Mut machen
Podiumsdiskussion „Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt"

- Mary Kalakani, Moderator Dr. Peter Enzenberger, Yonas Weldemichael und Mohamad Nour el Dine (v.li.) in der Diskussion.
- Foto: Woiciech
- hochgeladen von RAG - Redaktion
Rhein-Sieg-Kreis - „Ich habe es geschafft. Du kannst es auch“, war der Titel einer
Podiumsdiskussion im Stadtmuseum. Die „Steuergruppe der Stadt
Siegburg“ organisierte diesen Abend rund ums Thema „Integration
von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt“. „Wir wollen Mut machen,
dass ihr Bemühen fruchtbar sein kann“, erläuterte Alexandra Haas
von der Volkshochschule Rhein-Sieg in ihrer Begrüßung. Das bunt
gemischte Publikum lauschte mit Spannung den Geschichten von drei
unterschiedlichen Menschen, die auf der Bühne ihre Erfahrungen
darlegten. „Wenn man die Sprache nicht kann, ist man machtlos. Man
will etwas sagen, kann es aber nicht. Dann halten die Menschen einen
für dumm. Sie haben keine Geduld“, erzählte Mary Kalakani. Sie
flüchtete bereits Ende der 1980er-Jahre mit ihren Kindern aus
Afghanistan. „Damals gab es hier keine Willkommenskultur. Jeder
musste sich selber helfen“. Sie brachte sich selbst mit Hilfe von
Wörter- und Kinderbüchern Deutsch bei und absolvierte später eine
Ausbildung zur Krankenschwester. Während dieser Zeit übten sie und
ihre Kinder kontinuierlich weiter, bis zu vier Stunden am Tag.
Mohamad Nour el Dine hingegen kam vor drei Jahren aus dem Libanon. Er
freute sich über eine Lehre als Fachverkäufer in der
Fleischabteilung des Lohmarer Lebensmittelmarktes Klein-Heßling. Im
August 2016 erhielt er den Abschiebeentscheid und musste nach
Frankreich zurück. Dank großer Unterstützung seines Chefs und einer
ehrenamtlichen Patin gelang es, dass er wieder nach Deutschland
durfte. „Die haben mir sehr geholfen. Heute habe ich einen Job, eine
Wohnung und konnte den Führerschein machen“.
Yonas Weldemichael flüchtete aus Eritrea und hatte zunächst England
als Ziel, doch war Deutschland einfacher zu erreichen. „Ohne Sprache
kann man nicht arbeiten“. Dann bekam er eine Ausbildung als
Maschinen- und Anlagenführer. Der Tenor war eindeutig: Die deutsche
Sprache ist als Voraussetzung unheimlich wichtig.
Da außerdem Unternehmer im Publikum saßen, wurde ebenfalls die
andere Seite beleuchtet. Inhaber Franz-Josef Gilgen beschäftigt rund
35 Nationen in seinem Bäckereibetrieb. Kurz umschrieb er seine
positiven Erfahrungen mit einem Angestellten aus Ghana, berichtete
aber auch von großen Problemen mit Behörden, zum Beispiel wegen der
Arbeitserlaubnis. Ferner ist Anja Kappes von der Erlebnisgastronomie
Kappes voller Lob für ihre Mitarbeiter, unter anderem aus Ghana und
Afghanistan. „Wie sind stolz auf die zwei, die bei uns tätig sind.
Es wird zu viel über einen Kamm geschert“. Am Ende kam Heinz Anton
Palkoska vom Vorstand der Interessengemeinschaft Kunststoff zu Wort.
Diese lassen die Migranten in der Ausbildung parallel Deutsch lernen.
„Wir haben beste Erfahrung gemacht, mit denen die wollen“. Der
Abend zeigte deutlich auf, wie Flüchtlinge und Migranten sich gut
integrieren und eine Bereicherung für die Zukunft des Arbeitsmarktes
sein können.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare