Hinweistafel
Neun bestätigte Hinrichtungen

Im vergangenen Jahr berichtete unser LeserReporter Jürgen Friedrich über die etwa 5 Meter hohe und 80 Meter lange Mauer, die als Kugelfang einer Schießanlage der Wehrmacht diente. An ihr wurden, während des 2. Weltkrieges, mindestens neun junge Männer erschossen.  | Foto: Jürgen Friedrich
  • Im vergangenen Jahr berichtete unser LeserReporter Jürgen Friedrich über die etwa 5 Meter hohe und 80 Meter lange Mauer, die als Kugelfang einer Schießanlage der Wehrmacht diente. An ihr wurden, während des 2. Weltkrieges, mindestens neun junge Männer erschossen.
  • Foto: Jürgen Friedrich

Das Zitat „Der Krieg ist ein Ort an dem sich junge Menschen, die sich nicht kennen und nicht hassen, gegenseitig umbringen, und dies auf Beschluss von alten Menschen, die sich kennen und hassen, aber nicht umbringen“ teilen, seit Ausbruch des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, viele User im Netz. Doch was würde passieren, wenn diese jungen Menschen plötzlich aufbegehren und nicht mehr kämpfen würden? Die schonungslose Antwort auf diese Frage finden Interessierte an einer alten Mauer hinter dem Sportplatz am Lindenbuschweg in Bachem.

Frechen-Bachem (lk). Der Ausgang des 2. Weltkrieges war schon längst absehbar, da wurde im Rhein-Erft-Kreis noch gekämpft und gestorben. Erst im Frühjahr 1945 gelang es US-Truppen die Erft bei Glesch zu überqueren. Doch auch schon Jahre zuvor, als deutsche Truppen noch im fernen Nordafrika, in Frankreich oder auf Kreta kämpften, starben in Frechen-Bachem junge Männer im Kugelhagel.

Auf einem Schießstand der Wehrmacht wurden zwischen 1940 und 1943 mindestens neun Wehrmachtssoldaten als Deserteure erschossen. Kanonier Rudolf Bittmann war 23 Jahre alt, als er in Bachem hingerichtet wurde. Schütze Gerhard Muth war bereits 32 Jahre alt und verheiratet, als sein Todesurteil vollstreckt wurde.

„Bei einem Gespräch mit Bachemer „Ur-Einwohnern“ erfuhr ich, das die ermordeten Menschen im Dunkeln auf Lastwagen ankamen, dann waren Schüsse zu hören; danach wieder Motorengeräusche.....“, schrieb unser LeserReporter Jürgen Friedrich in einem Beitrag zu diesem Thema.

Weitere Erschießungen von verurteilten „Fahnenflüchtigen“ fanden in dieser Zeit auch in Köln-Dünnwald statt, während im Klingelpütz in der Kölner Altstadt Todesurteile durch das Fallbeil vollstreckt wurden.

Vom ehemaligen Schießplatz in Bachem ist nur noch eine Mauer übriggeblieben. Sie dient heute als Mahnmal für die Opfer der NS-Militärjustiz. Da der größte Anteil der schriftlichen Überlieferungen das Kriegsende nicht überstanden hat, kann heute nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden, wie viele Menschen dort ihr Leben ließen. Insgesamt sind neun Männer namentlich bekannt. „Die Todesurteile gegen sie wurden aufgrund ihrer Weigerung sich weiter an dem nationalsozialistischen Vernichtungskrieg zu beteiligen vollstreckt“, ist die SPD Frechen überzeugt und hat die Aufstellung einer Informationstafel beantragt. Sie soll der dort erschossenen Soldaten gedenken. Der Kulturausschuss hat über die Aufstellung einer solchen Informationstafel beraten, einen Textvorschlag verabschiedet und die Verwaltung mit der Ausführung beauftragt. Bezüglich der Finanzierung erklärte der Vorstand der „Freunde und Förderer des Stadtarchivs“ die Kosten der Metallstehle, der darauf angebrachten Informationstafel und der Aufstellung zu übernehmen. Der Erdaushub wird aus dem städtischen Haushalt finanziert.

Der ehemalige Schießplatz liegt unmittelbar hinter dem Sportplatz am Lindenbuschweg in Bachem. Die Hinweistafel wird auf dem Gelände des VfR Bachem 1932 aufgestellt, der den angrenzenden Sportplatz nutzt. Der Verein konnte auch für die ehrenamtliche Pflege der Tafel gewonnen werden. Dazu sagt die SPD-Stadtverordnete Stefani Tiefenbach, die den Antrag damals initiiert hatte: „Der einstimmige Beschluss im Kulturausschuss setzt ein gutes Signal. Damit bekommen die jungen Menschen, die an diesem Ort ihr Leben lassen mussten, nach vielen Jahren endlich ein Gesicht.“

Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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