JETZT muss gehandelt werden
Zustand unserer Wälder ist katastrophal

Bei der Wiederaufforstung der Kahlflächen fahren die Fachleute zweigleisig. Zum einen werden vielseitige Bäumchen für Mischwälder in Trupps angepflanzt, zum anderen setzt man auf Naturverjüngung. | Foto: Röhrig
  • Bei der Wiederaufforstung der Kahlflächen fahren die Fachleute zweigleisig. Zum einen werden vielseitige Bäumchen für Mischwälder in Trupps angepflanzt, zum anderen setzt man auf Naturverjüngung.
  • Foto: Röhrig

Rhein-Sieg-Kreis. Nur noch ein Fünftel der Buchen - also 20 Prozent - werden im Waldzustandsbericht für 2023 als gesund bezeichnet (2022 noch 24 Prozent). Fast die Hälfte dieser Bäume weist im Kronenbereich einen deutlichen Verlust von Blättern auf. Auch insgesamt hat sich der Waldzustand im Kreis durch den Klimawandel weiter wesentlich verschlechtert. Das betonte der Leiter des Regionalfortsamtes Rhein-Sieg-Erft Stephan Schütte in der Sitzung des Kreisausschusses für Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft. Nach dem Fichtensterben durch Borkenkäfer und Trockenheit sei jetzt ein Buchensterben möglich.

Laut Schütte muss es deshalb in den Wäldern dringend Strukturveränderungen und einen Umbau zu Mischwäldern geben. Inzwischen habe man zwar schon zwei Millionen Bäume auf den Kahlflächen gepflanzt, berichtete der Forstmann. Die Wiederaufforstung geschehe in Form von Pflanztrupps sowie Naturverjüngung. Sorgen machten aber nicht nur die hohe Stickstoffeinträge, sondern auch der große Anteil an Privatwald im Kreis. Die Hälfte davon würde zwar durch Forstbetriebsgemeinschaften bewirtschaftet, und die werden auch durch das Forstamt betreut. Nicht alle Waldbesitzer wollten offenbar aber trotz möglicher Zuschüsse direkt wieder aufforsten, sagte der Fachmann. Das Forstamt werde allerdings erst einschreiten und die Besitzer zum Anpflanzen auffordern, wenn auf den Flächen nichts passiere und nur Adlerfarn wachse.

Problematisch sei laut Schütte auch das Eschentriebsterben. Von Pilzen befallene Eschen stürzen um oder ihre Äste brechen ab. Was wäre zum Bespiel, wenn auch die Eichen mal von Schadpilzen befallen würden, gab Schütte zu Bedenken. Auch deshalb seien möglichst vielfältige Baumarten für die Mischwälder erforderlich. Auch Nadelhölzer, die mit der Klimaveränderung gut zurechtkommen, seien sinnvoll. Der Forstamtsleiter, der im Herbst in den Ruhestand gehen wird, wies darauf hin, dass unser Wald künftig deutlich weniger als Rohstofflieferant in Frage komme. Schütte: „Dann werden auch die Lamellentechnologie sowie der Trend zu langlebigen Holzprodukten eine wesentlich stärkere Rolle spielen“.

Beim Waldzustandsbericht 2023 für Nordrhein-Westfalen wurden wieder bei Stichproben im Raster von vier mal vier Kilometern über 10.000 Waldbäume erfasst. Dabei achtete man vor allem auf den Verlust von Blättern und Nadeln in den Baumkronen. Als besonders wichtig bezeichnete Schütte aber auch die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft, damit junge Bäumchen neue Mischwälder bilden können: „Deutlich mehr Jagd würde unserem Wald guttuen“. Deshalb werde jetzt sogar ein „Verbissgutachten“ auf den Weg gebracht.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Harald Röhrig aus Siegburg

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