Besorgniserregender Fokus
Kreispolizei stellt die Verkehrsunfallstatistik 2019 vor

Verkehrssicherheitsberater Gerd Zöller, Olaf Maczey (stellvertretender Leiter der Direktion Verkehr) und Landrat Sebastian Schuster (v.li.) mit den „Rauschbrillen“. | Foto: Woiciech
  • Verkehrssicherheitsberater Gerd Zöller, Olaf Maczey (stellvertretender Leiter der Direktion Verkehr) und Landrat Sebastian Schuster (v.li.) mit den „Rauschbrillen“.
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Rhein-Sieg-Kreis -

Neben erhöhter Geschwindigkeit bleiben Alkohol und Drogen am Steuer
eine der Hauptursachen bei Verkehrsunfällen. Wenn noch Tote und
Schwerverletzte dazukommen, wird es gleich doppelt schlimm - nicht nur
für Opfer und deren Angehörigen, nein, ebenfalls auch für den
Unfallverursacher. Das beste Beispiel dafür zeigt ein Ereignis, das
sich im April 2019 in Troisdorf abspielte, als ein stark
alkoholisierter Autofahrer nachmittags mehrere Pedelec-Nutzer an einer
Ampel verletzte, wobei eine Person sogar starb. Immer wieder müssen
Polizisten im Einsatz bei der Verkehrsüberwachung immense Verstöße
erleben. Sicherlich sind bei den über 30.000 Vorkommnissen knapp
25.400 repressive Maßnahmen auf unverhältnismäßig hohe
Geschwindigkeit zurückzuführen, doch in rund 500 Fällen spielten
Drogen- und Medikamenteneinfluss eine Rolle. So staunten die Beamten
nicht schlecht, als sie im vergangenen Jahr am Kreisel im Bereich
Neuenhof unter anderem einen Kurierfahrer erwischten. „Der hatte die
Drogen sogar noch im Handschuhfach“, erläuterte Stefan Birk,
Pressesprecher der Kreispolizeibehörde bei der Präsentation der
Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2019. Erschreckend ist
gleichzeitig, wenn die Begebenheiten nicht „nachts in einer dunklen
Ecke passieren“, im Gegenteil, es rückt die Zeit von 11 bis 16 Uhr
tagsüber in den Brennpunkt. Kein Wunder also, dass nicht nur in
diesem Bereich, sondern auch bei der Ablenkung durch die Nutzung von
mobilen Endgeräten die Kontrollmaßnahmen intensiviert werden.

Um jedoch etwas verändern zu können, muss man schon früh ansetzen.
Hier greift die Verkehrssicherheitsarbeit als ein wichtiges Instrument
und umfasst den Unterricht in Kindergärten bis Radfahrausbildungen an
Schulen, ferner die eindringlichen „Crash-Kurs“-Veranstaltungen.
Gerd Zöller ist als Verkehrssicherheitsberater tätig und klärt
darüber hinaus Jugendliche, ebenso junge Erwachsene über die
Gefahren von Rauschzuständen auf. „Manchmal ist die Einstellung des
Nachwuchses sehr interessant. Das Rauchen wird verteufelt, aber ein
Joint kann nicht schlimm sein, da Drogen wie Marihuana derzeit auch in
der Medizin eingesetzt werden“. Um den Zustand von Alkoholgenuss zu
simulieren, nutzt Gerd Zöller sogenannte „Rauschbrillen“. Anhand
von zwei verschiedenen Modellen haben Tester die Möglichkeit, sich
„beschwipst“ oder „besoffen“ zu fühlen. „Interessant ist es
nicht nur für den, der die Brille anhat, auch für alle anderen, die
zuschauen. Denn schnell wird klar, dass man kein Auto mehr fahren
kann, wenn man nicht mal mehr einen Löffel in eine Tasse bekommt oder
jemandem die Hand geben kann“.

Für Landrat Sebastian Schuster ist die Senkung der Promillegrenze im
Laufe der letzten Jahre ein wichtiges Signal: „In der Gesellschaft
ist es angekommen, dass man vernünftig damit umgeht“. Doch
insgesamt hat der oberste Chef der Polizeibehörde noch weitere gute
Nachrichten im Hinblick auf die Statistik. Obwohl die Gesamtzahl der
Verkehrsunfälle in der Region um sieben Prozent auf 10.161
angestiegen ist, zeigt die Entwicklung der Personenschäden
Rückläufigkeit. Im Gegensatz zu 2018, wo es 1.364 Verunglückte gab,
waren es 2019 „nur“ 1.273. Trotz der positiven Entwicklung lassen
sich im Bereich Kinder, Jugendliche und Senioren, als Fußgänger oder
Fahrrad-/Pedelec-Fahrer, eher eine ungünstige Lage beobachten. Bei
den jungen Erwachsenen zählt man hingegen weniger Verletzte bei
Verkehrsunfäl-

len. Ein großes Problem bleiben indessen die Unfallfluchten, die etwa
22 Prozent ausmachen. Hier konnten allerdings mehr als 72 Prozent bei
Ereignissen mit Personenschaden ermittelt und zur Rechenschaft gezogen
werden. Damit liegt das Verkehrskommissariat der Polizei im
Rhein-Sieg-Kreis mit ihrer Aufklärungsquote an zweiter Stelle im Land
NRW.

Die komplette Statistik ist zu finden unter
www.rhein-sieg-kreis.polizei.nrw/artikel/verkehrsunfallstatistik

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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