Landschaftspflege mit Biss
Ziegen sorgen für Erhalt der Artenvielfalt

Ziegen pflegen am Korfer Berg die Wiese und ebnen den Weg für die Artenvielfalt. | Foto: Zumbusch
  • Ziegen pflegen am Korfer Berg die Wiese und ebnen den Weg für die Artenvielfalt.
  • Foto: Zumbusch

Rhein-Sieg-Kreis. Adele und Anuschka leben zur Zeit am Korfer Berg oberhalb der Schaafhausenkanzel in Rhöndorf und fühlen sich „pudelwohl“. Die beiden langhaarigen Bulgarenziegen fressen auf rund zwei Hektar weitgehend entbuschtem Grasland alles, was in die kleinen Wiederkäuermägen passt. Mit ihnen sind weitere 80 Ziegen auf dem Gelände unterwegs. Sie alle stehend im Dienst von „chance 7“, dem groß angelegten Naturschutzprojekt des Amtes für Umwelt- und Naturschutz des Rhein-Sieg-Kreises. Die Beweidung mit Ziegen bildet dabei den Abschluss einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die das Naturschutzprojekt „chance7“ seit 2016 zur Förderung der Lebensraum- und Artenvielfalt in dem Bereich bereits durchgeführt hat.

Die Ziegen selbst stammen vom Familienbetrieb Kucharz aus Buchholz im Kreis Neuwied. Dessen Betreiber retten den Angaben zufolge deutschlandweit Ziegen, die aus unterschiedlichen Gründen schlechte Lebensbedingungen haben und setzen sie dann im Naturschutz ein. „Wir haben mittlerweile über 200 Tiere“, so Conny Kucharz und ganz wichtig: „Keine wird geschlachtet“. Die Tiere stammen aus schlechter Haltung, meist kontaktiert das Veterinäramt die Ziegen-begeisterte Familie und bittet um Asyl für die Tiere. In der Herde leben mittlerweile auch Ziegen aus alten Haustierrassenbeständen. Zum Einsatz kommen die Tiere dann als Landschaftspfleger. „Wir werden mittlerweile überregional angefragt“, so Conny Kucharz.

Auf dem Korfer Berg stehen die Ziegen gut eingezäunt. Der 1.800 Meter lange Zaun erfülle durch eine besondere Sicherheitskonstruktion die Kriterien, um sogar Wölfe abzuhalten, erklärt Dr. Christoph Rothenwöhrer, Leiter des Projekts. Wobei im Siebengebirge noch keine Wölfe gesichtet wurden. Indes: „Der Wolf kommt näher“, bezog sich Rothenwöhrer auf Hinweise bestehender Wolfspopulationen im Umland. Der Zaun hält aber auch andere Wildtiere wie Füchse oder Wildschweine sowie freilaufende Hunde vom Eindringen ab. Zumindest in der Zeit der Beweidung durch die Ziegen. Zu Beginn des Beweidungsprojekts im Frühjahr vergangenen Jahres war der Zaun allerdings zwei Rehen kurz hintereinander zum Verhängnis geworden. Offenbar waren die Tiere mit der Aufstellung des Zaunes noch nicht vertraut und hatten sich während einer kurzen Flucht im Zaun verfangen und waren beim Versuch sich zu befreien elend zugrunde gegangen. „Das ist seither nicht wieder vorgekommen“, betonte Fabian Droppelmann von „chance7“. Um weitere Unfälle dieser Art zu verhindern, seien nunmehr fast 40 Wildtore in der Zaunanlage eingearbeitet, die in der Beweidungsfreien Zeit Rehen ermögliche, auf die Fläche zu gelangen und hindurch zu rennen.

Auf erste Erfolge dieser Art der Landschaftspflege in Bezug auf den Erhalt der Artenvielfalt zeigte sich Rothenwöhrer stolz. „Wir haben neulich sogar den Rote Ampfer Glasflügler gesehen“. Diese Falterart sei Jahrzehnte nicht mehr nachweisbar gewesen. Rothenwöhrer und Droppelmann wünschen sich, dass die Ziegen als Landschaftspfleger wahrgenommen und von der Bevölkerung geschätzt werden. „Es handelt sich um eine historische Art der Kulturlandschaftspflege, die die Natur schütze und erhalte“, so Rothenwöhrer.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Iris Zumbusch-Czepuck aus Königswinter

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