Flut-Madonna
Berge der verlorenen Erinnerungen

- Eine Geschichte, die bewegt: Ute Trimpert mit der „Flutmadonna“ von Heimerzheim in der Kardorfer Pfarrkirche,
- Foto: Frank Engel-Strebel
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Kardorf - (fes) Auf den ersten Blick sind es riesige Berge aus Schutt und
Sperrmüll, die sich in den von der Hochwasserkatas-trophe betroffenen
Gebieten auftürmen, für Ute Trimpert, Gemeindereferentin im
katholischen Seelsorgebereich Bornheim Vorgebirge sind es „Berge der
verlorenen Erinnerungen“. Denn hier türmen sich nicht nur
zerstörte Haushaltsgeräte oder Möbel auf, sondern auch alte
Fotoalben, Souvenirs oder geliebtes Kinderspielzeug.
Trimpert war und ist derzeit viel unterwegs in den besonders stark
getroffenen Swisttaler Ortsteilen Heimerzheim und Odendorf, um dort
das Seelsorgeteam zu unterstützen. Viele bewegende Gespräche habe
sie geführt, schilderte sie eindrucksvoll in der Kardorfer
Pfarrkirche St. Joseph.
Hier hatten Eva Festerling und Anne Lange, Mitglieder des
Liturgiekreises, zu einer Andacht eingeladen und dabei der
Hochwasseropfer gedacht. Die Andacht war Teil der Reihe
„Haltestelle“, die Ute Trimpert im vergangenen Jahr ins Leben
geruden hatte. Eine besondere Gottesdienstform, die Gläubige
einlädt, innezuhalten und nachzudenken.
Angeleuchtet durch einen Scheinwerfer erstrahlt mitten im Kirchenraum
eine Madonnenfigur aus Gips. Diese Mariendarstellung, vermutlich 80
Jahre alt, hatte Ute Trimpert aus einem Sperrmüllhaufen in
Heimerzheim vor der Vernichtung gerettet. Ihre Besitzerin war
glücklich, dass diese Skulptur, die einst ihrer Großmutter gehörte,
gerettet wurde, obwohl sie beschädigt und von Schlamm überzogen war.
Die Besitzerin wird die Madonna wieder zurückbekommen, erlaubte
Trimpert aber, diese zunächst zu behalten um deren Geschichte
stellvertretend für all die anderen mit der Flutkatastrophe
verbundenen Schicksale erzählen zu dürfen.
„Trotz all der unfassbaren Schlammmasen ist mir dieses Lächeln der
Madonna begegnet und ich habe bei allem Leid gesehen, dass die
Menschen in Odendorf und Heimerzheim ein Hoffungslächeln im Gesicht
tragen, und dieses ebenso wenig verlieren, wie ihre Zuversicht“,
schilderte Trimpert. Es gab bewegende Schicksale, es flossen viele
Tränen: „Wenn ich das erzähle, bekomme ich immer wieder
Gänsehaut.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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