Schlaufenster
Kastanien, Eicheln und Bucheckern

Nun ist es schon richtig herbstlich draußen und die Wälder
leuchten herrlich bunt mit ihren farbenfrohen Blättern. Jetzt ist
auch die Zeit, zu der man überall im Wald Kastanien, Eicheln und auch
Bucheckern findet. Diese sind nicht nur sehr gut zum Basteln geeignet,
sondern erfüllen noch einen ganz anderen wichtigen Zweck. Heute
wollen wir euch erklären, wie aus „Kastanie & Co“ ein neuer Baum
entsteht und welche Tiere diese Baumfrüchte besonders gern
verspeisen.

Kastanien, Eicheln und Bucheckern sind, wie schon erwähnt, also nicht
nur zum Sammeln und Basteln da, sondern sie sind natürlich in erster
Linie Früchte der jeweiligen Bäume. Dies bedeutet, dass aus ihnen
neue kleine Bäumchen, also Kastanienbäume, Eichen oder Buchen,
wachsen. Fangen wir mit den Kastanien an. Sobald die Früchte mit
ihren stacheligen dicken Hüllen von den Kastanienbäumen fallen,
platzen sie auf und die braunen glänzenden Kastanien kommen zum
Vorschein. Ein Großteil der Kastanien wird von Wildschweinen
verspeist oder von Eichhörnchen als Wintervorrat gesammelt. Auch
Dachse und Rehe lieben Kastanien als leckere Mahlzeit. Gerne werden
Kastanien auch von Kindern beim Spaziergang eingesammelt und dann zum
Basteln verwendet. Doch viele Kastanien bleiben auch ungenutzt auf dem
Waldboden liegen. Im Winter werden sie dann von Schnee bedeckt und
fangen im Frühjahr, sobald sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen, an
zu keimen. Schnell bilden sie erste zarte Wurzeln, die in die Erde
eindringen und versuchen dort Fuß zu fassen. Etwas später wachsen
dann die ersten grünen Triebe und ein neues Bäumchen entsteht, aus
dem dann mit etwas Glück später eine schöne große Kastanie wird.

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Nun fragt man sich, wieso es möglich ist, dass sich plötzlich
Wurzeln aus der Baumfrucht bilden. Dies liegt daran, dass sich bei der
Bildung der Kastanie im Sommer wichtige Nährstoffe in ihr
angereichert haben, die es dann möglich machen, dass die Frucht trotz
eines harten Winters im Frühjahr ausschlagen kann. Dies ist übrigens
bei der Eichel genauso. Auch hier befinden sich die wichtigen
Nährstoffe innerhalb der Eichel, die ebenfalls im Frühjahr keimen.
Natürlich wird nicht aus jeder Kastanie oder Eichel immer auch ein
Baum, denn durch Wind, Wetter und Waldtiere werden auch viele kleine
Baumpflänzchen zerstört.

Die Früchte der Buche heißen Bucheckern und diese sind ebenfalls
sehr fetthaltig und nahrhaft und dienen daher auch vielen Tieren im
Herbst und Winter als Nahrung. Früher haben die Menschen Bucheckern
sogar gepresst und als Speise- und auch Lampenöl verwendet. In den
schweren Kriegsjahren wurden Bucheckern auch geröstet und als
Kaffee-Ersatz getrunken. Es gibt übrigens Jahre, in denen man
besonders viele Bucheckern im Wald findet. Etwa alle fünf bis sieben
Jahre ist das der Fall und man bezeichnet diese Jahre als
„Mastjahre“. Der Baum produziert im Mastjahr mehr Früchte als die
Tiere überhaupt fressen können. Daher bleiben viele Samen unversehrt
und gelangen so in den Erdboden.

Und jetzt kommt wieder das Wunder der Natur ins Spiel: Damit nicht
alle Früchte gleichzeitig keimen, legt ein Teil der Bucheckern eine
so genannte „Samenruhe“ ein. Dies bedeutet, dass diese Früchte
erst im nächsten oder vielleicht sogar erst im übernächsten Jahr
keimen. So hat ein größerer Teil der Jungpflanzen eine
Überlebenschance, da sie sich nicht gegenseitig Licht und Luft
wegnehmen. Die „Mastjahre“ sind für die Waldtiere besonders
entspannte Jahre, da sie sich große Vorräte anlegen können und
jederzeit ohne Anstrengung reichlich Nahrung finden.

Nach einem „Mastjahr“ folgen dann aber einige Jahre, in denen es
erheblich weniger Bucheckern gibt, da die Bäume erst wieder „zu
Kräften“ kommen müssen. Diesen genialen „Trick der Natur“ kann
man auch bei vielen anderen Bäumen, wie der Kastanie oder dem Ahorn,
beobachten. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie die Natur
sich trotz Klimaveränderungen und unschönen Umwelteinflüssen
„durchkämpft“ und regelrechte „Überlebensstrategien“
entwickelt. Umso mehr ein Grund, unsere Natur wo immer es geht zu
schützen!

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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