzeichnet. Seine Ausstellung „Erinnerungen an Grube Carl – Von
der Brikettfabrik zum neuen Stadtteil“ im Jahr 2015 war ein weiteres
Highlight seiner Film- und Fotodokumentationen, die ein begeistertes
Publikum fand.

Mittlerweile hat Peter Kleinen sein gesamtes Foto-und Filmarchiv der
Stadt Frechen übergeben, auch sein „Kellermuseum“ würde er gerne
als Dauerleihgabe öffentlich ausstellen und damit einem breiteren
Publikum zugänglich machen, doch bislang hat er hier noch keine
Möglichkeiten gefunden.

Natürlich beschäftigt sich Peter Kleinen weiterhin viel mit Filmen,
jedoch verbringt er nun mindestens ebenso viel Zeit im Garten oder mit
seiner Familie. Radausflüge mit den Enkeln ins Bergische stehen da
beispielsweise auf dem Programm – aber gerne wird dann auch noch
einmal am Abend ein Kinderfilm im Schmalfilmformat gemeinsam geschaut.

- Simone Tiepel

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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