Spektakuläres Ereignis
Totale Mondfinsternis am frühen Morgen des 21. Januar

Mondfinsternis - der Erdtrabant im Kernschatten der Erde. | Foto: Volkssternwarte Rothwesten/Ralf Gerstheimer
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  • Mondfinsternis - der Erdtrabant im Kernschatten der Erde.
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Am Montag, 21. Januar, wird sich eine in Deutschland relativ gut
sichtbare totale Mondfinsternis ereignen ‒ sofern das Wetter
mitspielt. Der Mond taucht dann in den Erdschatten ein und verfärbt
sich. Ein Vorgang, der die Menschheit seit jeher fasziniert.

"Das Ereignis einer Mondfinsternis hat die Menschen seit jeher
fasziniert und sie in früheren Zeiten oft in Furcht und Schrecken
versetzt. Eine totale Mondfinsternis, bei der der Mond komplett in den
Kernschatten der Erde eintritt und die Vollmondscheibe eine
bräunliche, kupferrote bis strahlendorangene Farbe annimmt, galt etwa
in der antiken Welt als ein Zeichen der Götter, die im Himmel
residierten und von dort aus übermächtig in das irdische Geschehen
eingriffen", erklärt Astronom und Planetenforscher Dr. Manfred Gaida
vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn.

Wenn der Mond in den Schatten tritt

Da der Mond während der Finsternis mit 357.000 Kilometer Distanz in
Erdnähe steht und in deren Verlauf zum westlichen Horizont
"absteigt", könnte es sein, dass er dem Betrachter mit bloßen Auge
ein wenig größer und auffallender erscheint, als wenn er sich weiter
weg von unserem Heimatplaneten befände. In Mitteleuropa dürfen wir
uns jedenfalls auf die frühen Morgenstunden des 21. Januars freuen,
wenn der Erdbegleiter für eine gute Stunde in den Kernschatten der
Erde eintaucht und sich braun- bis kupferrot verfärbt. Erst an
Silvester 2028 und in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember 2029
werden in Mitteleuropa zwei totale Mondfinsternisse stattfinden, die
ebenfalls günstig zu beobachten sein werden. Doch was passiert
eigentlich bei einer totalen Mondfinsternis?

Heute weiß man, dass die Ursache für die geheimnisvolle Färbung des
Mondes bei seinem "Verschwinden" darin liegt, dass das langwellige
rote Licht der Sonnenstrahlen gebrochen und in Richtung der
Oberfläche des Erdbegleiters gelenkt wird, während die kurzwelligen
blauen Lichtwellen vollständig in der Erdatmosphäre gestreut werden.
Zusätzlich sorgen Staub, Asche und Aerosole in der Hochatmosphäre
für die satte Farbe, die die Mondfinsternis zu einem spektakulären
Ereignis werden lässt. Ein Astronaut, der zur gleichen Zeit auf dem
Mond stände und in Richtung Erde blickte, sähe die Nachtseite der
Erde, umsäumt von einem rötlich schimmernden dünnen Lichtsaum ‒
eine totale Sonnenfinsternis.

Der Verlauf der Mondfinsternis am 21. Januar
2019

Um Mitternacht erreicht der Vollmond im Süden eine Höhe von rund 60
Grad über dem Horizont und sinkt dann bis zu seinem Untergang um 8.19
Uhr (alle Zeitangaben in MEZ, für 50 Grad Nord und 10 Grad Ost)
langsam zum westlichen Horizont hin ab. Kurz nach halb vier morgens,
um 3.35 Uhr, beginnt die Finsternis, wenn der Mond in südwestlicher
Richtung gut 40 Grad am Himmel hoch in den Halbschatten der Erde
eintritt. Eine Stunde später, um 4.34 Uhr, hat sein Rand die
Kernschattenzone erreicht, in die er nun eindringt, bis er um 5.41 Uhr
darin vollständig eingetaucht ist. Jetzt ist der Mond ganz
verfinstert und wird es noch bis 6.44 Uhr bleiben.

Dann tritt er allmählich auf der anderen Seite aus dem Kernschatten
aus, wenige Minuten bevor die so genannte bürgerliche Dämmerung
anbricht. Um 7.51 Uhr hat unser Erdbegleiter schließlich den
Kernschatten komplett verlassen: Inzwischen steht der Mond nur noch
wenige Grad über den Horizont. Um 8.19 Uhr geht er dann infolge der
weiter fortgeschrittenen Erdrotation Richtung Westnordwest unter. Zu
diesem Zeitpunkt ist die Halbschattenfinsternis noch im Gange; sie
endet erst, für uns nicht mehr sichtbar, um 8.50 Uhr, wenn
hierzulande die ersten Sonnenstrahlen bereits den winterlichen
Erdboden erwärmen.

