Digitalisierung in NRW
Ein Blick auf den Status Quo

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Nordrhein-Westfalen gehört zu den Vorreitern bei der
Digitalisierung. Trotzdem gibt es in dem Bundesland große
Unterschiede. Nachholbedarf ist gerade im Bildungsbereich
vorhanden.

Die Digitalisierung schreitet in Nordrhein-Westfalen, dem
einwohnerstärksten Bundesland der Republik, unaufhaltsam voran. In
den letzten Jahren hat das Land vor allem als Digitalstandort national
sowie international an Bedeutung gewinnen können. In Zukunft will NRW
diese Position weiter ausbauen und sich zu einem attraktiven Standort
für die Digitalbranche entwickeln. Doch bis dahin bedarf es auch hier
weiterer Ausbaumaßnahmen im Digitalbereich, um neben der Wirtschaft
vor allem die öffentlichen Sektoren fit für die damit verbundenen
Herausforderungen zu machen.

Zahlreiche Initiativen haben die Digitalisierung in
Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren gestärkt. Insbesondere
die Unternehmen besitzen im direkten Bundesvergleich eine
federführende Rolle. Dabei ist die Bedeutung der Digitalisierung in
den Betrieben angekommen, wie aktuelle Zahlen zeigen. So sehen
immerhin 54 Prozent der Firmen, unabhängig von Größe und Branche,
die Digitalisierung als unabdingbaren Bestandteil der eigenen
Geschäftsstrategie an. Damit ist die Digitalisierung in deutlich mehr
Unternehmen des Bundeslandes präsent als im Bundesvergleich, wo sich
der Anteil auf 45 Prozent der Firmen beläuft.

NRW im Digitalisierungsindex vorn

Die Bemühungen sowie die konsequente Ausrichtung der Unternehmen
machen sich derweil bezahlt. Demnach kann sich das Land im
Bundesvergleich auch im Digitalisierungsindex durchsetzen. Zwar liegt
NRW mit 56 von 100 zu erreichenden Punkten wirklich nur geringfügig
vorn, trotzdem zeigt das Ergebnis, das die Investitionen in den
digitalen Ausbau Früchte tragen. Das sind die Kernergebnisse der
Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2018“, die im Auftrag
von der Deutschen Telekom von der Organisation techconsult
durchgeführt wurde. Es ist das erste Mal, dass die Studie gezielt auf
die regionalen Entwicklungen eingeht und damit einen Vergleich der
Bundesländer möglich macht.

Branchenübergreifend haben die Unternehmen erkannt, welche Chancen
Ihnen die Digitalisierung bringt. Besonders der Handel setzt dabei
verstärkt auf eine Kombination aus lokalem Geschäft und
Onlinehandel. Durch die Verzahnung beider Absatzwege wollen sich die
Handelsunternehmen in NRW vorrangig die Wettbewerbsfähigkeit auf dem
nationalen und internationalen Markt erhalten. Neben dem Handel hat
auch das Gastgewerbe die Bedeutung der Digitalisierung für die eigene
Zukunftsstellung erkannt und versucht diese konsequent einzubeziehen.
Gerade in dieser Branche gibt es aber weiterhin Aufholbedarf.

Dienstleistungs- und Gesundheitsbranche in NRW deutschlandweit auf
Platz eins

Eine Branche, aus der Digitalisierung und die damit verbundenen
Möglichkeiten kaum wegzudenken sind, ist der Dienstleistungs- und
Gesundheitsbereich. Hier nimmt das Bundesland im Deutschland-Vergleich
mit sichtbarem Vorsprung den ersten Platz ein. Während die Branche im
Bundesdurchschnitt in der jüngsten Digitalisierungsstudie nur auf 56
Punkte kommt, kann NRW allein hier bereits auf 58 Punkte verweisen.

Doch auch innerhalb der Branche gibt es Unterschiede. Auf dem ersten
Platz liegt klar die Versicherungswirtschaft Nordrhein-Westfalens. Sie
hat sich zu einem der Vorzeigebeispiele entwickelt, wie digitale
Lösungen in den Dienstleistungsbereich eingebunden werden können.
Die Versicherungswirtschaft setzt den digitalen Ansatz sehr
vielfältig um und hält hier neben den Telematiktarifen, die sich
gerade auf dem Markt der Kfz-Versicherungen durchsetzen, auch eigene
Gesundheitsapps für ihre Mitglieder bereit. Immer häufiger erfolgt
der Datenaustausch bei den Versicherern zudem digital, sodass wichtige
Patienteninformationen innerhalb kurzer Zeit zwischen den Lebens- und
Krankenversicherern abgeglichen werden können.

Auch die Baubranche und die Industrie des Bundeslandes haben in den
letzten Jahren aufholen können. Allerdings schaffen es die
Unternehmen hier bislang noch nicht, sich von dem bundesweiten
Durchschnitt abzuheben und rangieren mit 56 Punkten im Mittel.

Landesregierung subventioniert Bemühungen bei der Digitalisierung

In den Unternehmen Nordrhein-Westfalens herrscht eine regelrechte
digitale Aufbruchstimmung. Um diese zu erhalten und die
Spitzenposition im Bundesvergleich weiter auszubauen, fördert die
Landesregierung die Entstehung und Umsetzung digitaler
Geschäftsmodelle in kleinen Firmen sowie mittelständischen
Betrieben. Für die Unterstützung der Unternehmen wurde das
Förderprogramm
„Mittelstand.innovativ!“
ins Leben gerufen. Die Koalition der Landesregierung hat sich darauf
verständigt, bis zum Jahr 2025 die Digitalisierung konsequent
auszubauen. Hierfür ist eine Investitionssumme von rund sieben
Milliarden Euro vorgesehen. Darüber hinaus können die Unternehmen
auf EU-Fördergelder ausweichen.

