Nachdenken über "abgestempelt"
Ausstellung bietet viel mehr als nur bunte Postkarten

Die ersten Besucher machten sich bereits ein Bild von den judenfeindliche Postkarten. | Foto: Gunter Hübner
  • Die ersten Besucher machten sich bereits ein Bild von den judenfeindliche Postkarten.
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OBERBERG - Nicht erst in der Zeit  des Naziregimes, sondern bereits in den
Jahren zuvor, wurden sie millionenfach gedruckt und millionenfach
„mit den besten Grüßen und Wünschen“ verschickt. Postkarten mit
antisemitischen Motiven und Parolen.
Sie waren Gebrauchsgegenstände, die zu vielen Anlässen an Familie,
Freunde, Bekannte versandt wurden und so ihre hässliche Botschaft
übermitteln konnten. Gut 1.000 solcher Karten hat der Berliner
Wolfgang Haney, selbst Sohn einer jüdischen Mutter und von den
braunen Machthabern verfolgt, gesammelt und aufbewahrt. S

ie wurden in den 90er Jahren von der Bundeszentrale für politische
Bildung und nach Überarbeitung durch Professor Dr. Thomas Goll, der
an der Technischen Universität Dortmund sozialwissenschaftlich tätig
ist, zu einer Wanderausstellung „abgestempelt – judenfeindliche
Postkarten“ zusammengefasst. Dazu zählen auch Exemplare aus einer
gleichnamigen Ausstellung des Museums für Post und Kommunikation und
des Jüdischen Museums der Stadt Frankfurt.
Jetzt ist diese Ausstellung im Foyer des Kreishauses in Gummersbach,
Moltkestraße 42, zu sehen, haben sich doch der Kreis, das Katholische
Bildungswerk im Oberbergischen Kreis und die Oberbergische
Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit zusammengetan
und sie in die heimische Region geholt. Sie ist leider zeitlos, wie
der stellvertretende Landrat Professor Dr. Friedrich Wilke bei der
Eröffnung festhielt, zu der er auch Professor Dr. Thomas Goll
begrüßen konnte. Er, als auch Wolfgang Birkholz als Vorsitzender der
christlich-jüdischen Gesellschaft, betonten in ihren kurzen Reden,
wie sehr mit diesen Postkarten Mitmenschen, nicht nur Juden,
ausgegrenzt wurden.
Es geht dabei nicht nur um Antisemitismus, sondern um alle Menschen,
die von wirren Zeitgenossen sozial gebrandmarkt und in eine Ecke
gestellt wurden und werden“, hielten sie fest. Gerade in der
heutigen Zeit ist dies durch die Schnelligkeit und den immensen
Verbreitungsraum von elektronischen Medien aller Art noch
„einfacher“, als es  damals war. Menschen werden ausgegrenzt,
verhöhnt, beleidigt, bedroht.

So sind die zu sehenden Postkarten abgestempelt, wie sie Menschen
abstempelten - aktueller als es so mancher wahrhaben will. Eine fatale
Strömung, die die Deiche unserer demokratischen Gesellschaft bedroht
und deren Entwicklung es Einhalt zu gebieten gilt.
Hier können die Exponate der Ausstellung helfen, Augen zu öffnen.
Alle an ihr Beteiligten hoffen, dass möglichst viele Oberberger und
oberbergische Einrichtungen wie Schulen, ins Kreishaus kommen, um der
„Abstemplung“ entgegen zu treten.
Weiter Informationen zu dieser Ausstellung, die noch bis zum 21.
November im Kreishaus zu sehen ist, finden sich auf den Webseiten der
Bundeszentrale  (www.bpd.de).

- Gunter Hübner

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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