WECO vor dem Aus
Branchenprimus droht nach Verkaufsverbot zu Silvester die Insolvenz

Ein typisches Silvestersortiment mit Raketen, Batterien, Fontänen und Böllern. | Foto: Archiv Deitenbach
  • Ein typisches Silvestersortiment mit Raketen, Batterien, Fontänen und Böllern.
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Eitorf - Seit 72 Jahren produziert die Firma WECO in Eitorf pyrotechnische
Artikel. Das Unternehmen hat sich zum Marktführer in Deutschland und
Europa entwickelt, beschäftigt rund 400 Mitarbeiter an drei
Standorten und ist das einzige Feuerwerksunternehmen in Europa mit
wesentlichen Kapazitäten in der Eigenfertigung.

WECO produziert Klein-, Groß- und Bühnenfeuerwerk, doch 95 Prozent
des Umsatzes wird durch Silvesterfeuerwerk erzielt.

Zweistellige Umsatzrückgänge durch die Feinstaubdebatte der letzten
Jahre und pandemiebedingte Ausfälle von Veranstaltungen während des
gesamten letzten Jahres hatte WECO noch verkraftet, doch Mitte
Dezember brachte das generelle Verkaufsverbot für Feuerwerk den
Branchenprimus in eine existenzbedrohende Lage.

Deren Ausgang sei nach wie vor nicht absehbar, betonte der
stellvertretende Unternehmenssprecher Andreas Kritzler, doch ohne
sofortige finanzielle Hilfen stehe das Traditionsunternehmen vor der
Insolvenz. Aber sämtliche bisher beschlossenen Überbrückungshilfen
passen nicht auf das Unternehmen, über mögliche
Entschädigungsansprüche gibt es noch keine Entscheidung.

„Wir holen unseren Umsatz nicht einfach ab Ende Januar wieder nach,
wie es der Bundesfinanzminister jüngst mit Bezug auf den Handel
geäußert hat“, erklärte Geschäftsführer Thomas Schreiber
bereits im Dezember und betonte, ohne finanzielle Hilfe in
zweistelliger Millionenhöhe gebe es WECO im nächsten Jahr nicht
mehr.

Damit würden auch zentrale Großfeuerwerke wie die „Kölner
Lichter“ oder „Rhein in Flammen“ der Vergangenheit angehören.
WECO produziert Großfeuerwerke sowohl für Kunden als auch für
eigene Veranstaltungen. Mit musiksynchronen Feuerwerken hat sich WECO
nicht nur in Europa einen Namen gemacht sondern sowohl 2000 wie auch
2004 den Weltmeistertitel in Montreal gewonnen. Die seit 2001
jährlich ausgerichteten „Kölner Lichter“, ein von
Chefpyrotechniker Georg Alef jeweils individuell komponiertes,
pyrotechnisch wie künstlerisch stets einmaliges Themenfeuerwerk,
zieht jedes Jahr mehr als eine Million Zuschauer an. All dies könnte
unwiederbringlich verloren sein.

In Gefahr sind aber nicht zuletzt rund 400 Arbeitsplätze, gut die
Hälfte davon allein in Eitorf. Im Moment ruht die Produktion, so
Kritzler. Wie es weiter gehe, könne man derzeit nicht sagen. Die
komplette Jahresproduktion sei ja unverkauft, die Lager voll. WECO
beliefert normalerweise rund 20.000 Verkaufsstellen allein im
deutschen Handel.

Nach der Novemberentscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz, kein
generelles Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk zu verhängen, hatte
WECO mit der Auslieferung von 130.000 Paletten begonnen. Beim
Feuerwerksverkauf handelt es sich um ein Kommissionsgeschäft, sodass
die Ware wegen dem später unerwartet ergangenen Verkaufsverbot auf
eigene Kosten zurückgeholt werden muss. In normalen Jahren rechnet
WECO mit 20 bis 25 Prozent Retouren, jetzt muss die komplette Ware
gelagert und bundesweit angemietete Lager müssen langfristig
finanziert werden.

Am Stammsitz in Eitorf hat WECO gerade Millionen in die
Zukunftsfähigkeit investiert. Hier entsteht ein hochmoderner
Lagerkomplex mit Platz für mehr als 5.000 Paletten, dazu
Büroflächen und ein Schulungszentrum. Der Neubau sollte im Frühjahr
in Betrieb genommen werden, hier sollten auch zusätzliche neue
Arbeitsplätze entstehen. Doch auch diese Investition in den Standort
ist nun zunächst auf Eis gelegt, bedauert Kritzler.

Auch für die Gemeinde Eitorf hätte eine Insolvenz fatale Folgen.
Nicht nur steigende Arbeitslosenzahlen, auch der Ausfall von
Gewerbesteuer würde die Gemeinde hart treffen. An den drei Standorten
Eitorf, Freiberg und Kiel summiert sich die Gewerbesteuer auf mehrere
Millionen Euro, so Kritzler. Doch nicht nur WECO, die gesamte
Feuerwerksbranche stehe kurz vor dem Aus.

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