Digitalisierung an Schulen in NRW mit deutlichem
Verbesserungspotenzial

Während die Unternehmen in Nordrhein-Westfalen deutschlandweit eine
führende Position bei der Digitalisierung einnehmen, sieht es auf
Seiten der Schulen anders aus. Gerade die Lehrer bekommen von den
Investitionen in den digitalen Bereich nur wenig mit. Doch auch die
digitale Ausstattung für die Schüler erfüllt längst nicht die
Erwartung. So können zwei Drittel der Schulklassen nicht auf eigene
Tablets zurückgreifen. Auch die Lehrer haben meistens keinen Zugriff
auf einen eigenen Dienst-PC und müssen hier entweder auf
Gemeinschaftslösungen oder auf die privaten Geräte ausweichen.

Eine große Schwachstelle bei der Digitalisierung in den Schulen
bleibt leider ein
schneller
Internetzugang
. Viele Schulen sind noch nicht mit diesem
versehen, wodurch letzten Endes eine wichtige Grundlage fehlt. Die
Defizite an den Schulen sind nicht nur innerhalb des Landes im
Vergleich mit anderen Branchen vorhanden, sondern zeigen sich auch
beim Blick auf die bundesweite Gesamtsituation. Gerade die Lehrer
müssen hier bei der Gegenüberstellung mit Kollegen in anderen
Bundesländern noch immer zurückstecken.

Während bundesweit im Durchschnitt jede fünfte Schule für ihren
Lehrer einen eigenen Dienst-PC bereithält, ist es in NRW nur jede
zehnte Bildungseinrichtung. Weiterhin besitzen 27 Prozent der
Lehrkräfte in NRW keine eigene E-Mailadresse an der Schule. Der
Anteil liegt deutlich über dem deutschlandweiten Durchschnitt, der
sich auf 19 Prozent beläuft.

WLAN und schnelles Internet nicht in allen Lehrräumen

Für die Lehrer ist es nach Angaben der Studienautoren aufgrund der
Defizite schwer, moderne Unterrichtsmethoden umzusetzen, wenn sich
gerade bei der digitalen Grundausstattung der Schulen solche Defizite
zeigen. So erklärten 69 Prozent der befragten Schulleitungen, dass es
an den Bildungseinrichtungen nicht in allen Fachräumen ein
funktionstüchtiges WLAN-Netz gibt. Das macht den Einsatz von Tablets
und Smartphones flächendeckend nicht möglich. Doch auch bei den
Klassensätzen von Tablets müssen sich die Schulen in NRW in
Zurückhaltung üben. Wie auf Bundesebene gibt es diese bei zwei
Dritteln der Schulen nicht für alle Klassen.

Wann die Bildungseinrichtungen in NRW hier aufholen und welche Schulen
von dem
Digitalpakt
der Regierung
profitieren werden, ist bislang weitgehend
offen.

Verwaltung will durch digitale Lösungen effizienter und einfacher
werden

Die Digitalisierung ist längst nicht mehr nur ein Thema, das die
freie Wirtschaft und den Bildungssektor interessiert, sondern auch in
den öffentlichen Verwaltungen angekommen ist. Die Verwaltung in NRW
hat sich hier eine konsequente Umsetzung für das E-Government-Gesetz
entschieden. Durch die Umsetzung des Gesetzes soll die
Landesverwaltung in den kommenden Jahren digital werden. Die
Verantwortlichen erhoffen sich dadurch vor allem eine einfachere und
effizientere Umsetzung.

Derweil setzt die Landesregierung alles daran, um den
Digitalisierungsprozess
in den Behörden und Ämtern
zu beschleunigen. Bürger und
Bürgerinnen sollen dadurch einfacher auf diverse Serviceangebote
zurückgreifen können. Doch nicht nur die Bürger NRWs sollen von
einer digitalen Verwaltung profitieren, sondern auch die Mitarbeiter
in den Behörden. Für sie soll durch den Ausbau ein
zukunftsorientierter, moderner Arbeitsplatz entstehen, der sämtliche
digitalen Grundlagen mitbringt. Schon im Dezember 2018 hat die
Landesregierung hierfür die E-Government-Strategie beschlossen und
erste Maßnahmen daraus umgesetzt.

Bis zum Jahr 2025 soll die
Digitalisierung
in Nordrhein-Westfalens Verwaltungen
erfolgreich abgeschlossen
sein. Hierfür wurde das Programm „Digitale Verwaltung NRW“ auf
den Weg gebracht, unter dessen Dach die verschiedenen Maßnahmen
gebündelt werden. Die Digitalisierung der Verwaltung in NRW kommt
letzten Endes auch der Wirtschaft zugute. Unternehmen können viele
behördliche Schritte dadurch einfacher vornehmen und der
Verwaltungsaufwand insgesamt lässt sich deutlich eindämmen. Um dies
zu bewerkstelligen, sollen in den kommenden Jahren interne Prozesse
weiter optimiert werden. Als Basiskomponenten sieht die
Landesregierung dabei selbst sowohl die E-Akte als auch die E-Rechnung
an. Dabei sind sich die Verantwortlichen bewusst, dass es vor allem
nachhaltige Strategien braucht, um die Digitalisierung wirklich
erfolgreich auf den Weg zu bringen.

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Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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