Bruderstreit und Schraubstollen
Die Revolution in der Sportartikelbranche

Foto: pixabay/phillipkofler

Schuhe sind für viele Menschen, insbesondere Männer, lediglich
ein notwendiges Kleidungsstück. Frauen geraten dagegen häufig in
Verzückung, wenn ein Einkaufsbummel zum Schuhladen bevorsteht. Alles
in allem sind Schuhe für den Privatmann jedoch nur ein
Gebrauchsgegenstand.

Es gibt jedoch Berufsgruppen, die auf das passende Schuhwerk
angewiesen sind, da ansonsten eine Berufsausübung nicht oder nur
unter erschwerten Bedingungen möglich ist. In erster Linie denkt man
dabei natürlich an die Ausrüstung für Handwerker. Spezielle
Sicherheitsschuhe sind dort aus mehreren Gründen gesetzlich
vorgeschrieben. So existieren für verschiedenen Berufsgruppen auch
verschiedene Schuharten, die den jeweiligen Anforderungen gerecht
werden. Elektriker benötigen beispielsweise isolierende Schuhe,
während Feuerwehrleute feuerfestes Schuhwerk brauchen. Stahlkappen
und durchtrittsichere Sohlen sind weitere Merkmale von
Sicherheitsschuhen. Auch König Fußball verlangt von seinen Akteuren
ganz spezielle Schuhe.

Puma gegen Adidas - Der Bruderstreit eskaliert

Während Durchschnittsbürger ohne besondere berufliche Anforderungen
ihre Highheels, Ballerinas, Halbschuhe oder
Sneaker online
bestellen
, wird für die Fußballstars heute jeder Schuh
natürlich speziell angepasst. Werbeverträge mit hoch bezahlten
Kickern sind in der Branche hart umkämpft. Was heute an der
Tagesordnung ist, war noch in den 1950er Jahren eher verpönt. Damals
bekamen die Sportler die Schuhe bestenfalls geschenkt, an eine
Bezahlung fürs Tragen und Nutzen der Schuhe war nicht zu denken. Doch
Anfang der 1950er Jahre geschah etwas, das die Sportartikelindustrie
von Grund auf verändern sollte. Es ging um die Ausrüstung der
Deutschen Fußballnationalmannschaft
für
die Weltmeisterschaft 1954
. Es war damals nicht so, dass die
ganze Mannschaft an einen Exklusivvertrag gebunden war. Jeder Spieler
trug im Grunde die Schuhe, die er tragen wollte. Der erste Sportler,
der mit offensiven Forderungen an seinen Ausrüster herantrat, war der
damalige Bundestrainer Sepp Herberger. Er wollte für sich und in der
Folge auch für die ganze Mannschaft einen Sponsorenvertrag von Puma
haben. Der damalige Firmeninhaber Rudolf Dassler lehnte diese
Forderung ab, da seine Firma noch jung war und andere wichtige
Investitionen anstanden. Kurzerhand entschloss sich Herberger, sein
Glück bei der Konkurrenzfirma Adidas zu versuchen, die im gleichen
Ort Herzogenaurach ansässig war und von Rudolf Dasslers Bruder Adolf
geführt wurde. Dieser biss an - und dieser Deal gilt bis heute
wahrscheinlich als einer der besten und richtungsweisendsten
Vertragsabschlüsse in der Sportartikelbranche.

Der Streit um die Schraubstollen

Bis heute ist nicht ganz geklärt,
wer
für die Erfindung
und Weiterentwicklung der Schraubstollen an
den Fußballschuhen verantwortlich zeichnet. Fest steht jedenfalls,
dass Adidas die Erfindung damals für sich reklamierte und dies lange
Jahre als Tatsache galt. Mittlerweile gibt es jedoch Archivbilder von
der Fußballsaison 1953, auf denen erstmals die Schraubstollenschuhe
von Puma zu sehen sind. Auch der Deutsche Meister 1954, Hannover 96,
hatte eine ganze Reihe von Spieler mit diesen neuartigen Schuhen von
Puma unter Vertrag. Bei der Weltmeisterschaft im Sommer trugen aber
alle deutschen Spieler den Schraubstollenschuh von Adidas. Und diese
Tatsache sollte im Gedächtnis bleiben. Denn egal ob Adidas oder Puma,
der Schuh an sich dürfte im Finale gegen Ungarn den entscheidenden
Vorteil gebracht haben. Auf dem regennassen Geläuf des
Wankdorfstadions in Bern waren die deutschen Spieler mit ihren viel
leichteren, aber deutlich trittfesteren Schuhen gegenüber den Ungarn
mit ihren altmodischen, schweren Tretern klar im Vorteil. Am Ende
gewannen die Deutschen gegen die damals beste Mannschaft der Welt mit
3:2 - und mit ihnen Adolf Dassler, der eine Weltmarke erschaffen
hatte.  

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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