Erfreuliche Bruterfolge
101 junge Turmfalken in der Region gezählt

Beringter Jungfalke in Apfelplantage. | Foto: Matthias Overmann
2Bilder
  • Beringter Jungfalke in Apfelplantage.
  • Foto: Matthias Overmann
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Region - Die NABU Kreisgruppe Bonn freut sich über ein sehr erfolgreiches
Artenschutzprojekt. Seit 2015 hat sie zusammen mit Obstbauern in der
Kulturlandschaft zwischen Rheinbach, Meckenheim und Grafschaft über
100 Nistkästen für Turmfalken installiert und dokumentiert seitdem
jährlich deren Belegung. Jetzt kann der Vorsitzende des NABU Bonn
Alexander Heyd Rekordzahlen vermelden: „In der Saison 2020 haben wir
gut 80 Nistkästen kontrolliert und konnten 27 Bruten mit 101 jungen
Falken feststellen. Seit der ersten Zählung im Jahr 2013 mit 28
Kästen, zwei Bruten und fünf Jungen ist das eine sensationelle
Steigerung.“

Die Turmfalken nehmen die künstlichen Nisthilfen offensichtlich sehr
gern an und brüten über mehrere Jahre am selben Ort. Einige
Nistkästen werden schon seit 2015 durchgängig genutzt. 2020 waren 28
Prozent der kontrollierten Kästen besetzt, in mehr als jedem vierten
Kasten gab es also eine Brut. „Die Aktion ist ihrer Dimension
einzigartig“ erklärt Alexander Heyd. „Durch unser umfangreiches
Angebot an Nistkästen in der offenen Feldflur erreichen wir
mittlerweile eine Dichte an Bruten, die auch unter Fachleuten als
außergewöhnlich hoch gilt.“ Biologe Axel Hirschfeld, der mit
freiwilligen Helfern die jungen Falken erfasst und für den NABU Bonn
beringt, ergänzt: „Durch das Projekt konnten die Falken einen
bisher nur sehr dünn besiedelten Lebensraum in wenigen Jahren
komplett neu erschließen. Auch die Anzahl flügger Junge pro Brut ist
sehr hoch und trägt dazu bei, dass der Bestand dieser hübschen
Greifvogelart in unserer Region gesichert ist.“

Begleitet wird das Projekt seit 2018 durch eine Webcam, bei der man
von April bis Anfang Juli das Heranwachsen von fünf Jungfalken in
einem Kasten live beobachten kann. Die 147.000 Zugriffe zeigen die
rege Anteilnahme und die Videos boten in Corona-Zeiten offensichtlich
für Viele eine willkommene Abwechslung.

Möglich wurde das Artenschutzprojekt durch eine Kooperation des NABU
Bonn mit dem Handelskonzern REWE und insgesamt über 50 Obstbauern im
Bonner Umland, die diese Nistkästen auf ihren Grundstücken
aufgestellt haben. Zusammen mit dem Aufstellen von Sitzstangen, von
denen Falken und andere Greifvögel gut jagen können, ist dies für
die Landwirte auch eine gelungene Nützlingsförderung „Dadurch
verringern sich die oft erheblichen Mäusefraßschäden an Bäumen. So
können wir bei der Mäusebekämpfung Geld und Zeit einsparen, da wir
weniger chemische Mittel und Fallen brauchen.“ bestätigt Georg
Hinzmann, einer der beteiligten jungen Obstbauern aus
Wachtberg-Fritzdorf.

Die Unterstützung der Turmfalken ist Teil eines größeren Projektes
zur Förderung der Artenvielfalt im konventionellen Obstanbau. Die
beteiligten Landwirte installieren Nistkästen für Singvögel,
Fledermauskästen und Nisthilfen für Wildbienen, legen Blühstreifen,
Blumenwiesen, Totholz- und Steinhaufen als Verstecke für wildlebende
Tiere an. Das alles zusammen sorgt für mehr Artenvielfalt in der
Landwirtschaft.Das Obst der am Projekt beteiligten und an REWE
liefernden Betriebe ist erkennbar an dem Pro Planet-Label „
Artenvielfalt schützend“. Dieses kennzeichnet konventionelle
Produkte, die Umwelt und Gesellschaft deutlich weniger belasten als
vergleichbare Produkte. REWE finanziert bundesweit die Beratung der
Landwirte durch Naturschutz-Experten vom NABU und bezahlt die
Materialien. „Ein Nistkasten für Falken oder Schleiereulen kostet
mit Zubehör mindestens 130 Euro und auch das Saatgut von heimischen
Pflanzen für artenreiche Blühflächen ist teuer. Daher ist es gut,
dass REWE diese Kosten übernimmt“ so Biologin Monika Hachtel, die
das Projekt seit 2014 mitbetreut. Alexander Heyd meint abschließend:
„Das Kooperationsprojekt zeigt, dass man auch in der konventionellen
Landwirtschaft viel für die Natur erreichen kann. Nicht nur die
Falkenkästen, auch die anderen von den Landwirten umgesetzten
Maßnahmen bereichern unsere Landschaft. So sind die Blühflächen ein
Paradies für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten – hier
summt und zirpt es überall. In den Totholzhaufen haben wir schon
mehrfach Mauswiesel gesichtet und auch die Dorngrasmücke brütet
dort. So schaffen wir für viele Tierarten Lebensraum und bringen die
Artenvielfalt in der Landwirtschaft voran.“

- unserer Redaktion

Beringter Jungfalke in Apfelplantage. | Foto: Matthias Overmann
Getummel am NABU-Nistkasten: Fünf fast flügge Jungtiere der Saison 2020. | Foto: Matthias Overmann
Redakteur/in:

RAG - Redaktion

29 folgen diesem Profil