Daten, Fakten und Wissenswertes

Alles, was Sie über Hochwasser wissen müssen

Da hat Köln ja wieder einmal Glück gehabt. Der in den letzten Tagen stark steigende Rhein sinkt langsam wieder, das erste Winterhochwasser lief glimpflich ab und erreichte keine sieben Meter. Doch das nächste kommt so sicher wie das Amen im Dom. Und damit Sie dann so richtig im Bilde sind, hat EXPRESS – Die Woche auf dieser Seite die wichtigsten Fakten über Hochwasser in Köln zusammengetragen.

von Alexander Kuffner

Ab wann ist Hochwasser?
Ab einem Kölner Pegel von 4,50 Meter, wenn die ersten Schutzmaßnahmen im Kanalnetz anlaufen. Diese werden im Verlauf des Hochwassers intensiviert und sorgen dafür, dass kein Rheinwasser in das Abwasserkanalnetz eindringt

Warum gibt es oft im Winter Hochwasser?
Zwischen Dezember und Februar (s.a. Tabelle unten) spielt die Schneeschmelze eine große Rolle. Doch auch ohne große Schneemengen kann der Rhein im Winter – wie in den letzten Tagen – stark ansteigen. „Entscheidend sind die Niederschlagsmengen, vor allem auch im Einzugsgebiet der Zuflüsse Neckar, Main und Mosel“, sagt Birgit Konopatzki, Sprecherin der Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB).

Ist der Kölner Pegel genau?
Ja, aber... Beim Kölner Pegel, der am Altstadtufer gemessen wird, ist dreimol null nicht gleich null. Würde der Pegel „0 Meter“ zeigen, wäre die Fahrrinne für die Schiffe in der Flussmitte immer noch 1,11 Meter tief. Diesen Wert kann man daher immer noch zum Pegelstand hinzurechnen, um die wirkliche Wassertiefe zu erfahren.

Wer kümmert sich?
„Ab einem Wasserstand von 5,50 Meter wird eine Hochwasserschutzzentrale in der StEB-Zentrale in Merheim eingerichtet“, so Birgit Konopatzki. Diese koordiniert zunächst etwa die Maßnahmen im Kanalnetz. Bei weiter steigenden Pegeln auch im 24-Stunden-Dienst. Später werden andere Kräfte (zum Beispiel Feuerwehr, Polizei, DLRG, THW) hinzugezogen. Bei einem Pegelstand ab 10,71 Meter geht die Leitung des Hochwassereinsatzes an die Stadt über.

Wer räumt nach dem Hochwasser die Stadt auf?
„Die Kölner Stadtreinigung beseitigt das Schwemmgut sowie Sand und Schlamm von den befestigten Wegen entlang des Rheins“, so Jörg Daniel, stellvertretender Sprecher der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln (AWB). Jährlich würden zwischen 100 und 200 Tonnen an Abfällen bei den Reinigungseinsätzen nach Hochwassern beseitigt.

Wo erhalten Kölner Hilfe?
Auf der Webseite der StEB Köln finden sich unter dem Menüpunkt „Hochwasser und Überflutungsschutz“ viele Infos. Dort gibt es den aktuellen Pegelstand mit Vorhersage, einen persönlichen Wasser-Risiko-Check für die eigene Adresse, Vorsorgetipps sowie Überflutungsgefahrenkarten. Zusätzlich informieren die StEB über das Hochwassertelefon unter (0221) 221-26161

Was passiert eigentlich ab welchem Wasserstand?

