Nähmaschinen für ein Selbsthilfeprojekt in Afrika
Schüler des Gymnasiums Herkenrath sammeln, prüfen, reparieren

Es ist nicht unbedingt alltäglich, dass 14-Jährige sich mit mechanischen Nähmaschinen bis ins Kleinste auskennen und sogar auf ihnen nähen können, um die einwandfreie Funktion zu prüfen. Den jungen Technikern der Technik-AG am Gymnasium Herkenrath ist aber keine Herausforderung zu groß, es geht dabei ja um einen guten Zweck und schließlich ist eine Nähmaschine auch eine Maschine und verdient es näher untersucht und verstanden zu werden. Der Maschinenbau ist der Schwerpunkt der AG. Nachdem die jungen Techniker unter Anleitung eine selbst fahrende Dampfmaschine mit glänzendem Ergebnis fertigstellen konnten und seither an einem großen mechanischen Uhrwerk mit Schlagwerk für die Schulmensa arbeiten, begann parallel dazu das Nähmaschinenprojekt.
Ursprünglich stammte die Idee von Rudolf Hermes, Mathematik- und Sportlehrer am Gymnasium. Die in Togo ansässige Hilfsorganisation Agerto hatte er bei einer Reise nach Togo kennengelernt. Neben anderen Projekten zur Selbsthilfe bildet diese Organisation junge Frauen im Schneiderinnenhandwerk aus. Als Starthilfe in eine berufliche Selbstständigkeit erhalten die Absolventinnen eine Nähmaschine. Da die Versorgung mit Elektrizität in Togo nicht flächendeckend sichergestellt ist, sind mechanische Nähmaschinen mit Tretkurbel, in europäischen Haushalten meist längst ausgemustert, eine gute und zuverlässige Alternative zur elektrisch angetriebenen Nähmaschine. Zusammen mit Joachim Pautz, dem Leiter der Technik-AG, machten sich beide Lehrer daran das Internet nach Inseraten zu durchsuchen. Insgesamt konnten 14 Nähmaschinen aufgetrieben werden. Einige Maschinen wurden der Schule gespendet, andere für geringe Beträge gekauft. Sie stammen aus der goldenen Ära des deutschen Nähmaschinenbaus in den 50er und 60er Jahren. Anker, Phönix, Kaiser, Pfaff und weitere große Namen sind versammelt. Zum Glück mussten die meisten Maschinen nur gereinigt, geölt und leicht nachjustiert werden. Fast alle erhielten neue Andruckrollen für die Aufspulvorrichtung des Unterfadens, neue Lederriemen und zusätzliche Spulen für den Unterfaden, Nadeln und ein Fläschchen Öl. Die Schüler waren beeindruckt von der Präzision der Maschinen und von ihrer Robustheit. Einige waren seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt worden und schnurren nach wenigen Handriffen jetzt mit schönem Klang über den Stoff und hinterlassen eine saubere Steppnaht. Die wenigen Zickzack-Maschinen wie z.B. die wunderschöne „Anker RZ“ von 1951, ein Denkmal deutscher Technikgeschichte, haben die Schüler besonders intensiv untersucht und ausprobiert. Welcher 14-jährige Junge kann schon von sich behaupten, ein Knopfloch mit einer Anker RZ hergestellt zu haben?
Die Maschinen werden durch die freundliche Kooperation mit einer evangelischen Kirchengemeinde in Esslingen, die über längere Zeit Hilfsgüter für Togo gesammelt hat, in einem Schiffscontainer verstaut und noch vor Weihnachten nach Togo geschickt. Die Nähmaschinen beginnen in Afrika ihr „zweites Leben“ und sie halten bei guter Pflege vielleicht noch hundert Jahre. Die Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium Herkenrath wünschen den neuen Besitzerinnen viel Glück beim Beginn ihrer beruflichen Selbstständigkeit.
Die Sammlung der Nähmaschinen ist für dieses Jahr abgeschlossen, aber weiterhin werden ausrangierte Nähmaschine gerne angenommen. Sie werden dann bis zur nächsten Lieferung nach Afrika in Verwahrung genommen. Eine Email an Joachim Pautz, Leiter der Technik-AG, genügt (pz@gymnasium-herkenrath.de), so informiert die AG Schoolinside.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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