Nach Corona-Verschiebung
Olympioniken Cecile Pieper und Felix Streng im Interview

Cécile Pieper spielt Hockey beim Rot-Weiß Köln. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro holte sie sich mit der Hockeymannschaft die Bronzemedaille. | Foto: OSP RHEINLAND
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  • Cécile Pieper spielt Hockey beim Rot-Weiß Köln. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro holte sie sich mit der Hockeymannschaft die Bronzemedaille.
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Köln/Leverkusen - Die Olympischen Sommerspiele sollten eigentlich in diesem Jahr vom
24. Juli bis 9. August in Tokio die (Sport)Welt begeistern - das
Corona-Virus machte aber auch hier einen Strich durch die Rechnung des
IOC. Die Spiele sind verschoben und finden nun vom 23. Juli bis 8.
August 2021 statt. Wie haben die Athleten die Zeit bis zur
Entscheidung erlebt und wie geht es für sie weiter. Die Rheinischen
Anzeigenblätter fragten nach - bei Hockey-Nationalspielerin Cécile
Pieper von Rot-Weiß Köln und bei Felix Streng, Leichtathlet vom TSV
Bayer 04 Leverkusen und Teilnehmer der Paralympischen Spiele.

 

Cécile Pieper: „Man wird wirklich kreativ“

Wie sahen die letzten Wochen bei Ihnen aus ?

In den letzten Wochen standen vor allem die gesundheitlichen,
aktuellen Entwicklungen im Vordergrund. Natürlich habe ich versucht
möglichst intensiv zu trainieren und mich vorzubereiten, denn bis zu
der offiziellen Entscheidung der Verschiebung, mussten wir von einem
Start im Juli ausgehen. Die Ungewissheit war ein komisches Gefühl,
denn mit Hinblick auf die aktuellen Geschehnisse, war die Verschiebung
ja keine Überraschung, man hing trotzdem ein wenig in den Seilen. Das
Training wurde natürlich nach und nach stark eingeschränkt.
Hockeytraining war und ist auch weiterhin nicht möglich, da die
Sportvereine geschlossen sind und wir ja auch gar nicht in einer
Gruppe trainieren können. Deshalb stand das Athletiktraining
imOlympioniken Cecile Vordergrund. Ich habe zum Beispiel eine
Langhantel, Kurzhanteln, Medizinbälle und allerlei
Trainingsmaterialien in meine Wohnung geholt um zuhause Krafttraining
zu machen. Da wird man wirklich kreativ! Ganz viel Yoga und Dehnen und
die Läufe oder das Sprinttraining waren dann bisher immer mein
einmaliger täglicher Ausflug ins Freie.

Was bedeutet die Verschiebung von Olympia nach 2021 für Sie?

Es bedeutet jetzt zunächst erstmal Klarheit, was eine gute Sache
ist. Es ist die absolut richtige Entscheidung, denn in diesem Jahr
kann der Sport in solch einer Lage, wie wir sie gerade erleben, nicht
in den globalen Vordergrund rücken. Es bedeutet für uns Athleten
natürlich aber auch eine Umstellung. Wir müssen ganz neu planen. Es
gibt noch viele Unsicherheiten wie zum Beispiel die Ansetzung unserer
Bundesliga und der Pro League (internationale Liga). Dahingehend, wird
es nochmal zusätzliche Sicherheit geben, wenn feststeht, wann genau
die Olympischen Spiele 2021 stattfinden. Hinzukommt, dass wir alles
außerhalb des Hockeys natürlich auf Juli 2020 abgestimmt hatten. In
meinem Falle ist es so, dass ich ab September meine Masterarbeit bei
einem Unternehmen schreiben wollte. Das muss ich jetzt noch einmal neu
überdenken und alles herum noch einmal neu basteln.

Wurden Sie als Athletin vorab nach Ihrer Meinung zur Entscheidung
gefragt?

Ja, wir wurden alle einzeln mittels eines Fragebogens des DOSB zur
unserer Meinung befragt. Dieser kam aber kurz bevor die Verschiebung
bekannt gegeben wurde, von daher hatte er keinen großen Einfluss
mehr. Ich hatte jedoch jederzeit die Möglichkeit mich zu äußern,
vor allem innerhalb unserer Mannschaft. Die jeweiligen
Mannschaftsführer standen in regem und sehr regelmäßigem Kontakt
mit dem DOSB und haben sich auch untereinander besprochen. Da hat ein
Austausch stattgefunden und den Athleten wurde zugehört.

Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Olympia-Verschiebung für
Sie?

