Vereinbarung mit dem Land unterzeichnet
NRW und Shell Deutschland unterzeichneten ...

Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (vorne links) und Dr. Fabian Ziegler (Shell-Deutschland-Chef, vorne rechts) unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung zur Transformation der Rheinland Raffinerie. Mit dabei: Raffineriedirektor Dr. Marco Richrath (stehend links) und Maximilian Pinno (stehend rechts, zuständig für die Politikbeziehung der Raffinerie). | Foto: MWIDE
  • Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (vorne links) und Dr. Fabian Ziegler (Shell-Deutschland-Chef, vorne rechts) unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung zur Transformation der Rheinland Raffinerie. Mit dabei: Raffineriedirektor Dr. Marco Richrath (stehend links) und Maximilian Pinno (stehend rechts, zuständig für die Politikbeziehung der Raffinerie).
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Wesseling/Region - (rmm) Nordrhein-Westfalen hat sich auf die Fahne geschrieben, der
modernste und umweltfreundlichste Industriestandort Europas werden. Um
das zu erreichen, unterstützt die Landesregierung auch die
energieintensive Industrie. Deshalb wurde jetzt der Rahmen für eine
Zusammenarbeit und Koordinierung von Tätigkeiten von Shell
Deutschland, der Landesregierung NRW und weiteren Partnern gesetzt.
Ziel sei es, die Rheinland Raffinerie zu einem nachhaltigen Energie-
und Chemiestandort weiterzuentwickeln. Im vom Kohleausstieg besonders
betroffenen NRW könne der globale Player mit der Muschel als Logo so
einen integrierten Beitrag zur Dekarbonisierung und gleichzeitigem
Aufbau einer „grünen“ Industrie und zur Sicherung von
Arbeitsplätzen leisten.

Die Absichtserklärung regelte die Zusammenarbeit von Landesregierung
und Shell, um den Wandel der Rheinland Raffinerie bestmöglich zu
unterstützen. Dazu gehöre auch die Einrichtung eines
Transformationsdialogs mit der Landesinitiative „IN4climate.NRW“
sowie eines Beirats mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Industrie
und Wissenschaft.

Mit einer Jahreskapazität zur Verarbeitung von rund 17 Millionen
Tonnen Rohöl bilden die Shell in Godorf und Wesseling als Rheinland
Raffinerie die größte Raffinerie in Deutschland. Bereits im
September hatte Dr. Fabian Ziegler, Chef von Shell Deutschland,
angekündigt, dass Shell in Deutschland die eigenen
Treibhausgasemissionen und jene, die beim Verbrauch von
Shell-Produkten entstehen, binnen eines Jahrzehnts um über ein
Drittel senken oder kompensieren wolle. Das entspreche rund 30
Millionen Tonnen pro Jahr beziehungsweise rund einem Zehntel des
CO2-Reduktionsziels der deutschen Bundesregierung bis 2030.

Aktuell ist die Raffinerie mit den beiden linksrheinischen Standorten
noch stark von der Rohölverarbeitung bestimmt und produziert vor
allem Propan, Butan, Benzin, Kerosin, Diesel, Heizöle, Bitumen und
Petrochemikalien. Doch schon heute würden dort die Weichen für eine
umweltfreundliche Zukunft gestellt: Der Kraftwerksneubau in Godorf und
die damit verbundenen Umstellung von Öl- auf Gasbefeuerung führe zu
einer Emissionsbilanz von 30 Prozent weniger Stickoxiden, 80 Prozent
weniger Schwefeloxiden und etwa 100.000 Tonnen weniger CO2 pro Jahr.

In Wesseling baut Shell den weltweit größten
PEM-Wasserstoffelektrolyseur („proton exchange membrane“). Der
Strombedarf der 10-Megawatt-Anlage soll vollständig aus erneuerbaren
Energien gedeckt werden, und der erzeugte grüne Wasserstoff – rund
1.300 Tonnen pro Jahr – kann komplett in Raffinerieprozesse
integriert werden, zum Beispiel für die Entschwefelung
konventioneller Brennstoffe. Für den Raum Köln trägt das Projekt
außerdem zum Aufbau einer neuen Wasserstoff-Modellregion bei, die auf
Aktivitäten rund um Tankstellen, Auto- und Buseinsatz aufbauen soll
und die gemeinsam das Potential von Wasserstoff in der Energiewende
zeigen kann. Mit der zunächst geplanten Jahresproduktion des
Elektrolyseurs könnten beispielsweise auch rund 10.000
Brennstoffzellen-Pkw oder etwa 300 Brennstoffzellen-Busse mit
umweltfreundlichem, grünem Wasserstoff versorgt werden. Mit dem
Projekt einer Erweiterung der Wasserstoffelektrolyse auf 100 Megawatt
hat sich Shell jüngst bei einer Ausschreibung des Innovation Funds
der Europäischen Union beworben.

Rund 100.000 Tonnen CO2-neutralen Lkw-Kraftstoff will Shell pro Jahr
mit einem in Godorf geplanten Gas-Verflüssiger herstellen.

Gespeist werden soll die LNG-Anlage vor allem mit Biomethan.
Erfolgreiche Praxis in Wesseling sei bereits die Mit-Verarbeitung von
pflanzlichen Ölen im Raffinerieprozess. Durch die Beimischung dieser
Bio-Komponenten reduziere Shell den ökologischen Fußabdruck seiner
Produkte, ohne dass die Qualität darunter leide. In einer vom Land
NRW geförderten Machbarkeitsstudie wurde die Umsetzung einer ersten
Demonstrationsanlage zur Herstellung von synthetischen
Power-to-Liquids-Kraftstoffen untersucht: Eine solche Anlage könnte
in Wesseling integriert werden und mit erneuerbaren Energien mehrere
Tausend Tonnen treibhausgasreduzierte Kraftstoffe im Jahr produzieren.
Diese können insbesondere im Flugverkehr verwendet werden und dort
fossile Kraftstoffe ersetzen.

Shell ist Mitglied der 2019 gegründeten weltweiten „Alliance to end
plastic waste”. Als wachsender Hersteller von Basischemikalien für
die Kunststoffindustrie gehe die Rheinland Raffinerie insbesondere der
Frage nach, wie Plastikabfälle als recycelte Rohstoffe wieder in die
Produktion eingebunden werden können.

Mit der großen Flexibilität der vorhandenen Anlagen für
verschiedene Einsatzstoffe wolle Shell die Verarbeitung von
synthetisch verflüssigtem Plastikabfall – sogenanntem Pyrolyseöl
– prüfen und damit den Rohöleinsatz weiter senken.

„Der Trend ist klar: Weniger Rohölverarbeitung, mehr Einsatz
regenerativer Eingangsstoffe, klarerer Fokus auf zukunftsorientierte
Energielösungen und Spezialchemieprodukte. Mit Bio-Komponenten,
Öko-Strom und grünem Wasserstoff streben wir eine substanzielle und
richtungsweisende Veränderung des heutigen Produktoutputs an, und
damit wird sich auch unser Anlagenbestand verändern: Neue Anlagen
werden entstehen oder sind zum Teil jetzt schon im Bau, manche Anlagen
werden umgerüstet und zukünftig andere, nachhaltigere Produkte
herstellen, und manche Anlagen werden nicht mehr in das Konzept
unserer Neuausrichtung passen“, fasst Richrath die
Transformationsabsichten zusammen.

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RAG - Redaktion

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