Archive im Rheinland
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum koordiniert und ...

Vom Hochwasser zerstörtes Archivgut im Stadtarchiv Bad Münstereifel: Durch die Kraft des Hochwassers wurden selbst Rollregale verbogen, verschoben und weggespült. | Foto: LVR-AFZ
  • Vom Hochwasser zerstörtes Archivgut im Stadtarchiv Bad Münstereifel: Durch die Kraft des Hochwassers wurden selbst Rollregale verbogen, verschoben und weggespült.
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Pulheim-Brauweiler - (red) Die Unwetterkatastrophe in weiten Teilen Westdeutschlands hat
auch in zahlreichen Archiven im Rheinland große Schäden verursacht.
Bereits am nächsten Tag erreichten das LVR-Archivberatungs- und
Fortbildungszentrum (LVR-AFZ), den Ansprechpartner für die
nichtstaatlichen Archive im Rheinland, erste Schadensmeldungen.

Seitdem sind die Kolleginnen und Kollegen des LVR-AFZ in Brauweiler
unermüdlich im Einsatz. Vier Teams mit jeweils zwei bis vier Personen
sind an unterschiedlichen Orten präsent. Zusätzlich koordiniert das
LVR-AFZ die Einsätze, Hilfsangebote und Materialbeschaffung.

Durch die in Brauweiler eingehenden Informationen und die Einsätze
vor Ort zeichnet sich ein erster Eindruck von der Schadenslage ab. In
einigen Archiven sind die gesamten Bestände durch Wasser, Schlamm und
Schadstoffe durchnässt und verunreinigt. Hinzu kommen erhebliche
Schäden durch mechanische Einwirkungen wie Schutt, Geröll oder
zusammengebrochene Regalanlagen.

Zu den schwer geschädigten Archiven zählen unter anderem die
Kommunalarchive in Stolberg, Kall, Bad Münstereifel, Leichlingen und
das Archiv des Nationalparks Eifel in Gemünd. Dort sind die Bestände
in ihrer Gesamtheit betroffen. Die Schadensbilder sind vielfältig.
Das Ausmaß der Schäden und damit auch die zu erwartenden Kosten für
die konservatorische Behandlung lassen sich derzeit noch nicht
abschätzen. Dies ist erst nach Abschluss der Bergungsarbeiten
möglich, sobald ein Überblick über die Menge des konservatorisch zu
behandelnden Archivguts und die Art der Schäden gewonnen ist.

Die Bedingungen für den Einsatz an den besonders betroffenen Orten
sind außerordentlich schwierig. Einzelne Orte sind nur schwer zu
erreichen, da die Zufahrtstraßen zerstört sind. Für eine
angemessene Bergung und konservatorische Erstversorgung fehlt es in
der Regel bereits an den wesentlichen Voraussetzungen: Es gibt kein
klares Wasser zum Abwaschen des Schmutzes und keinen Strom. Die
Unterlagen sind von Wasser, Schlamm, Schadstoffen wie vor allem Öl
und Fäkalien durchtränkt. Durch die Kraft des Hochwassers wurden
selbst Rollregale verbogen, verschoben und weggespült. Der Zugang zu
den Archivalien ist daher oft erst nach dem Einsatz von schwerem
Gerät zur Räumung möglich.

Ziel der Arbeiten ist eine möglichst vollständige Bergung der
Archivunterlagen. Danach folgt eine notdürftige Reinigung
(Abspülen), das Einwickeln mit Stretchfolie, die Ablage in Boxen und
der Transport in ein Kühlhaus zum Einfrieren. Zu einem späteren
Zeitpunkt erfolgt eine Gefriertrocknung der Unterlagen – ein
Verfahren, um durchnässtes Archivgut wiederherzustellen. Hierfür
stehen spezielle Anlagen, unter anderem bei der Stadt Köln und im
Bundesarchiv in Koblenz, zur Verfügung. Anschließend wird das
getrocknete Archivgut gereinigt und neuverpackt. Nach Möglichkeit
werden im Zuge der Erstversorgung Bergungslisten erstellt.

Die Archive sind, selbst in den besonders stark betroffenen Regionen
wie den Kreisen Euskirchen, Rhein-Erft, Rhein-Sieg und Düren, nicht
flächendeckend geschädigt. So blieben, aufgrund ihrer Lage, auch
Archive in besonders stark überfluteten Städten und Gemeinden wie
Erftstadt, Rheinbach und Swisttal verschont. In den beiden
letztgenannten Orten sind jedoch die städtischen Aktenkeller vom
Hochwasser getroffen worden. Auch hier bergen Helfer mit
Unterstützung des LVR-AFZ Unterlagen, die für die Tätigkeit der
Stadtverwaltung noch dringend benötigt werden, zum Beispiel
Bebauungspläne und Personalakten.

Einsatz, Beratung und Koordinierung der Hilfsleistungen

Die Leitung der Einsätze in den Archiven übernehmen die örtlichen
Archivkräfte. Externe Kräfte sind vor allem beratend tätig. Wo
örtliche Mitarbeitende nicht einsatzfähig sind, übernimmt das
LVR-AFZ die Koordination.

Das LVR-AFZ leistet nicht nur Hilfe vor Ort: In einem derzeit
leerstehenden Gebäude des LVR konnte ein provisorisches
Reinigungszentrum und Zwischenlager eingerichtet werden, in dem
besonders anspruchsvoll zu bearbeitende Unterlagen (v.a. Urkunden und
Pläne) vorgereinigt und zum Trocknen ausgelegt werden. Andere
Unterlagen werden für die Gefriertrocknung vorbereitet. Das LVR-AFZ
bemüht sich außerdem um zentrale Lagerflächen.

Zusätzlich unterstützen Mitarbeitende kommunaler Archive, deren
Häuser nicht betroffen sind (Aachen, Bonn, Bornheim, Köln,
Meckenheim, Siegburg u.a.), die Hilfseinsätze.

Weitere Hilfsangebote aus dem In- und Ausland

Das LVR-AFZ erreichen auch zahlreiche Hilfsangebote von nicht
betroffenen Archiven und Einrichtungen aus dem In- und Ausland. Kurz
nach Bekanntwerden der Katastrophe meldete sich als erstes das
Bundesarchiv. Neben vielen nichtstaatlichen Archiven im Rheinland
haben auch Archive und Bibliotheken aus Thüringen, Sachsen,
Niedersachsen, Frankreich und Italien sowie die Fachhochschule Potsdam
und das Landesarchiv NRW ihre Unterstützung angeboten. Schon jetzt
ist abzusehen, dass auch bei der späteren konservatorischen
Behandlung der getrockneten Archivalien Hilfe benötigt wird.

Kontakt und Information zum LVR-Archivberatungs- und
Fortbildungszentrum

Das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) bietet seit
1929 Serviceleistungen für die nichtstaatlichen Archive im Rheinland
an. Zu seinen Partnern und Kunden zählen die Archive von Kommunen,
Adel, Wirtschaft, Kirchen, Vereinen, Verbänden und Stiftungen. Etwa
580 Archive nehmen den Service des LVR-AFZ für die nichtstaatlichen
Archive im Rheinland in Anspruch. Das Team der Archivberatung steht
ihnen in allen archivfachlichen Fragen mit seinem Know-how als
Ansprechpartner zur Verfügung.Koordination der Notfallhilfen beim
LVR-AFZ:

Zentrale Rufnummer 02234 9854-225

Matthias Senk 02234 9854-248, matthias.senk@lvr.de

Bettina Rütten 02234 9854-237, bettina.ruetten@lvr.de

Weitere Informationen:

www.afz.lvr.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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