Tausend Mal berührt…
Die neue Kolumne von Kabarettist Christoph Brüske

Foto: Fotoshop Schallenberg

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Ist das nicht ein Drecksjahr?! Vor uns liegt der Herbst. Doch
anstatt optimistisch in die Zukunft zu schauen, werden schon die
ersten Weihnachtsmärkte abgesagt, der Karneval wurde ins Wachkoma
versetzt (keine Sorge: In Düsseldorf ändert sich nichts) und
angesichts der Abstandsregeln kommst du dir im Theater vor wie bei
einer Therapiesitzung der Anonymen Alkoholiker. Seit einem
geschlagenen halben Jahr dürfen wir die Sau nicht mehr rauslassen.
Und jetzt, wo die Afrikanische Schweinepest grassiert, dürfen wir sie
noch nicht mal reinlassen!

Ein Freund von mir ist Pianist und bespaßt allabendlich eine
homöopathische Anzahl von Gästen in einer Hotelbar. Damit bekommt
seine Berufsbezeichnung „Alleinunterhalter“ eine ganz neue
Bedeutung. Dass er vor einer Plexiglasscheibe auftritt, macht ihm
nichts aus. Aber er beichtete mir, dass er viele Gassenhauer nicht
mehr spielen kann: „Dancing cheek to cheek“, „I´ve got you
under my skin“ oder „I wanna hold your hand“ passen einfach
nicht mehr in die Zeit. Und am Ende ist es dann doch wieder nur
„Atemlos durch die Nacht“. Na prima!

Statt Virusträgern siehst du nur noch Bedenkenträger. Als
letztens in der Fernsehzeitschrift stand: „Heute zu Gast bei Karl
Lauterbach: Markus Lanz“, hat kaum jemand den Fehler bemerkt.
In den meisten TV-Nachrichten und Zeitungen wird uns als erstes die
Zahl der Infektionen seit Ausbruch der Pandemie genannt. Das wären in
Deutschland aktuell gut 265000. Warum immer so negativ?

Stellen Sie sich mal vor, Sie wären FC Fan und der Stadionsprecher
würde Sie so begrüßen: „Seit Anbeginn der Bundesliga hat der 1.
FC Köln 2433 Gegentore eingefangen. Machen wir heute im Heimspiel
gegen Hoffenheim die 2500 voll?“ Sie würden den Mann doch sofort in
eine Zwangsjacke stecken.

Warum betonen wir nicht mehr die Anzahl der Genesenen oder setzen
die Neuinfektionen in Relation zu den viel mehr Tests? Nur damit
Markus „Mein Platz ist in Bayern“ Söder höhere Beliebtheitswerte
hat? Laut Aussage der DIVI (deutsche interdisziplinäre Vereinigung
für Intensiv- und Notfallmedizin) gab es am 11.9. in ganz Deutschland
insgesamt 220 intensivmedizinische Behandlungsfälle von COVID 19
Patienten. 54 % davon, also 119 Menschen mussten künstlich beatmet
werden. 119 bei einem Volk von über 83 Millionen! Verstehen Sie jetzt
die Aussage eines Mitarbeiters des RKI, der hinter vorgehaltener Hand
meinte, dass es zurzeit wahrscheinlicher ist an einem Bienenstich zu
verenden?

400.000 Beschäftigte im Gesundheitswesen befanden sich laut Angabe
des Bundesarbeitsministeriums Ende Juli in Kurzarbeit. Aber diese
Schutzmaßnahmen sind nun mal nötig, da es ja ein historisch
schlimmes Jahr ist. Wirklich?

Ich habe mal die Todesfälle in Deutschland in den Jahren 2016 bis
2020 zwischen Januar und Juli nach den offiziellen Zahlen des
Statistischen Bundesamtes verglichen. Wissen Sie, an welcher Stelle
das Seuchenjahr 2020 steht? An Platz 3! Hinter den Jahren 2018 und
2017. Im Januar und Februar 2017 und vor allem im März 2018 sind
wesentlich mehr Menschen bei uns verstorben als im März oder April
2020, als die Infektionszahlen auf Rekordniveau lagen.

Natürlich sollten wir weiterhin wachsam bleiben und die
„AHA“-Regel beherzigen. Aber für allzu penetrante Schwarzmaler
empfehle ich persönlich die „LMAA“ Variante. Und darf ich Ihnen
zum Abschluss mein Motto im Alltag anvertrauen? Ich nenne es das
„Pandemische Grundgesetz“:
Riechst du den Furz, war der Abstand zu kurz! Hörst du `nen Schnief,
saß die Maske zu tief!
Bleiben Sie gesund und vor allem: Entspannen Sie sich.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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