Vortrag in Halle 32
Langer Weg nach Israel

Dr. Ludger Josef Heid (l.), hier mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wolfgang Birkholz, beantwortete nach seinem Vortrag noch zahlreiche Fragen der interessierten Zuhörer. | Foto: Gunter Hübner
  • Dr. Ludger Josef Heid (l.), hier mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wolfgang Birkholz, beantwortete nach seinem Vortrag noch zahlreiche Fragen der interessierten Zuhörer.
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Gummersbach (gh). Einmal eine Heimat zu finden, um dort ohne die
berechtigte Angst vor Verfolgung, Ächtung, Repressalien, Anfeindungen
und Verschleppung zu leben und ohne die latente Furcht um das eigene
Leben, oder das der Familie haben zu müssen, war der sehnlichste
Wunsch wohl aller Juden, die seit Jahrhunderten versprengt in aller
Welt lebten. Ihre Sehnsucht galt einem eigenen Staat Israel, den sie
im „gelobten Land“ zu finden hofften. Im Mai 1948 erfüllte sich
diese Sehnsucht, aber der Weg war steinig, wie jetzt Dr. Ludger Joseph
Heid in einem Vortrag beleuchtete. Der renommierte Historiker,
Literaturwissenschaftler und Publizist war auf Einladung der
Oberbergischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
und dem Katholischen Bildungswerk in die Halle 32 auf dem
Gummersbacher Steinmüller-Gelände gekommen. Unter dem Titel „Vom
Judenstaat zum Staat der Juden“ führte er den gut 100 Zuhörern die
Hintergründe und den Werdegang dieser Staatsgründung eindringlich
vor Augen. Anlass war die 100-jährige Wiederkehr der sogenannten
Balfour-Deklaration aus dem November 1917. „Sie umfasst lediglich
117 Wörter, hat aber die Zeitgeschichte wesentlich mit
beeinflusst“, so Dr. Ludger Heid. In ihr erklärte sich
Großbritannien -damals Mandatsträger über Palästina- mit dem
bereits 20 Jahre zuvor festgelegten Ziel des Zionismus einverstanden,
in Nahost eine „nationale Heimstätte“ des jüdischen Volkes zu
errichten. Dabei sollten die Rechte bestehender nicht-jüdischer
Gemeinschaften gewahrt bleiben, befand sich doch zum damaligen
Zeitpunkt Palästina im Machtbereich der Osmanen. Mit dieser
Deklaration, benannt nach dem damaligen Verhandlungsführer,
Außenmister Arthur James Balfour, war der Weg offen für den von
Theodor Herzl bereits in seiner Programmschrift „Der Judenstaat“,
die er 1896 veröffentlichte, geforderten eigenen Staat. Herzl (1860
bis 1904) war ein österreich-ungarischer Schriftsteller und
Journalist jüdischer Herkunft. Er gilt als Begründer des politischen
Zionismus. Er war der Überzeugung, dass Juden eine Nation seien und
deswegen ein jüdischer Staat gegründet werden müsse. Aber erst dem
späteren israelischen Präsidenten Chaim Weizmann gelang es, die
Briten während des Ersten Weltkrieges zu dieser weitreichenden
prozionistischen Deklaration zu veranlassen. Es war sogar eine
Staatsgründung auf dem Territorium von Uganda, oder Zypern, ja sogar
in Südamerika angedacht. „Aber es war kein selbstloses Geschenk“,
so Dr. Ludger Heid, „sondern die Briten hatten großes Interesse an
Nahost. Daher sollte der neue Staat Israel als „Puffer“ und als
Befrieder in dieser Region dienen.“ Die Einwanderung begann, auch
mit dem Plazet des Völkerbundes. Wobei die Briten zunächst von zwei
zu bildenden Staaten ausgingen, dies aber von arabischen Kräften
abgelehnt wurde. Letztendlich stimmte auch die Vollversammlung der
Vereinten Nationen 1947 zu, in Palästina dieses „Projekt“ zu
verwirklichen. 1948 zogen sich die Briten aus dem Nahen Osten zurück
und David Ben Gurion proklamierte den Staat Israel, der heute rund 8,6
Millionen zählt. „Wenn ihr wollt bleibt es kein Märchen“, hatte
Theodor Herzl einmal gesagt und dabei auch an eine Aussöhnung mit dem
arabischen Volk gedacht. Das Märchen wurde nach vielen
weltpolitischen Winkelzügen wahr, aber die Aussöhnung mit den
arabischen Nationen bleibt bis heute ein Märchen, wie die vielen in
den vergangenen Jahrzehnten immer wieder auflodernden Konflikte in
Nahost leider belegen.

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