Alte Meister - Teil 3
Ruhestand ist langweilig

Mit 80 Jahren immer noch täglich im Einsatz: Textilreiniger-Meister Eberhard Manthey ist in seinem Betrieb groß und alt geworden. Solange die Gesundheit es zulässt, möchte er weitermachen. | Foto: Lars Kindermann
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Unmengen an „schmutziger Wäsche“ hat Eberhard Manthey in seinem Leben bereits gewaschen. Der 80-Jährige mischt sich aber nicht etwa in fremde Angelegenheiten ein, nein: Er ist Textilreiniger-Meister und das schon seit 55 Jahren. Somit ist der Inhaber des Traditionsunternehmens Textilpflege Manthey in Frechen ein Kandidat für unsere Serie „Alte Meister“.

Von Lars Kindermann

Frechen. Wenn es darum geht einen hartnäckigen Fleck aus einer Original-Kreation von Coco Chanel oder einem Brautkleid zu bekommen, welches seit Generationen in der Familie weitergegeben wird, wollen die Kunden kein Risiko eingehen, dann ist Erfahrung gefragt und die hat Eberhard Manthey.

„Ich bin in dieser Wäscherei groß geworden“, sagt der 80-Jährige und schaut sich um in dem Betrieb, den seine Großmutter Anna Zervos vor 115 Jahren als „Frechener Wasch- und Bügelanstalt“ eröffnete. Später übernahm sein Vater Emil Manthey die Wäscherei, in der sein Sohn Eberhard zuerst eine Ausbildung zum Wäscher und Glätter machte, bevor er im Jahre 1968 in Köln die Meisterprüfung ablegte. „Damals war es üblich, dass die Kinder das Unternehmen der Eltern übernahmen. Daher stellte sich für mich nie die Frage, was ich werden wollte“, blickt der „Alte Meister“ zurück. Andere Berufswünsche habe er aber auch nie gehabt.

Noch heute faszinieren ihn die stetigen Veränderungen in der Textilbranche und die Zunahme an Mischgeweben. Jeden Tag steht er daher noch „im Laden“, um seinen Sohn Henrik, der das Familienunternehmen in 4. Generation weiterführt, und seine acht Mitarbeiter zu unterstützen. „Nur auf dem Sofa liegen wäre mir zu langweilig“, gesteht er. Seine Liebe zur Textilreinigung hat er weitervererbt: Sowohl sein Sohn als auch seine Tochter haben die Meisterschule erfolgreich abgeschlossen.

Gemeinsam haben sie das Familienunternehmen durch die vielen Höhen und Tiefen in der Wäscherei-Branche manövriert. Technische und modische Veränderungen hätten, so Manthey, dazu geführt, dass viele Reinigungen in Frechen und Umgebung zumachen mussten: „In den 1970er-Jahren ging man zum Beispiel selbst zum sonntäglichen Frühshoppen oder zur Geburtstagsfeier mit Hemd und Krawatte. Dann wurde die Mode plötzlich lockerer. Jeans und Polohemd waren angesagt. Da gingen die Umsätze in den Reinigungen drastisch zurück.“

Später verkauften pfiffige Vertreter sogenannte „Hemdenfinisher“ an die Reinigungen, mit dem Versprechen, dass sie dadurch neue Kunden gewinnen könnten. „Das Problem war, dass sie die Geräte an alle Reinigungen verkauften, und alle plötzlich einen speziellen Hemdenservice anboten. Der Kuchen musste dadurch in sehr viele, sehr kleine Stücke geteilt werden und der versprochene Gewinn blieb häufig aus“, erinnert sich der erfahrene Textilreiniger.

Den Grund, dass sein Unternehmen all diese Krisen überstanden hat, sieht Manthey darin, dass sie sich immer „sehr breit aufgestellt“ hätten. „Wir haben uns nie auf einen Trend fixiert, sozusagen nie alles auf eine Karte gesetzt.“

Heute ist das geballte Fachwissen in dem kleinen Frechener Betrieb gefragter denn je: „Wir bekommen Brautkleider aus ganz Deutschland zur Reinigung geschickt, Kirchengemeinden schicken uns aufwendig bestickte Messgewänder und wir arbeiten mit einigen bekannten Raumausstattern zusammen“, zählt der Frechener auf. Erst kürzlich hätten sie Fensterschals aus Pferdehaar im Wert von 10.000 Euro gereinigt. Eine Aufgabe, bei der Fingerspitzengefühl gefragt gewesen sei.

Ebenfalls zur Kundschaft gehören Restaurants und Hotels. Durch die Restriktionen während der Corona-Pandemie war daher auch sein Unternehmen stark betroffen. „Restaurants und Hotels waren zu. Also gab es plötzlich keine Bettwäsche und Tischdecken mehr zu reinigen. Auch Familienfeiern und Hochzeiten wurden verschoben, also wurden auch weniger Anzüge, Hemden und Kleider abgegeben“, erinnert er sich. Als sich dann die Lage beruhigte und wieder ausgelassen gefeiert wurde, marschierten russische Truppen in der Ukraine ein und plötzlich stiegen die Energiekosten. Ebenfalls ein Problem für einen Betrieb mit hohem Stromverbrauch.

Aber noch hat die Textilpflege Manthey jede Krise überwunden und somit blickt der Betrieb positiv gestimmt nach vorn. Auf die Frage, ob er den Beruf des Textilpflegers noch einmal erlernen würde, antwortet Eberhard Manthey: „Ja! Der Beruf ist abwechslungsreich und immer wieder für Überraschungen gut.“ Wenn die Gesundheit es zulässt, möchte er ihn gerne noch viele Jahre ausüben.

Mit 80 Jahren immer noch täglich im Einsatz: Textilreiniger-Meister Eberhard Manthey ist in seinem Betrieb groß und alt geworden. Solange die Gesundheit es zulässt, möchte er weitermachen. | Foto: Lars Kindermann
Früher mehr „Jacke, Hose, Rock“ heute auch Hochzeitskleider, hochwertige Designer-Kleidung und bestickte Messgewänder: Die Textilreiniger-Meister Eberhard und Henrik (re.) Manthey stellen sich gerne neuen Herausforderungen.  | Foto: Lars Kindermann
Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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