Vier sehr informative Streifzüge
Erlebniswandern im östlichen Rhein-Sieg-Kreis

Eröffnung des Fachwerkweges (Streifzug 22) in Ruppichteroth am 3. Oktober 2012. | Foto: Steimel
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  • Eröffnung des Fachwerkweges (Streifzug 22) in Ruppichteroth am 3. Oktober 2012.
  • Foto: Steimel

Region. Die 10. Bergischen Wanderwochen feiern dieses Jahr Jubiläum und werden daher gleich zweimal stattfinden - vom 27. April bis 5. Mai sowie vom 21. September bis 6. Oktober. Unter www.bergische-wanderwochen.de ist das komplette Programm aufgelistet. Aber auch abseits dieser Aktionswochen lohnt sich ein Ausflug ins Bergische, um bei verschiedenen Wanderungen die Natur und Geschichte der Region zu erkunden. Im Folgenden haben wir für Sie vier Streifzüge im östlichen Rhein-Sieg-Kreis zusammengestellt:

In Lohmar befasst sich der 12,6 Kilometer lange Bauernhofweg (Streifzug Nr. 18) mit dem Leben auf dem Bauernhof. Der Startort liegt unmittelbar am Bahnhof Honrath. Vorbei an Burg und Kirche geht es hinauf zum Gut Schiefelbusch. Tolle Fernblicke erwarten den Wanderer auf dieser Anhöhe sowie ein Gutscafé und ein Bauernlädchen. Informationen gibt es zu Spargelanbau, Weihnachtsbaumplantagen und BIO-Gaskraftwerk. Elf Schautafeln erzählen dem Wanderer unterwegs vieles zum Leben auf dem Bauernhof. Kühe, Hühner, Kaninchen und Gänse sind natürlich in großer Zahl vorhanden. Das Maislabyrinth im Sommer ist ein Erlebnis für die Kleinen und Kleinsten, der gesamte Weg als solches auch, ist er doch auf den Schautafeln gesondert beschrieben mit kindgerechten Texten aus der „Sendung mit der Maus“. Der Weg führt weiter kräftig bergan zum malerischen Fachwerkdörfchen Muchensiefen und letztlich vorbei am Barockschloss Auel, bevor es dann wieder über kleine Straßen zum Bahnhof Honrath geht. Tipp: Auf der Strecke befindet sich die Gammersbacher Mühle, eine Wasserkornmühle, die noch betrieben wird. Am Pfingstmontag (20. Mai) ist bundesweiter Mühlentag, dann kann man diese Mühle in Funktion sehen und zudem Steinofenbrot aus dem zuvor geschroteten Korn probieren.

In Much präsentiert der Heinrich-Böll-Weg Wissenswertes aus dessen Zeit im Bergischen, als er in Much einquartiert war. Der Wanderweg (Streifzug Nr. 20) ist zwölf Kilometer lang, mit Start und Ziel am Fit Hotel (Berghausen 30). Drei Jahrzehnte bevor der Kölner Schriftsteller Heinrich Böll 1972 den Nobelpreis für Literatur erhielt, fanden er und seine Frau Annemarie in den Wirren des Zweiten Weltkriegs Zuflucht in der Gemeinde Much, im ehemaligen Pfarrsaal von Marienfeld. Diese Zeit hat den jungen Soldaten nachhaltig geprägt. Eine der acht Infotafeln erwartet den Wanderer in Neßhoven an dem Haus, wo die schwangere Annemarie Zuflucht fand, bevor sie am 20. Juli 1945 im Mucher St. Josefs-Haus ihren Sohn Christoph zur Welt brachte. Wenige Wochen später starb der Säugling und wurde auf dem Friedhof Marienfeld bestattet. Die Tafel am dortigen Friedhof gibt Informationen zu diesem Schicksal. Neben der Autobiografie des Schriftstellers erwarten den Wanderer wunderschöne Fernblicke, zudem wird das damalige Verhalten zwischen Einheimischen und einquartierten Flüchtlingen beleuchtet. Der Wanderer erlebt lebendige Geschichte und er hört unterwegs an einer Audiostation den Nobelpreisträger und Friedensaktivisten Böll im Original sowie seinen Sohn René.

