Sonderausstellung im LVR-Industriemuseum
Modische Raubzüge: Von Luxus, Lust und Leid

Weltweit werden jährlich allein 44,4 Mio Nerze und 7,8 Mio Füchse für die Pelzgewinnung getötet. Insgesamt müssen Schätzungen zufolge über 90 Millionen Tiere im Jahr für die Pelzmode ihr Leben lassen.  | Foto: Andrey Kiselev/AdobeStock
  • Weltweit werden jährlich allein 44,4 Mio Nerze und 7,8 Mio Füchse für die Pelzgewinnung getötet. Insgesamt müssen Schätzungen zufolge über 90 Millionen Tiere im Jahr für die Pelzmode ihr Leben lassen.
  • Foto: Andrey Kiselev/AdobeStock

Ein Blick auf die Roten Teppiche dieser Welt oder in die Regenbogenpresse zeigt: Nobles Understatement und modische Zurückhaltung gehören der Vergangenheit hat. Wer was hat, zeigt es auch. Dafür müssen jährlich 90 Millionen Tiere ihr Leben lassen.

Euskirchen (lk). Geschmeidige Felle, exotische Federn, schillernde Perlen – die Pracht und Schönheit der Tierwelt hat Menschen seit jeher fasziniert und Sehnsüchte geweckt. Je seltener ein Pelz oder eine Perle, umso begehrenswerter. Dafür wurden und werden Tiere in aller Welt gejagt, getötet und teilweise sogar ausgerottet. Ihre Häute, Panzer oder Zähne wurden in den vergangenen Jahrhundeten zu lukrativer Handelsware für Kleidung und Mode. Sie erfüllten Frauen und Männern den Wunsch nach Luxus und nach Abgrenzung, sie dienten der Erotik und versprachen einer ganzen Industrie gute Geschäfte. Die Ausstellung „Modische Raubzüge - Von Luxus, Lust und Leid. 1800 bis heute“ widmet sich ab Sonntag, 5. März bis zum 7. Januar 2024 in der Tuchfabrik Müller, Carl-Koenen-Straße 25b in Euskirchen diesem Thema.

Mit großer Fantasie und kunsthandwerklichem Geschick wurden alle denkbaren Tierarten schon immer für die Mode genutzt und zu auffallenden Kleidungsstücken verarbeitet, die Menschen schützten, wärmten oder schmückten. „Aber kein Tier gibt freiwillig sein Fell, seine Federn oder sein Gehäuse her. Der Tod der Tiere ist die Kehrseite dieses Luxuskonsums. Hat sich daran gar nichts geändert? Haben die Anti-Pelz-Kampagnen nichts bewirkt?“, fragt sich das LVR-Industriemuseum. Ein Blick in die Fußgängerzonen und Einkaufszentren zeige: Tierische Materialien prägen modische Trends –sind wieder „in“.

Lange Zeit verpönte Luxusprodukte aus Pelz sind erneut zum Mainstream geworden. Geschätzt 90 Millionen Tiere müssen jährlich für die Pelzmode ihr Leben lassen.

Die Ausstellung im Museum beleuchtet mehr als 200 Jahre dieses besonderen Ausschnitts der Kulturgeschichte der Mode und macht die unmittelbare Konfrontation von Mensch und Tier erlebbar. Zu sehen sind auf mehr als 500 Quadratmetern über 250 Objekte aus der museumseigenen Textilsammlung und von verschiedenen Leihgebern. Hinzu kommen historische Bilder und Filme. Ergänzt wird die Ausstellung außerdem durch eine Präsentation von Arbeiten des Berliner Künstlers Oliver Mark aus der Serie „Natura Morta“. Sie zeigen Fotografien von illegal gehandelten und nach Deutschland geschmuggelten Objekten. Diese Tierpräparate, aus tierischen Materialien gefertigte Kleidungsstücke sowie Accessoires, wurden vom Zoll beschlagnahmt und sind seitdem in der Asservatenkammer des Bundesamts für Naturschutz in Bonn gelagert.

„Das Verhältnis von Mensch und Tier zu untersuchen – in unserem Falle anhand von Bekleidung und Mode – das geht nur, wenn man sowohl historische Zeugnisse als auch die gegenwärtige Gesellschaft in den Blick nimmt“ erklärt Dr. Dennis Niewerth, Leiter der Tuchfabrik Müller.

Monatlich werden öffentliche Führungen angeboten und an verschiedenen Terminen sind Interessierte zu abendlichen Rundgängen eingeladen.

Ein reich bebilderter Katalog gibt die Möglichkeit, das Thema auch zuhause zu vertiefen. Er ist im Museumsshop oder im Buchhandel zum Preis von 24,90 Euro erhältlich.

Infos und Termine zur Ausstellung auf: www.industriemuseum.lvr.de/modischeraubzuege

Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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