Apotheken - der Fels in der Brandung
„Wir arbeiten hier ständig echt am Limit“

Bei Marc Remmel in der Wilhelm-Apotheke werden die Kunden auf den Mindestabstand hingewiesen. | Foto: Wilhelm-Apotheke
  • Bei Marc Remmel in der Wilhelm-Apotheke werden die Kunden auf den Mindestabstand hingewiesen.
  • Foto: Wilhelm-Apotheke
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Siegburg - Ein Fels in der Brandung sind zurzeit auch die Apotheken mit ihrer
medizinischen Versorgung

„Wir arbeiten hier echt am Limit.“ Marc Remmel, Inhaber der
Wilhelm-Apotheke, steht mit seinem Team einer großen Herausforderung
gegenüber.

Um die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten sicherzustellen,
arbeiten die Angestellten in zwei unabhängigen Schichten. „Das ist
notwendig, falls jemand von uns positiv auf das Corona-Virus getestet
wird, fällt nicht sofort die gesamte Belegschaft aus.“

„Im Moment ist es ohnehin schwierig an bestimmte Arzneimittel zu
gelangen. Neben den Hamsterkäufen der Kunden, etwa bei
Desinfektionsmittel oder Schmerzmitteln, sehen wir uns jeden Tag mit
wiederholten Problemen konfrontiert. Die Abhängigkeit in den
Lieferketten, etwa von Indien und China, bekommen wir jetzt besonders
zu spüren. Aber ebenfalls bei anderen Produkten merkt man dies
gewaltig.“

Zum Beispiel wäre es kein Problem in der Apotheke selbst
Desinfektionsmittel herzustellen, doch der benötigte Alkohol wird von
der Industrie zunächst an Kliniken weitergegeben. Praxen und
Apotheken sind dort erst einmal außen vor.

„Ich habe zum Beispiel schon früh Schutzmasken bestellt, um sie in
erster Linie als Schutz meiner Mitarbeiter oder für Arztpraxen
einsetzten zu können und im Ausnahmefall für Risikogruppen oder
Patienten, die sie wirklich brauchen. Wichtige Medikamente geben wir
nur noch in kleinen Mengen ab. Es hat keinen Sinn, dass die Leute
alles auf Vorrat kaufen und dann in der Schublade liegen lassen,
während andere dann diese Arzneimittel im Notfall nicht mehr
bekommen. Man vergisst im Moment obendrein, dass die Erkältungswelle
noch nicht vorbei ist.“

Die Zustände in der Apotheke sind trotz des hohen Kundenaufkommens
zum größten Teil ruhig und gut organisiert. Die Menschen verhalten
sich diszipliniert, achten auf Abstand oder warten draußen. Die
Angestellten haben darüber hinaus die Beratungsplätze räumlich
entzerrt, damit der Mindestastabstand eingehalten wird, und bedienen
die Patienten mit Handschuhen. Kommen zu viele Patienten, werden diese
angewiesen draußen zu warten.

„Gewiss gibt es immer wieder einige, die aggressiv reagieren oder
sich unnötig meinen Mitarbeitern nähern. Die Jugendlichen gehen
ebenfalls sehr locker mit den Bestimmungen um und betreten in Gruppen
die Apotheke. Das belastet unsere Mitarbeiter zusätzlich. Schön ist
allerdings, dass die meisten mit viel Verständnis reagieren und nicht
gleich fünf Packungen eines einzigen Produktes kaufen. Wir erklären
den Patienten immer wieder, dass dreißig Sekunden intensiv die Hände
zu waschen als Maßnahme wirksamer ist statt Desinfektionsmittel zu
kaufen, welches jetzt dringend in Praxen und Krankenhäusern gebraucht
wird.“ Trotz der Anspannung ist der Betrieb in geregelten Bahnen
möglich und auch bei den Apotheken wird mit Ruhe, Zeit und guten
Nerven die Krise gemeistert.

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

28 folgen diesem Profil