Neunkirchen-Seelscheid bietet den Kräuterweg (Streifzug Nr. 19) unter der Überschrift: „Zu Fuß in die Apotheke der Natur!“. Zu diesem 15,8 Kilometer langen Weg finden sich im Internet zahlreiche Kommentare, die fast schon alles erklären:

  • „Ganz nah, ganz Natur, ganz Erlebnis, herrliche Landschaften, lehrreich und interessant - kurzum ein gesunder Höhepunkt für Körper und Geist“.
  • „Die Heilkräfte von Pflanzen auf einem Wanderweg anschaulich machen, zeigt auch, wie wichtig eine intakte Natur für uns ist“.
  • „Wer auch immer sich diese Streckenführung ausgedacht hat, hat nachgedacht und sich alle Mühe gemacht, bis zum letzten Meter naturnahen Wege zu finden. Vielen Dank dafür“.

Start und Ziel dieses Weges ist der Parkplatz am Ehrenmal in Seelscheid. Unterwegs erfährt der Wanderer an zwölf Infotafeln Wissenswertes, Legendenhaftes und ganz Praktisches über Heilpflanzen, die auch heute noch im Bergischen Land zu finden sind. Neben interessanten Zeitreisen bietet der „Kräuterweg“ immer wieder praktische Tipps ebenso zu schmackhaften Rezepten für die Küche wie zur heilenden Wirkung von Kamille und Co. Aber Vorsicht: Bevor Sie sich selbst mit Heilkräutern behandeln, fragen Sie vorher in Ihrer Arztpraxis oder Ihrer Apotheke!

Ruppichteroth hat den Fachwerkweg (Streifzug Nr. 22) anzubieten. Ein 11,5 Kilometer langer Rundwanderweg, der bereits tausende Wanderer angelockt hat. Der Start des Weges ist im historischen Ortskern am Burgplatz. Quer durch die Republik sieht man Fachwerkbauten, landestypisch unterschiedlich, so auch hier mit dem „Bergischen Dreiklang“. Es sind die Farben schwarz für die Balken und weiß für die Gefache sowie Bergisch grün in RAL 6005 für Fensterläden, Türen und Dachrinnen. In Ruppichteroth und den umliegenden Orten findet man viele solcher Fachwerkhäuser zudem den erwähnten Wanderweg, der sich mit dieser Thematik detailliert auf acht Infotafeln auseinandersetzt. Den Wanderer erwarten schöne Weitblicke bis tief in das Oberbergische hinein, das Wissen um Lehm und Holz sowie Dung und Stroh als billige Baustoffe, die im ländlichen Raum reichlich vorhanden waren. Unterwegs gibt es Information zum Denkmalschutz für solche Gebäude und zur Dendrochronologie, ein Verfahren zur Altersbestimmung der verbauten Balken. Ein Musterhäuschen zeigt die verschiedenen Zapfarten und Balkenverbindungen. Eine weitere Erlebnisstation zeigt in natürlicher Größe, wie früher solche Balken mühsam gesägt wurden. An dieser Erlebnisstation erfährt der Wanderer auch etwas darüber, was es bei dem Zimmerleuten mit dem Schlitzohr auf sich hat. Unterwegs - in Lindscheid - gibt es eine Apfelmosterei. Passt es zeitlich, ist der Inhaber gerne zu einem Gespräch mit einer Verkostung bereit. Highlander und Esel erfreuen sich auf grünen Wiesen entlang des Weges und sind immer wieder ein lohnendes Fotomotiv. Insgesamt 15 Sitzbänke laden unterwegs zum Verweilen ein. Viele Gruppen nutzen auch die örtliche Gastronomie und melden sich nach einer erfolgreichen Wanderung zu einer „Bergischen Kaffeetafel“ an als krönenden Abschluss nach einem schönen Tag im Golddorf Ruppichteroth.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Wolfgang Steimel aus Ruppichteroth

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