Die Arbeitswelt im Wandel
Vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt

Foto: studio v-zwoelf / Stock.Adobe.com

Gerne denken Arbeitgeber an die Zeit zurück, als sie sich bei Stellenbesetzungen noch ganz einfach die Top-Kräfte aussuchen konnten. Das hat sich entscheidend geändert. Gründe dafür sind der demografische Wandel und der Fachkräftemangel.

Das große „Buhlen“ um die Fachkräfte

Zum Hintergrund: Für Unternehmen ist ein Arbeitgebermarkt positiv, denn dann stehen für eine Stelle eine Vielzahl von Bewerbern zur Auswahl. Beim Arbeitnehmermarkt hingegen konkurrieren viele Arbeitgeber um weniger Arbeitskräfte. Und wenn ein Arbeitgeber Schwierigkeiten hat, Fachkräfte zu finden, dann beeinträchtigt dies letztlich die Produktivität der Firma.

43 % aller Umfrageteilnehmer gaben im Oktober an, dass ihre ­Geschäfte derzeit durch einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften behindert werden - ein so großer Anteil wie noch nie

Quelle: ifo Konjunkturumfrage bei ca. 9.000 deutschen Unternehmen
(Das ifo Institut erhebt quartalsweise Daten zum Fachkräftemangel)

Zurzeit erlebt Deutschland mehr und mehr den Wandel von einem Arbeitgeber- hin zu einem Arbeitnehmermarkt. Verfestigt sich dieser Trend, der je nach Region und Branche variiert, hat dies für die Wirtschaft erhebliche Auswirkungen. Eine Nichtbesetzung offener Stellen kann dann für alle teuer werden.
Die Fakten: Dass die Geburtenrate sinkt und die Deutschen immer älter werden, ist lange bekannt. 1,2 Millionen Arbeitsplätze konnten schon 2017 nicht besetzt werden. Bis 2030 sollen, so Experten-Schätzungen, drei Millionen Fachkräfte fehlen. Gleichzeitig findet jeder dritte Betrieb keinen Azubi.
Nicht nur, dass es weniger Bewerber gibt, auch die Anforderungen an einen potentiellen Arbeitgeber haben sich verschoben. Flexible Arbeitsmodelle, Mental Health, Diversität, Nachhaltigkeit oder Work-Life-Balance sind nur einige der Schlagworte.

43 % der Firmen rechnen damit, dass sie Aufträge verlieren oder ablehnen sowie ihr Angebot reduzieren müssen, wenn nötiges Personal fehlt

85 % der Unternehmen erwarten insgesamt negative Auswirkungen vom wachsenden Fachkräftemangel

Quelle: Umfrage des DIHK - Deutscher Industrie- und Handelskammertag

Die Folgen: Arbeitgeber- und Arbeitnehmermarkt müssen zu einem neuen Miteinander gelangen. Nur so lässt sich der Exodus für einige Wirtschaftsbranchen vermeiden. Dies setzt aber eine hohe Flexibilität auf beiden Seiten voraus.

Wettbewerbsvorteil: zufriedene Mitarbeiter

Der Fachkräftemangel in manchen Branchen und Berufen hängt oft damit zusammen, dass es um Jobs geht, die schlecht bezahlt und/oder körperlich anstrengend sind. Ein niedriges Gehalt kann auch als Zeichen geringer Wertschätzung durch den Arbeitgeber gesehen werden. Eine höhere Zufriedenheit der Beschäftigten ist letztlich auch ein Vorteil für die Arbeitgeber, denn: Die Mitarbeiter sind motiviert, engagiert und produktiv - ein echter Wettbewerbsvorteil.

Übrigens: Der Fachkräftemangel könnte auch die Anstrengungen für mehr Klimaschutz ausbremsen. Denn Häuser und Wohnungen lassen sich nur mit qualifizierten Handwerkern energetisch sanieren. Viele Firmen der Branche erwarten auf Grund unbesetzter Stellen entsprechend eine deutliche Mehrbelastung für ihre Belegschaften, damit Aufträge abgearbeitet, Lieferfristen eingehalten und Geschäftszeiten aufrechterhalten werden können.

Redakteur/in:

Angelika Koenig aus Leichlingen

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