Beeindruckendes Zeichen
250.000 beim wohl "wichtigsten Rosenmontagszug"

Die Botschaft der "Jecken" und sonstigen Engagierten war klar: "Peace" - Frieden für die Ukraine. | Foto: Festkomitee Kölner Karneval / Costa Belibasakis
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  • Die Botschaft der "Jecken" und sonstigen Engagierten war klar: "Peace" - Frieden für die Ukraine.
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Normalerweise ist es "der" Tag für die "Jecken" in der Domstadt: Zum kölschen Höhepunkt des Karnevals wird normalerweise auf den Straßen dem Rosenmontagszug zugejubelt. In diesem Jahr ist aber noch einmal alles anders - nicht nur auf Grund der Corona-Pandemie, sondern in erster Linie wegen des Krieges in der Ukraine. Und so demonstrieren "am höchsten Kölner Feiertag" Zehntausende für Frieden, nicht nur Karnevalsjecke.

An der Severinstorburg versammelten sich heute Vormittag Tausende am Chlodwigplatz, um zum Rosenmontag eine Friedensdemonstration zu starten. Der Protestmarsch war vom Festkomitee Kölner Karneval initiiert worden, erreichte aber nicht nur die Karnevalisten. Schätzungen zur Folge machten sich wohl mindestens 250.000 Menschen auf den Weg durch die Innenstadt. «Das ist, glaube ich, der wichtigste Rosenmontagszug, seit ich auf der Welt bin», sagte der Musiker Peter Brings (57) im WDR-Fernsehen. Auch ein Polizeisprecher erklärte: «Es ist beeindruckend, wie viele Menschen in Köln auf der Straße sind.» Angesichts dieser riesigen Solidarität betonte BAP-Sänger Wolfgang Niedecken im WDR Fernsehen: «Da bin ich sehr stolz auf meine Stadt» Der «höchste Kölner Feiertag», der Rosenmontag, sei zu einer Solidaritätskundgebung für Frieden und Demokratie umfunktioniert worden. Alle Teilnehmer verhielten sich verantwortlich: «Ich sehe keinen einzigen ohne Maske.» Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst ist einer der Teilnehmer. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Das ist heute die beste Art, auf den Beinen zu sein, nämlich für Frieden und Freiheit in Europa zu demonstrieren.»

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (r.) mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Christoph Kuckelkorn (l), Präsident Festkomitee Kölner Karneval, bei der Demo in Köln. | Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
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Friedenstauben als symbolischer Start

Vor dem Start des Marsches ließ das Festkomitee Kölner Karneval weiße Friedenstauben aufsteigen. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn betonte, man solidarisiere sich ausdrücklich auch mit den mutigen Anti-Kriegs-Demonstranten in Russland. Christoph Kuckelkorn appellierte: «Herr Putin, stoppen Sie den Wahnsinn! Stoppen Sie den Krieg!» Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sagte: «Ich empfinde grenzenlose Bewunderung für all die mutigen Russinnen und Russen, die bereits seit Freitag auf die Straßen ihres Landes gehen.» Minutenlanger donnernder Applaus der Zuhörerinnen und Zuhörer war die Reaktion darauf. Auch Mitglieder des deutsch-ukrainischen Hilfsvereins Blau-Gelbes Kreuz machten auf die Lage in der Ukraine aufmerksam.

Und dann setzten sich Kostümierte und Nichtkostümierte schließlich gemeinsam in Bewegung und machten sich auf den Weg durch die Straßen. Viele trugen Transparente mit Aufschriften wie «Putin Go Home» und «Dear Russian people, be Russians not Putinians» («Liebes russisches Volk, seid Russen, keine Putinianer»). Dazu wurden Lieder gespielt wie «Alle Menschen werden Brüder» und «Mir sin all nur Minsche» (Wir sind alle nur Menschen) von Brings. Auf der gesamten Wegstrecke von rund 4,5 Kilometern befanden sich durchgehend Menschen. Dem Zug voran ging ein Persiflagewagen mit einer aufgespießten Friedenstaube, der kurzfristig für den Zug gebaut worden war. Alle anderen 21 Persiflagewagen, die für den ursprünglich geplanten Karnevalszug gebaut wurden, stehen noch bis Dienstagmittag verteilt in der Kölner Innenstadt entlang der regulären Rosenmontagszugstrecke, damit möglichst viele Jecken sie aus der Nähe erleben können, erklärt das Festkomitee. Die Wagen zeigen kritisch-politische Motive lokaler, nationaler und internationaler Themen, so auch Putin und die Ukraine.

Solidarität mit der Ukraine am Rosenmontag in Köln. | Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
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Kein Karnevals-Klamauk, ernsthafte Atmosphäre

Trotz der Menschenmassen registrierte die Polizei bis zum Mittag keinerlei Zwischenfälle. Teilnehmer beschrieben eine gedämpfte, überwiegend ernsthafte Atmosphäre. Die Kölner Karnevalisten hatten sich am Tag des Kriegsbeginns entschieden, eine Friedensdemo zu veranstalten. Der normale Rosenmontagszug durch die Stadt war zuvor schon wegen Corona abgesagt worden. Als Ersatz sollte der Zug durchs Fußballstadion rollen, doch das wurde ebenfalls gecancelt.

Der Zugleiter des Kölner Rosenmontagszugs, Holger Kirsch, hob hervor, dass die Demo von der gesamten Stadtgesellschaft mitgetragen werde. Allen gehe es darum, ein Zeichen zu setzen: «Ein Zeichen für die Solidarität der Menschen in der Ukraine und ein Zeichen gegen Krieg in Europa.» Der Zug wurde angeführt von einem Karnevalswagen, der eine von einer russischen Flagge aufgespießte Friedenstaube zeigte.

Und so konnte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn am Ende eine überaus positive Bilanz ziehen: „Die Kölner und der Karneval haben heute gezeigt, dass alle zusammenstehen, wenn es darauf ankommt. Heute ging es nicht ums ausgelassene Feiern, sondern um lauten und bunten Protest gegen den Krieg in der Ukraine. Es war genau das richtige Signal, den Rosenmontag zu einem Friedensfest zu machen. Ob Gardist oder Lappenclown, ob mit Pappnase oder Pappschild und klarer Botschaft: Heute war ganz Köln ebenso friedlich wie unmissverständlich auf den Beinen.”

(vd)  /  © dpa-infocom, dpa:220228-99-321051/4  /  dpa:220228-99-316433/12

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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