Sportlich bedeutet das natürlich vor allem eine Umstellung des
Trainings. Da der Höhepunkt Olympia sich jetzt um mindestens zwölf
Monate nach hinten verschiebt, müssen die Umfänge und Inhalte neu
angepasst werden. Was das wirtschaftliche angeht, erhalten wir als
Nationalspieler durch die Sporthilfe und hier in Köln die NRW
Stiftung, eine super finanzielle Unterstützung auf unserem Weg nach
Tokyo. Wie das nun alles genau weitergeht wird sich zeigen, wenn sich
die Gesamtsituation in der Welt und der Wirtschaft wieder
einigermaßen eingependelt hat.

Felix Streng: Aus schwierigen Umständen das Beste machen

Wie sahen die letzten Wochen bei Ihnen aus?

Vor einigen Wochen sind wir nach Südafrika ins Trainingslager
gereist, um dort bei besten Bedingungen für drei Wochen zu trainieren
und uns bestmöglich auf die paralympischen Spiele vorzubereiten. Doch
dann wurde die Corona-Situation sehr schnell ernster. Innerhalb von
zwei Tagen entschieden sich unsere betreuenden Ärzte vor Ort, dass
das Risiko zu groß für uns Athleten wäre. Zurück in Deutschland
wollten wir natürlich weiter auf unser Ziel hinarbeiten und
trainieren! Aber alle Sportanlagen wurden aus Sicherheitsgründen
geschlossen. Ich trainierte alleine draußen im Park, im Wald und in
meiner Wohnung so gut es ging weiter. Da habe ich Glück mit meiner
Sportart, dem Sprinten: Läufe und Sprünge kann ich fast überall
machen. Dennoch war es kaum möglich, das Training auf dem Level zu
halten, das wir in unserem Trainingsalltag auf den Sportanlagen haben.
Mir fehlen die Tartanbahn, der Startblock und der komplette
Fitnessraum mit seinen Gewichten und den speziell für Leichtathleten
entworfenen Geräten.

Was bedeutet die Verschiebung von den Paralympics nach 2021 für
Sie?

Nach den Weltmeisterschaften im November letzten Jahres habe ich
zwei Wochen Pause gemacht, bevor ich dann mit meiner Vorbereitung für
diese Saison begonnen habe. Diese lief soweit richtig gut, ich hatte
wenig Trainingsausfälle und habe mich sehr auf die Saison und die
paralympischen Spiele, auf die ich jetzt vier Jahre gewartet habe,
gefreut. Angesichts der aktuellen Umstände ist die Verschiebung der
Paralympics aber die einzig richtige Entscheidung gewesen. Für mich
bedeutet das trotzdem nicht, dass ich jetzt aufhöre, zu trainieren.
Es ist wichtig, weiterhin fit zu bleiben und ich werde die Zeit
nutzen, um mich in konditionellen und technischen Aspekten weiterhin
zu verbessern. Dann liegt der Fokus eben auf dem nächsten Jahr!

Wurden Sie vorab nach Ihrer Meinung zur Entscheidung gefragt?

Ich als Athlet wurde nicht nach meiner Meinung zur Entscheidung
gefragt. Das finde ich aber auch völlig in Ordnung, weil es hier um
das Abwägen des gesundheitlichen Risikos geht.

Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Olympia-Verschiebung für
Sie?

Für einen Athleten ist es immer wichtig, möglichst gesund zu
bleiben, um möglichst viel trainieren und möglichst schnell
regenerieren zu können. Auch nur eine verpasste Trainingseinheit
lässt sich nicht wieder nachholen, da wir ja schon neun Mal die Woche
trainieren. Nun ist die neue Herausforderung, den Fokus noch ein Jahr
länger zu halten und wieder einen neuen Trainingsaufbau zu starten,
um gesund und fit für die Spiele zu sein und einer weiteren
paralympischen Medaille näher zu kommen.
Durch den Wegfall aller sportlichen Veranstaltungen und Wettkämpfe
ergeben sich für viele uns natürlich auch wirtschaftliche Engpässe,
denn durch das Antreten bei nationalen und internationalen
Wettkämpfen verdienen wir uns ein wenig Geld dazu. Da ich neben dem
Sport noch BWL an der Uni Köln studiere, bin ich froh, dass ich von
der Bundeswehr, der Sporthilfe und meinem Verein finanziell
unterstützt werde.
Aber wir als paralympische Athleten wollen mit gutem Beispiel
vorangehen und positiv in die Zukunft blicken. Für uns ist es ganz
normal, aus schwierigen Umständen das Beste zu machen.

 

Cécile Pieper spielt Hockey beim Rot-Weiß Köln. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro holte sie sich mit der Hockeymannschaft die Bronzemedaille. | Foto: OSP RHEINLAND
Felix Streng (100-Meter-Lauf, 200-Meter-Lauf,4 x 100-Meter-Staffel, Weitsprung) vom TSV Bayer 04 Leverkusen, holte bei den Paralympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro Gold in der 4 x 100m Staffel. | Foto: Thomas Faehnrich
Redakteur/in:

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