• 2,97 m Mittelwasser des Rheins in Köln (10 Jahres-Mittelwert aller Wasserstände)
• 4,50 m Erste Hochwasserschutzmaßnahmen im Kanalnetz
• 5,00 m Unterer Bereich des Rheinboulevards wird gesperrt.
• 5,50 m Der Leinpfad ist angeflutet und wird abgesperrt.
• 5,80 m Der Parkplatz an der Bastei wird gesperrt.
• 6,00 m Fünf Hochwasserpumpwerke sind in Betrieb.
• 6,30 m Der Parkplatz an der Bastei ist überflutet.
• 6,80 m Hubtor in Köln-Rodenkirchen ist geschlossen.
• 7,00 m Großes Schieberprogramm im Kanalnetz mit über 250 Maßnahmen. Zwölf Hochwasserpumpwerke laufen. Im Rodenkirchener Auenviertel werden mobile  Wände aufgebaut. In Zündorf wird die Groov geflutet.
• 8,00 m 22 Hochwasserpumpwerke sind im Betrieb, zahlreiche Schieber im Kanalnetz werden bedient.
• 8,10 m Die Promenade der Kölner Altstadt wird angeflutet.
• 8,30 m Der Schiffsverkehr wird eingestellt.
• 8,50 m Köln-Kasselberg wird vom Hochwasser umschlossen. Das Veedel ist nur noch mit watfähigen Fahrzeugen zu erreichen, ein Fahrdienst wird eingerichtet. Im Kanalnetz sind nun 500 Maßnahmen durchgeführt.
• 8,60 m Erste Zugänge in der Hochwasserschutzmauer werden im Rheingarten (Altstadt) geschlossen.
• 8,80 m Fertigstellung mobile Wand Marktplatz Zündorf
• 9,00 m Die Hochwasserschutzzentrale wird je nach Steigungsrate durch weitere Fachbereiche in der Einsatzzentrale nterstützt (Berufsfeuerwehr, Amt für Verkehrsmanagement, Polizei, RheinEnergie, DLRG, THW).
• 9,30 m Der Fahrdienst in Köln-Kasselberg wird zum Fährdienst (Einsatz von Booten).
• 10,00 m Der Rheinufertunnel wird geschlossen.
• 10,70 m Die mobile Schutzwand auf dem Marktplatz in Zündorf wird überflutet. Es besteht keine Gefahr oberhalb des Marktplatzes. 24 reine Hochwasserpumpwerke sind in Betrieb. Ab einem Wasserstand von über 10,70 m geht die Leitung des gesamten Hochwassereinsatzes von den StEB Köln an die Stadt (Katastrophenfall).
• 11,30 m Die Altstadt wird überflutet.

Historische Hochwasser am Pegel Köln ab 7,90 Meter

• 2021 8,06 m (Juli)
• 2021 8,69 m (Februar)
• 2020 7,99 m (Februar)
• 2018 8,78 m (Januar)
• 2011 8,91 m (Januar)
• 2004 7,95 m (Januar)
• 2003 9,71 m (Januar)
• 2002 8,59 m (März)
• 2002 8,56 m (Februar)
• 2001 9,38 m (März)
• 1999 8,88 m (Februar)
• 1998 9,49 m (November)
• 1997 8,48 m (März)
• 1995 10,69 m (Januar)
• 1994 8,74 m (Januar)
• 1993 10,63 m (Dezember)
• 1990 8,63 m (Februar)
• 1988 9,95 m (März)
• 1987 8,55 m (März)
• 1987 8,24 m (Januar)
• 1984 9,11 (Februar)
• 1983 9,96 m (Mai)
• 1983 9,81 m (April)
• 1982 8,50 m (Dezember)
• 1982 8,42 m (Februar)
• 1982 8,78 m (Januar)
• 1981 7,91 m (Dezember)
• 1980 9,31 m (Februar)
• 1979 7,92 m (Februar)
• 1977 7,93 m (Februar)
• 1970 8,56 m (Mai)
• 1970 9,87 m (Februar)
• 1968 8,27 m (Januar)
• 1967 7,90 m (Dezember)
• 1966 8,39 m (Dezember)
• 1966 8,18 m (Januar)
• 1965 8,45 m (Dezember)
• 1948 10,41 m (Januar)
• 1926 10,69 m (Januar)
• 1920 10,58 m (Januar)
• 1882 10,52 m (November)
• 1784 13,55 m (Februar)
• 1342 11,52 m (Juli)