Sechs Bayer Sitzvolleyballer bei der EM
Eine Medaille ist das erklärte Ziel

- Allein vier Spieler der Deutschen Sitzvolleyball-Nationalmannschaft kommen aus den Reihen des TSV Bayer 04.
- Foto: Nico Feißt
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Leverkusen - Die deutschen Sitzvolleyball-Nationalteams möchten bei den
Europameisterschaften in Ungarn das Ticket für die Paralympics 2020
in Tokio lösen. Zwei Frauen und vier Männer vom TSV Bayer 04
Leverkusen sind dabei.
Bei den Sitzvolleyball-Europameisterschaften in Budapest vom 15. bis
21. Juli sind neben Sonja Scholten und Ronja Schmölders auch die
paralympics-erfahrenen Dominik Albrecht, Stefan Hähnlein, Mathis
Tigler und Lukas Schiwy nominiert. Für die Frauen geht es wie für
die Männer bei diesen kontinentalen Titelkämpfen um viel: Nur bei
einem erfolgreichen Abschneiden kann die Qualifikation für die
Paralympics im kommenden Jahr perfekt gemacht werden.
Und das ist kein leichtes Unterfangen, denn die deutschen Herren
müssten eine Medaille gewinnen und zugleich vor den Teams aus
Russland und der Ukraine landen. Oder anders gesagt: idealerweise
Europameister werden. Sollte Bosnien den Titel gewinnen, das bereits
für Tokio qualifiziert ist, würde auch Platz zwei reichen.
Unrealistisch ist diese Mission aber nicht.
Vielmehr zeigt sich Cheftrainer Michael Merten optimistisch und blickt
den kommenden Turnieraufgaben positiv entgegen. „Wir hatten eine
gute Vorbereitung, und die Jungs sind gut drauf“, sagt der
50-Jährige; wenngleich er noch darauf hoffen muss, dass die beiden
angeschlagenen Leverkusener Stammkräfte Lukas Schiwy und Mathis
Tigler rechtzeitig fit werden.
Die Generalprobe beim Theodor-Zühlsdorf-Cup ist zumindest gelungen,
das letzte Vorbereitungsturnier in Leverkusen gewann die deutsche
Nationalmannschaft souverän. Dazu absolvierten die Deutschen
erfolgreiche Länderspiele gegen die Niederlande und die USA. Merten
setzt auf den geänderten Modus und die „machbare Gruppe“ – ganz
im Gegensatz zu den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr, als den
späteren zehntplatzierten Deutschen der aktuelle Paralympics-Sieger
Iran und Europameister Russland zugelost wurden und nur zwei Teams
nach der Vorrunde weiterkamen.
Diesmal heißen die Gegner Ungarn, Lettland, Litauen, Serbien und
Ukraine. Gespielt wird zunächst in zwei Gruppen, die jeweils vier
besten Mannschaften erreichen die K.o.-Runde. Merten stellt klar:
„Wir wollen um den Gruppensieg mitspielen und uns damit eine gute
Ausgangsposition fürs Viertelfinale erarbeiten.“ Das Duell mit der
Ukraine könnte dabei zum Schlüsselspiel um Platz eins werden.
„Sollten wir es bis ins Halbfinale schaffen, ist danach alles
möglich. Auch eine Medaille. Wenn man an einer EM teilnimmt, will man
doch auch bestmöglich abschneiden.“
Das langfristige Ziel aber heißt Tokio 2020 – acht Mannschaften
dürfen bei den Paralympics starten. „Wir sind
Weltranglisten-Siebter, klar wollen wir dazugehören und sehen uns
aufgrund unserer Leistungsstärke auch in der Lage dazu“, erklärt
der Trainer.
„Wir hatten noch nie eine so starke Frauenmannschaft bei einem
internationalen Turnier“, erklärt Cheftrainer Christoph Herzog.
„Die derzeit stärksten Spielerinnen sind alle gesund und dabei.“
Das habe mit der positiven Entwicklung der Sportart in Deutschland und
der Zunahme an guten Sitzvolleyballerinnen zu tun. Aber auch mit
einigen schönen Nebeneffekten. So kehrte beispielsweise die
Leverkusenerin Ronja Schmölders nach einer Auszeit ins Nationalteam
zurück. „Ronja ist unser Dreh- und Angelpunkt auf dem Feld, ein
wichtiger Pfeiler für unser Spiel“, erklärt der Coach.
Herzog blickt mit großer Vorfreude auf die Europameisterschaften. Die
Voraussetzungen könnten kaum besser sein. „Im Moment greifen die
Rädchen gut ineinander, auch das Team um das Team passt gut
zusammen.“ Die Vorbereitung sei „super und mit guten Resultaten“
verlaufen. Mit Bronze bei den Pajulahti Games in Finnland gelang ein
guter Start ins EM-Jahr. Neben Welt- und Europameister Russland traten
auch die Vize-Europameisterinnen aus der Ukraine und die Finninnen an,
die bei der EM 2017 Platz vier belegt hatten. Zuletzt feierte
Deutschland Siege gegen die Niederlande und Großbritannien.
In Budapest heißen die Gruppengegner Kroatien, Slowenien und Ungarn.
Im schweren Auftaktspiel gegen Slowenien soll möglichst der
Grundstein für den Gruppensieg gelegt werden. „Das Halbfinale wäre
toll, dann hätten wir unser Spiel um eine Medaille sicher“, sagt
Herzog. Je nach Konstellation könnte dieses Duell sogar entscheidend
für die Paralympics-Qualifikation sein und das Ticket nach Tokio
bedeuten.
Denn auch bei den Frauen gilt: Der Europameister ist für die Spiele
qualifiziert. Sollte das als Weltmeister bereits qualifizierte
Russland seinen EM-Titel verteidigen, und davon ist angesichts der
Überlegenheit auszugehen, würde der Finalgegner und EM-Zweite
nachrücken. Andernfalls bliebe Deutschland eine letzte Chance im
März bei einem Qualifikationsturnier. „Ich war selbst zweimal bei
den Spielen dabei. Das ist ein wunderbares Erlebnis“, schwärmt
Herzog. „Die Mädels betreiben einen enorm hohen Aufwand und hätten
es sich verdient.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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