Auswilderung in Zülpich
Der Feldhamster ist zurück

Der Feldhamster wird bis zu 25 Zentimeter groß und hat eine bunte Fellzeichnung. Mit seinem kräftigen Körperbau, den runden Ohren, kurzen Beinen und kräftigen Füßen ist er an das Leben unter der Erde gut angepasst.  | Foto: hfox/Adobe.Stock.com
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  • Der Feldhamster wird bis zu 25 Zentimeter groß und hat eine bunte Fellzeichnung. Mit seinem kräftigen Körperbau, den runden Ohren, kurzen Beinen und kräftigen Füßen ist er an das Leben unter der Erde gut angepasst.
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Die Feldhamsterpopulationen in Europa ist stark zurückgegangen, auch im Kreis Euskirchen. „Zuletzt war der Feldhamster in NRW nur noch in Zülpich mit einem nennenswerten Vorkommen von knapp 100 Tieren im Jahr 2011 nachgewiesen worden. Bis 2016 nahm der Bestand trotz Sofortmaßnahmen weiter ab, so dass schließlich nur noch acht Baue nachgewiesen werden konnten“, teilt der Kreis Euskirchen mit. Um dem totalen Verlust dieser bedrohten Tierart entgegenzuwirken, wurden nun nachgezüchtete Feldhamster in Zülpich ausgewildert. Langfristiges Ziel des Auswilderungsprojektes ist die Entwicklung einer sich selbsterhaltenden Population. Auf einer 5,48 Hektar großen Auswilderungsfläche bei Zülpich-Geich wurden in vier Durchgängen insgesamt 98 Feldhamster wieder in ihr natürliches Habitat entlassen.

Kreis Euskirchen (lk). Das Auswilderungsprojekt wird federführend vom Kreis Euskirchen durchgeführt und wird von der Biologischen Station im Kreis und dem Land NRW unterstützt. Im Artenschutzzentrum Metelen wurden die Feldhamster in einer Erhaltungszucht vermehrt.

Zur Gründung der Zucht wurden in den Jahren 2015 bis 2017 die letzten wilden Feldhamster in Zülpich eingefangen. Landrat Markus Ramers freute sich, gemeinsam mit dem Umweltminister des Landes Nordrhein-Westfalen Oliver Krischer, Dr. Josef Tumbrinck (Abteilungsleiter für Naturschutz im MUNV) und Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen den kleinen Tieren diese Woche wieder den Weg in die Freiheit zu ebnen. Ramers: „Unsere Feldhamster kehren nach einer erfolgreichen Erhaltungszucht endlich zurück in die Heimat.“

Bürgermeister Ulf Hürtgen ergänzt: „Früher war der Feldhamster in der gesamten Börderegion vorzufinden (…). Ich freue mich, dass der Feldhamster nun wieder zurückkehrt und Zülpich hier in punkto Artenschutz eine Vorreiterrolle einnimmt.“

Bis zu diesem Zeitpunkt war es für Rebekka Vogel von der Unteren Naturschutzbehörde allerdings eine große Herausforderung. Viele Vorträge in Ausschuss- und Gemeinderatssitzungen, aber auch Informationentermine sowie Abstimmungen zwischen allen Beteiligten, insbesondere mit der Landwirtschaft waren notwendig. Zur Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Belange musste ein agrarstrukturelles Gutachten erstellt werden.

Bereit gestellt wird die Auswilderungsfläche von der Stiftung Kloock – vertreten durch die Stadt Zülpich. Die Pächter zeigten sich ebenfalls bereit die Flächen hamsterfreundlich zu bewirtschaften. „Es liegt auch an der vertrauensvollen und konstruktiven Zusammenarbeit mit unseren Landwirten hier vor Ort, dass es uns gelungen ist, den Feldhamstern wieder ein Zuhause zu geben“ so Rebekka Vogel.

Der Feldhamster benötigt Flächen mit tiefgründigen, gut grabbaren Böden ohne Grundwassereinfluss. Für die nun freigelassenen 98 Feldhamster wurden sogenannte Initialbauten angelegt, die mit einer ersten Futterration ausgestattet wurden, um den Start ins neue Heim nicht allzu schwer zu gestalten.

Um die Feldhamster vor Füchsen oder freilaufenden Hunden zu schützen, wurde die Fläche umzäunt. Das Ziel dieser Maßnahmen ist es, dass die Tiere eigenständig Baue anlegen können und mit ihrem Nachwuchs neue Flächen besiedeln.

Um die Entwicklung der Population verfolgen zu können, führt die Biologische Station im Kreis Euskirchen zunächst für 10 Jahre ein Monitoring durch. Bereits in Pulheim, Rommerskirchen und Aachen wurden vergleichbare Aktionen vorgenommen. Dort sind bereits erste Erfolge zu verzeichnen, die sich durch eine Ausbreitung und Erhöhung der Bauanzahl zeigt. Das Konzept scheint also zu funktionieren.

Der Feldhamster wird etwa 20 bis 25 Zentimeter groß und hat eine auffällig bunte Fellzeichnung. Das gelblich-braune Rückenfell des Nagers steht im Kontrast zu dem schwarzen Bauchfell, Kopf und Flanken haben weiße Flecken, auch die Pfoten sind weiß, der kurze Schwanz rotbraun. Mit seinem kräftigen, gedrungenen Körperbau, den mittelgroßen runden Ohren und den kurzen Beinen mit kräftigen Füßen ist er an das Leben unter der Erde gut angepasst. Entscheidend für das Überleben der überwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Tiere sind genügend Deckung sowie ein ausreichendes Nahrungsangebot auf den Feldern, da der Feldhamster seine Nahrung oberirdisch sucht. Bevorzugt werden Wintergetreide und mehrjährige Feldfutterkulturen, günstig sind auch Sommergetreide und Körnerleguminosen. Nach Beendigung des rund sechsmonatigen Winterschlafs werden die Tiere im April oder Mai aktiv.

Ab Spätsommer „hamstern“ sie Getreide, Wildkrautsamen, Hülsenfrüchte, auch Stücke von Rüben und Kartoffeln als Vorrat für den Winter. Der Feldhamster galt jahrzehntelang als bedeutender landwirtschaftlicher Schädling. Noch bis in die 1980er Jahre waren die kleinen Nager so häufig, dass ihr Fang in Deutschland teilweise staatlich organisiert wurde. Heute hingegen ist der Feldhamster in der gesamten Europäischen Union eine streng geschützte Art. Weitere Informationen zur Aussiedlung von Feldhamstern in NRW sind zu finden unter: www.lanuv.nrw.de[/p]

Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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