Inside Afrika
„Tief in der Seele berührt“

- Eva Spyridis beim traditionellen Jagen mit dem Volk der Ba`Aka.
- Foto: E. Spyridis
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Region - Seit dem Jahr 2004 ist Eva Spyridis in Afrika unterwegs. Die
geborene Bad Godesbergerin, die in Meckenheim-Merl aufgewachsen ist,
arbeitete als Lodge-Managerin in der Sangha-Lodge in der
Zentralafrikanischen Republik (ZAR). Für sie ein ganz besonderes
Erlebnis: „Auch nach vielen Jahren in Afrika war dies sogar für
mich eine ganz besondere Erfahrung, die mich tief in der Seele
berührt hat“, sagt Eva Spyridis.
Die ZAR ist eines der ärmsten Länder der Welt. Politische Unruhen,
häufige Machtwechsel und religiöse Konflikte haben das Land in den
vergangenen Jahrzehnten immer wieder destabilisiert. Vom Auswärtigen
Amt heißt es deshalb: „Vor Reisen in die Zentralafrikanische
Republik wird aufgrund fortdauernder sehr hoher Sicherheitsrisiken und
wieder aufflammender Kampfhandlungen gewarnt“, deutsches
Auswärtiges Amt. Diese Warnungen kann Eva Spyridis allerdings nicht
zustimmen: „Ich war im Südwesten des Landes und habe in einer Lodge
im Dzanga-Sangha Nationalpark gearbeitet. Dort hat man absolut nichts
mehr von irgendwelchen Konflikten gespürt. Auch in der Hauptstadt
Bangui, wo eine große UN-Präsenz herrscht, habe ich mich sicher
gefühlt und meiner Meinung nach bräuchte es diese starke UN-Präsenz
nicht, erklärt Spyridis. Vielmehr sei die ZAR eines der letzten
verbleibenden Paradiese auf unserer Erden, die es zu schützen gilt,
fügt Spyridis an. Der dichte tropische Regenwald, rund um den
Dzanga-Sangha Nationalpark, ist eine der letzten Zufluchtsstätten
für Flachlandgorillas, Waldelefanten und Baumschuppentiere. Doch ohne
das Zutun deutscher „Förderer“, wie die KFW-Bank, gebe es dieses
Schutzgebiet überhaupt nicht. Im Auftrag des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt die
KFW den Dzanga-Sangha Nationalpark mit fünf Millionen Euro und ist so
maßgeblich an dessen Erhaltung beteiligt.
Neben der Förderung durch die KFW-Bank sind Projekte wie das
„Pangolin Projekt“ der „Sangha Lodge Station“ unverzichtbar,
um die Schuppentiere vor dem Aussterben zu bewahren. Die verschiedenen
Arten der Schuppentiere sind die am meisten illegal gehandelte Tiere
weltweit und aufgrund ihrer Lebensweise in dichten Wäldern ist ihr
verbleibender Bestand nur schwer zu erfassen. Geht es nach Eva
Spyridis, so kann der Tourismus dem Land im Kampf um illegale Wilderei
und zum Schutz der Tiere beitragen: „Ich bin ein Befürworter von
Reisen in solche Regionen. Wenn man dort hinreist, dann unterstützt
man damit die Menschen und Projekte vor Ort“, erklärt Spyridis.
Eine der größten Attraktionen im Dzanga-Sangha Nationalpark ist die
berühmte Elefanten-Lichtung „Dzanga Bai“. Hier können Reisende
zwischen 70 und 100 Waldelefanten beobachten, die sonst aufgrund ihres
Lebensraumes im dichten Regenwald nur selten zu beobachten sind.
„Die Waldelefanten kommen auf die Lichtung, um an die Mineralien im
Boden zu gelangen. Sie wälzen sich im Schlamm und durch die
verschiedenfarbigen Mineralien im Boden entsteht ein Meer aus
‚vielfarbigen Elefanten‘. Es ist einfach ein ‚magischer
Ort‘“, schwärmt Spyridis. Neben den Elefanten sind auch
Waldbüffel, Bongo Antilopen und Wildschweine auf der Lichtung zu
sehen. Ein weiteres großes Highlight in der Region, ist das
„Besuchen“ der Flachlandgorillas. Auch sie sind, wie die
Schuppentiere, durch die Abholzung des Regenwaldes und durch die Jagd
„bedroht“. Die Sangha Lodge bietet für seine Besucher das
sogenannte „Gorillatrecking“ an. Dabei besucht man zusammen mit
kundigen Führern eine habituierte (an Menschen gewöhnte) Gruppe von
Flachlandgorillas und kann mit ihnen eine Stunde Zeit verbringen.
„Es ist immer eine großartige Erfahrung mit den Tieren Zeit zu
verbringen und manchmal fragt man sich, wer beobachtet hier eigentlich
wen?“, sagt Spyridis schmunzelnd. Sie fügt an: „ Der
Gorillatourismus ist ein wichtiger Bestandteil zum Schutz der Tiere,
allerdings nur solange es richtig gemacht wird“, erklärt Spyridis.
Neben den Begegnungen mit der unglaublichen Tiervielfalt der ZAR, war
für Eva Spyridis die Arbeit und das Aufeinandertreffen mit dem
Pygmäenvolk der „Ba`Aka“ eine faszinierende Erfahrung. Die
Ba`Aka-Pygmäen sind hoch spezialisierte Waldmenschen, die sich nach
wie vor als Teil des Naturzyklus sehen. „Das ist ein unglaublich
friedliches und vorurteilsfreies Volk und ich hatte ab dem ersten
Moment das Gefühl, ich wäre ‚uns’ vor tausenden von Jahren
begegnet“, erzählt Spyridis. Sie selbst hat das Volk beim
traditionellen Jagen mit Netzen begleitet: „Es ist absolut
faszinierend wie gut diese Menschen den Wald kennen. Genauso wie wir
uns mit Straßen auskennen, so kennen sie jeden Baum ihres Waldes“,
erklärt Spyridis. Doch auch die Ba`Aka sind wie viele andere indigene
Völker vom Kulturverfall bedroht, weil sie immer mehr der
„westlichen Welt“ nacheifern. Schätzungsweise in 10 bis 20 Jahren
könnten auch sie ihre Kultur vollständig verloren haben.
- Sebastian Clemens-Jung
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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