Verfault die Ernte auf den Feldern?
Problem bei Anwerbung der Saisonarbeiter

- Saisonarbeiter werden dringend benötigt, um die Ernte sicherzustellen.
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Rhein-Sieg-Kreis - Wie nicht anders zu erwarten, wirkt sich die Corona-Pandemie auch auf
die Unternehmen unserer Region aus. Besonders betroffen sind
Mittelständler und Familienbetriebe, die sich auf die
Ausnahmesituation einstellen und Vorbereitungen treffen müssen, um
auch eine wochen- wenn nicht sogar monatelange „Dürreperiode“ zu
überstehen.
Das Extra-Blatt hat stellvertretend für Landwirtschaftsbetriebe
unserer Region beim Familienbetrieb Engelshof in Niederkassel-Rheidt
nachgehakt.
Anders als beispielsweise in der Gastronomie haben die Landwirte
aktuell noch nicht unter Umsatzeinbrüchen zu leiden. Im Gegenteil:
„Es kommt in unserer Verkaufsstelle zwar noch nicht zu
Hamsterkäufen, jedoch ist bereits eine verstärkte Nachfrage an
unseren Produkten festzustellen“, fasst Hermann Engels, Chef des
Engelshofs, das aktuelle Kundenverhalten zusammen.
Andrea Hellmann, Verkäuferin im Rheidter Hofladen am Erdbeerfeld an
der verlängerten Markstraße, hat gehörigen Respekt vor Corona,
möchte jedoch den Kunden weiterhin den bewährten Service anbieten.
„Ich nehme die Verhaltensregeln natürlich sehr ernst; häufiges
Händewaschen und Anwendung von Desinfektionsmitteln sind ein
unbedingtes Muss“. Zudem achte sie darauf, dass sich die Kunden mit
genügendem Abstand im Verkaufsraum bewegen.
In den nächsten Wochen rechnet Hermann Engels jedoch mit erheblichen
Problemen “auf die wir im Moment noch keine Antwort haben“.
Gemeint ist damit insbesondere die Verfügbarkeit von rumänischen
Pflege- und Erntehelfern, die von den neuen Reisebestimmungen
betroffen sind. „Zur Sicherstellung unseres Betriebs und der
Versorgung sind wir bei der Pflege und Ernte unbedingt auf die Hilfe
unserer osteuropäischen Saisonkräfte angewiesen. Durch die
verschärften Ein- und Ausreisebestimmungen in den Herkunfts- und
Transitländern und in Deutschland ist es jedoch nicht möglich,
Helfer in genügender Anzahl zu gewinnen. Hier hoffen wir auf schnelle
Hilfe seitens der verantwortlichen Politiker. Über den
Obstbauernverband und den Rheinischen Landwirtschaftsverband werden
wir für leichtere Reisebedingungen kämpfen, um die Versorgung
weiterhin sicherzustellen“.
Den Vorschlag von Bundesministerin Julia Klöckner, freigewordene
Kräfte aus der Gastronomie für diese Aufgabe anzuwerben, sieht
Engels bislang als wenig erfolgsversprechend. Erstens sei damit ein
gewaltiger Verwaltungsaufwand verbunden, zweitens „zeigen
einheimische Arbeiter für diese Aufgabe nur wenig Interesse“.
Auch die beliebte Erdbeer-Selbstpflückaktion ist noch mit einem
großen Fragezeichen versehen. „Hier warten wir ebenfalls noch auf
Regelungen durch die Politik. Wir müssten für genügend Abstand
zwischen den Pflückern sorgen. Es wäre beispielsweise eine
Unterteilung in Areale denkbar, zu der nur eine bestimmte Anzahl an
Pflückern gleichzeitig Zutritt hat“.
Weitaus schwerwiegender sei jedoch das Problem mit den
Saisonarbeitern. Sollte hier die Politik nicht für schnelle Abhilfe
sorgen, müsste schlimmstenfalls die ganze Ernte ausfallen und die
Früchte würden auf den Feldern verfaulen“, so die Befürchtung von
Engels.
- Walter Mülhausen
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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