Tipps für die Beobachtung:

Die Beobachtungsbedingungen für die Finsternis sind in ganz
Deutschland, klare Sicht vorausgesetzt, im Wesentlichen gleich gut.
Während der Totalität ist der Norden etwas bevorzugt, denn dort
steht der Mond wenige Grade höher als in Süddeutschland. In jedem
Fall ist es notwendig, sich einen Beobachtungsplatz zu suchen, von dem
aus in südwestlich-westlicher Richtung ein freier Blick bis zum
Horizont ohne störende irdische Lichtquellen möglich ist. Noch
beeindruckender ist gleichwohl die Beobachtung mit einem Fernglas. Auf
der Seite
www.Timeanddate.de  kann man
sich den Verlauf und die Zeiten der Mondfinsternis für den jeweiligen
Standort anzeigen lassen.

Nähe zum Horizont lässt den Mond größer
erscheinen

"Die Finsternis am 21. Januar ereignet sich zu einem Zeitpunkt, an dem
der Mond den erdnächsten Abschnitt seiner Bahn in rund 357.000
Kilometern Distanz durchläuft und daher ein klein wenig größer
erscheint als in Erdferne, so als hätte man eine Zwei-Euro-Münze vor
sich statt einer Ein-Euro-Münze", erläutert DLR-Astronom Manfred
Gaida. Dieser, für das bloße Auge kaum wahrzunehmende
Größenunterschied, der übertrieben gern als Supermond bezeichnet
werde, wird durch die sogenannte Mondtäuschung verstärkt. Diese
optische Täuschung lässt uns den Mond nah am Horizont auffallend
größer erscheinen, als wenn er hoch am Himmel steht. Am Ende der
totalen Phase steht der Mond auf Sylt immerhin noch 15 Grad, im
bayerischen Oberstdorf dagegen nur 12 Grad über dem Horizont. An dem
wahren Durchmesser der Mondscheibe ändert sich allerdings bei dieser
Täuschung nichts, lediglich am Eindruck.

Im Osten ein weiteres spektakuläres astronomisches
Ereignis

Gegen Ende der Mondfinsternis kann man schon ab etwa einer Stunde vor
Sonnenaufgang im Osten, also in der gegenüberliegenden Blickrichtung,
in der Morgendämmerung eine seltene Planetenkonstellation beobachten.
In diesen Tagen kommen sich die beiden hellsten Planeten am Firmament,
Venus und Jupiter, scheinbar sehr nahe. Am Dienstag, 22. Januar, sind
sie nur einen Winkelabstand von 2,5 Grad voneinander entfernt und
bilden bei klarer Sicht zwei nicht zu übersehende helle, markante
Lichtpunkte. Die beiden ähnlich hellen Lichtscheibchen sind
tatsächlich aber zwei von der Sonne angestrahlte, ganz
unterschiedlich große Planeten.

Die Venus ist mit einem Durchmesser von 12.100 Kilometer etwa so groß
wie die Erde, wohingegen Jupiter, der größte Planet des
Sonnensystems, mit 143.000 Kilometern einen fast zwölfmal so großen
Durchmesser hat - und die beiden Planeten sind sehr weit voneinander
entfernt. Venus nimmt an diesen Tagen von der Erde aus gesehen den
größten seitlichen Abstand von der Sonne ein, von der sie nur 108
Millionen Kilometer trennen. In einem Fernrohr erscheint sie deutlich
als "Halbvenus". Jupiter hingegen ist mit 780 Millionen Kilometer etwa
sieben Mal weiter von der Sonne entfernt.

Mondfinsternis genau sechs Monate vor dem Jubiläum der ersten
Mondlandung vor 50 Jahren

Die Mondfinsternis am 21. Januar findet exakt sechs Monate vor den
Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der ersten Mondlandung statt. Am 21.
Juli 1969 betrat um 3.56.20 MEZ Neil Armstrong als erster Mensch den
Mond. 382 Kilogramm Gestein und Mondstaubproben brachten die insgesamt
zwölf NASA-Astronauten von sechs erfolgreichen Landungen zwischen
1969 und 1972 vom Mond zur Erde, wo das Material eingehend analysiert
wurde und Einblicke in die Geschichte der frühen Erde vor mehr als
vier Milliarden Jahren gewährte. Diese Gesteinsproben vom Mond, über
die seit Millionen und Milliarden Jahren immer wieder der Erdschatten
bei einer Mondfinsternis hinweg zog, sind nun gewissermaßen Teil der
Erde geworden; gelegentlich wird deshalb der Mond als Ganzes als deren
"achter Kontinent" bezeichnet.

 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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