Burg Windeck steht zum Verkauf
Der Rhein-Sieg-Kreis sucht Käufer

Die Burganlage erstreckt sich weitläufig über ein großes Gebiet. | Foto: Röhrig
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  • Die Burganlage erstreckt sich weitläufig über ein großes Gebiet.
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Rhein-Sieg-Kreis/Windeck - Nachdem bekannt wurde, dass sich der Rhein-Sieg-Kreis aus
Kostengründen von der Burgruine Windeck trennen will, wird intensiv
nach Interessenten für das denkmalgeschützte Wahrzeichen gesucht.

Aber wer will schon Eigentümer einer über 850 Jahre alten Anlage
werden, die jährlich rund 150 000 Euro kostet und mitunter
Investitionen von einer halben Million Euro zusätzlich verlangt?

Der Landschaftsverband Rheinland und die NRW-Stiftung haben bereits
abgelehnt, die Burg zu übernehmen

Und die Gemeinde Windeck mit ihrem chronischen Defizit im Haushalt hat
kein Geld für solche Objekte. Deshalb sieht Windecks Bürgermeister
Hans-Christian Lehmann die einzige Chance, im Zuge der Regionale 2025
Projektideen mit der Burg zu verwirklichen. Denn der östliche
Rhein-Sieg-Kreis hat zusammen mit dem Rheinisch-Bergischen und dem
Oberbergischen Kreis bereits den Zuschlag für diese millionenschwere
Landesförderung erhalten.

Projektideen der Gemeinde sind angemeldet

Lehmann: „Denkbar wären zum Beispiel eine von uns schon lange
gewünschte Aussichtsplattform an der Burgruine und ein Neubau im
Museumsdorf mit Ausbildungsmöglichkeiten für ein Café und eine
Werkstatt.“ Dort könnten auch Migranten und Behinderte besonders
gefördert werden, sagte Lehmann.

Diese Projektmöglichkeiten habe die Gemeinde schon vor einigen Wochen
angemeldet, obwohl ein Vorstand für die Regionale erst im nächsten
Jahr zusammengestellt werden soll.

Besonders schlecht sind die Aussichten, einen privaten Investor für
die denkmalgeschützte Burgruine zu finden. Denn auf dem gesamten
Gelände darf nicht so ohne weiteres gebaut oder verändert werden.

Das betrifft auch das Café „Zum Goldenen Spinnrad“ am Aufgang zur
Burgruine, das derzeit wieder einmal leer steht. Mehrfach waren
Pächter und Eigentümer mit dem Vorhaben gescheitert, das kleine
Gebäude funktionsgerecht zu erweitern.

Im Besitz des Kreises seit 1961

Der damalige Siegkreis kaufte die Burg Windeck mitsamt

34.000 Quadratmeter Land schon 1961 und führte dann umfangreiche
Sanierungen durch. In den 80er Jahren fanden sogar archäologische
Grabungen statt, bei denen der Grundriss der Ruine freigelegt und
konserviert wurde.

Jetzt werden dem Rhein-Sieg-Kreis aber die Kosten zu hoch.

Für die Unterhaltung der touristischen Attraktion fallen nämlich
laut Kreisverwaltung jedes Jahr rund 150.000 Euro an Sach- und
Personalkosten an. Und zusätzlich werden immer wieder erhebliche
größere Investitionen notwendig. Wie jetzt eine halbe Million Euro
für die Sicherung des Hanges zur Siegtalstraße hin. Dort müssen die
vor 20 Jahren gebauten Fangzäune saniert werden.

Dass der Kreis das Windecker Wahrzeichen loswerden will, stößt nicht
überall auf Verständnis. So kritisiert zum Beispiel eine
Windeckerin: „Da will der Kreis mal wieder seine östlichste
Gemeinde im Stich lassen!“

Bewegte Historie der Burg Windeck

Bis heute ist nicht bekannt, wann genau die 1174 zum ersten Mal
urkundlich erwähnte Burg Windeck („castrum novum in windeke“)
erbaut wurde.

In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde sie jedenfalls vom Grafen
Heinrich Raspo dem Jüngeren an Engelbert von Berg zum Lehen gegeben.
Ende des 12. Jahrhunderts wurde sie vom Kölner Erzbischof Philipp von
Heinberg erworben.

Nach mehrfachem Besitzerwechsel ging sie 1247 an Adolf von Berg und
wurde dessen südöstlichster Stützpunkt sowie bis 1672 Sitz der
Verwaltung und des Gerichtes vom bergischen Amt Windeck.

Dann wurde die Burg zerstört und Gericht und Verwaltung ins
oberbergische Denklingen verlegt. Im 30-jährigen Krieg wurde die Burg
Windeck mehrfach belagert, von den Schweden und Hessen mit Kanonen
beschossen und besetzt.

1648 wurde Burg Windeck von der kaiserlichen Armee durch gezielte
Sprengungen schwer beschädigt, noch stehende Nebengebäude 1672 durch
französische Truppen zerstört.

Seitdem verfielen die Anlagen immer weiter und wurden von der
Bevölkerung nur noch als Steinbruch genutzt. 1815 wurde die Ruine zur
preußischen Domäne, über 30 Jahre später kaufte sie der Landrat
des Kreises Waldbröl und baute auf den Trümmern eine Villa, die dann
1945 in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges aber ebenfalls
zerstört wurde.

1961 übernahmen der damalige Siegkreis und damit auch sein
Nachfolger, der Rhein-Sieg-Kreis, die Burg und führten im Lauf der
Jahre zum Teil umfangeiche Sicherungs-und Sanierungsmaßnahmen durch.

Die Burganlage erstreckt sich weitläufig über ein großes Gebiet. | Foto: Röhrig
Die vielen Fangzäune im Abhang zum Siegtal hin müssen dringend saniert werden. | Foto: Röhrig
Das Goldene Spinnrad am Aufgang steht wieder leer, sehr zum Bedauern der Besucher. | Foto: Röhrig
Die Windecker Burgruine gehört zu den touristischen Attraktionen. | Foto: Röhrig
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