Thema Work-Life-Balance
Gesundheitsprävention oder Luxusproblem?

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Immer mehr Berufstätige geraten an ihre Belastungsgrenze. Laut DAK-Gesundheitsreport 2024 sind Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen wie Erschöpfungsdepression oder Angststörungen in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 50 % gestiegen. Ein Grund dafür: eine fehlende Balance zwischen beruflicher Verpflichtung und persönlicher Erholung. Besonders betroffen sind Berufstätige zwischen 35 und 55 Jahren – also die Altersgruppe, in der beruflicher Leistungsdruck und familiäre Verantwortung oft gleichzeitig am höchsten sind. Gesundheitsexperten schlagen seit Jahren Alarm. Diese Entwicklung zu ignorieren, kann negative Folgen haben: für das Gesundheitssystem, für Arbeitgeber und für jeden Einzelnen.

Längere Ausfallzeiten durch psychische Leiden oder Burnout zählen mittlerweile zu den Hauptursachen für eine Berufsunfähigkeit. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Thema nicht erst zu beschäftigen, wenn der Körper bereits streikt. Ein Aspekt wird dabei häufig vergessen: Auch die finanzielle Absicherung im Fall einer langwierigen Erkrankung gehört zur persönlichen Gesundheitsvorsorge. Sich frühzeitig über eine passende Berufsunfähigkeitsversicherung zu informieren, hilft deshalb dabei, individuelle Risiken realistisch einzuschätzen; besonders für Menschen in psychosozial belastenden Berufen.

Was dauerhafter Stress im Körper auslöst

Stress gilt laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung als einer der größten Risikofaktoren für körperliche und seelische Erkrankungen. Zu den typischen Folgen zählen:

  • Konzentrationsschwäche
  • Bluthochdruck
  • Schlafstörungen
  • Magen-Darm-Probleme
  • Angstzustände oder depressive Episoden

Eine Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts WIdO aus dem Jahr 2023 zeigt: 78 % der Arbeitnehmer fühlen sich durch ihre berufliche Tätigkeit regelmäßig erschöpft. Besonders kritisch: Die Mehrheit davon reduziert in der Folge weder Arbeitsstunden noch übernimmt sie unterstützende Angebote wie solche, die durch ein betriebliches Gesundheitsmanagement bereitgestellt werden. Das Risiko, in einen Zustand völliger Überforderung zu geraten, steigt dadurch erheblich.

Wenn die Psyche nicht mehr mitmacht

Wer dauerhaft überlastet ist, läuft Gefahr, ernsthaft zu erkranken. Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist damit keinesfalls ein Luxus. Sie ist vielmehr notwendig, um die eigene Gesundheit und die Fähigkeit zur Erwerbstätigkeit langfristig zu erhalten. Die Rentenversicherung berichtet dazu: Knapp jeder dritte Neuantrag auf Erwerbsminderungsrente in Deutschland wird aufgrund psychischer Erkrankungen gestellt. Die Tendenz zur sogenannten „stillen Berufsunfähigkeit“ ist dabei besonders tückisch. Viele arbeiten zunächst weiter, obwohl sie bereits deutliche Symptome zeigen. Versicherungsexperten weisen darauf hin, dass psychische Diagnosen mittlerweile der häufigste Grund für eine Berufsunfähigkeit sind, insbesondere bei Menschen mit sozialen, erzieherischen oder medizinischen Berufen.

Eine frühzeitige Absicherung über eine BU-Versicherung ist daher sinnvoll. Sie springt ein, wenn die Erwerbsfähigkeit zu mindestens 50 % eingeschränkt ist, unabhängig von der Ursache. Wer beispielsweise an einem Burnout leidet, kann bei entsprechender ärztlicher Dokumentation eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente erhalten.

Ausschlaggebend ist, dass der Versicherungsschutz frühzeitig abgeschlossen wird, idealerweise noch vor dem ersten diagnostizierten Vorfall. Tarife für eine private Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es auch für Selbstständige, Ärzte oder Azubis. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Studierende oder für Schüler ist ebenfalls möglich. Hilfreich bei der Tarifauswahl ist ein Berufsunfähigkeitsversicherung-Rechner, der individuelle Beiträge und Leistungen vergleicht. Auch Themen wie Nachversicherungsgarantien, die eventuelle Kombination mit einer Dread Disease Versicherung oder die Frage, ob eine Grundfähigkeitsversicherung als Alternative infrage kommt, sollten vor Abschluss geklärt werden.

Was wirklich hilft – und was nicht

Themen wie Achtsamkeit und Entschleunigung sind in aller Munde. Doch Studien belegen: Den Unterschied macht kein monatlicher Yoga-Kurs, sondern die kontinuierliche Reduktion von Stressfaktoren im Alltag. Dazu zählen unter anderem:

  • feste Feierabend-Zeiten (z. B. keine Mails nach 19 Uhr)
  • klare Abgrenzung zwischen Arbeitszeit und Freizeit, auch im Homeoffice
  • realistische Aufgabenverteilung im Team
  • flexible Arbeitszeitmodelle
  • regelmäßige Reflexionspausen

Auch regionale Angebote können sinnvoll unterstützen. In der rheinischen Region bieten die VHS, die AOK und kirchliche Träger Kurse zu Resilienz, Selbstmanagement oder Burnout-Prophylaxe an. Viele dieser Angebote sind kostenfrei oder werden über Präventionsbudgets bezuschusst.

Wie sich persönliche Balance gezielt trainieren lässt

Viele Betroffene wissen zwar, dass sie überlastet sind, aber nicht, wie sie gegensteuern können. Dabei hilft oft schon ein schrittweises Umdenken. Statt das große Ziel „Work-Life-Balance“ als Idealbild zu sehen, lohnt es sich, in kleinen Etappen vorzugehen. Experten der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin empfehlen:

  • Die Tagesstruktur bewusst zu reflektieren: Wann sind Spitzenzeiten, wann Pausen möglich?
  • Digitale Reize zu reduzieren: Push-Nachrichten, ständige Erreichbarkeit und Multitasking erhöhen die mentale Belastung.
  • Erfolge sichtbar zu machen: Auch kleine Fortschritte sollten dokumentiert werden (z. B. drei bildschirmfreie Abende pro Woche).
  • Grenzen zu kommunizieren: Mit Vorgesetzten oder im Team sollte regelmäßig über eigene Belastungsgrenzen gesprochen werden.

Besonders hilfreich ist auch ein sogenanntes „Energieprotokoll“: Dabei wird notiert, welche Tätigkeiten Kraft geben und welche eher auslaugen. Auf dieser Basis können gezielte Erholungszeiten und bewusste Pausen geplant werden. Prävention beginnt nicht im Urlaub, sondern im Alltag durch die Integration von gesunden Gewohnheiten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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