Der Retter kommt aus Belgien
Roswitha Gaspers ist zurück im Leben

Roswitha Gaspers ist zurück an ihrem Schreibtisch im Liblarer Rathaus. | Foto: Gabriele Rupprecht

Erftstadt-Liblar (gr). Seit Dezember vorigen Jahres haben Familie,
Freunde, Kollegen und viele ihr gänzlich Unbekannte mit Roswitha
Gaspers gebangt und vor allem gehofft. Die Daumen ganz fest gedrückt,
dass sie die lebensbedrohliche Leukämie ein zweites Mal besiegen
kann. 560 Menschen haben sich bei der Typisierungsaktion der DKMS im
Dezember in Erftstadt registrieren lassen, 19.545 Euro an
Spendengeldern flossen für die 22.400 Euro teure Aktion zurück.
Jetzt meldet sich Roswitha gesund zurück - im Leben und in der
Arbeit. Gaspers Spender wurde zwar nicht bei dieser Typisierungsaktion
gefunden, aber die dort registrierten neuen potenziellen Spender
werden anderen an Leukämie erkrankten Menschen das Leben retten
können. Ein 39-jähriger Mann aus Belgien ist Gaspers Lebensretter.
Am 17. Januar wurde sein Knochenmark der 52-Jährigen transplantiert,
und am 29. Januar erhielt die Patientin die erlösende Nachricht: Die
Spenderzellen sind angewachsen. Ein anonymisiertes Dankesschreiben hat
Gaspers an ihren Lebensretter und nun genetischen Zwilling bereits auf
den Weg gebracht. Sie würde ihn zu gern kennenlernen.
Am 6. Februar wurde Gaspers aus der Uni-Klinik entlassen mit einem
Riesenvorrat an Medikamenten. „Die normale Tagesmedikamentenbox hab
ich gleich weggeworfen, die war zu klein“, blickt die Erftstädterin
lachend zurück. Seit Mitte Juli hat sich die Dosierung auf ein
Medikament am Tag reduziert, und Gaspers ist zuversichtlich, bald
komplett ohne auszukommen. Auch die Nebenwirkungen halten sich in
Grenzen.
Ein Tiefschlag sei es schon gewesen, als sie zu Nikolaus vorigen
Jahres die Diagnose erhielt, dass der bereits im Jahr 2013 besiegt
geglaubte Blutkrebs zurückgekehrt ist. „Aber dann fand ich, dass
ich gar nichts zu verlieren habe und habe das getan, was ich auch
sonst gerne mache: Mit dem Kopf durch die Wand. Sonst hätte ich das
wohl auch nicht überlebt.“
Mit einem enormem Lebenswillen und Kampfesgeist stellte sie sich
erneut der Erkrankung. Das tat sie zwar auch für ihre Töchter Jenny,
13, und Diana, 26. Aber in erster Linie als „Einzelkämpferin“,
wie sie sich nennt. „Ich wusste, die beiden sind gut versorgt und
habe mich ganz auf meinen persönlichen Kampf fokussiert“, erzählt
sie. Ob sie aus der Krankheit verändert hervorgegangen ist? Gaspers
lacht: „Ich dachte ich würde gelassener werden. Aber nein, ich bin
immer noch ‚Ramba Zamba‘.“
Seit 1. Juni arbeitet die Verwaltungsangestellte wieder im Frauenbüro
im Rathaus in Liblar. Vorerst noch als Wiedereingliederung nach dem
Hamburger Modell, ab 1. August dann wieder mit ihren ursprünglichen
33 Stunden. Wer Gaspers so fröhlich und voller Tatendrang an ihrem
Schreibtisch erlebt, der versteht, dass sie nur eines will: Ganz
normal ihren Alltag wieder leben, so wie sie ihn vor der Krankheit
kannte. Derzeit stehen medizinische Kontrolltermine noch im
Monatsrhythmus an, später alle drei Monate und nach einem Jahr
nochmals eine Knochenmarkpunktion, von der Gaspers lapidar sagt: „Es
gibt Schöneres, aber auch Schlimmeres.“
Auch fast fünf Monate nach ihrer Entlassung ist Gaspers immer noch
total euphorisch. Selbst wenn sie nachdenkliche Töne anschlägt:
„Mit der Transplantation ist es ja nicht getan. Es gibt keine
Sicherheit.“ Und dann denkt sie auch schon wieder an ihren
Lebensretter aus Belgien. „Ein Mensch, den man gar nicht kennt,
rettet einem das Leben. Einfach bewundernswert!“, sagt die Frau mit
dem bewundernswerten Lebenswillen.

Redakteur/in:

REDAKTEURIN Gabriele Rupprecht aus Erftstadt

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.