Telefon-Reanimation beim Rettungsnotruf
Bei Herzstillstand zählt jede Sekunde

Peter Keppel (r.) stellt dar, wie eine Telefon-Reanimation abläuft. | Foto: Woiciech
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Rhein-Sieg-Kreis - „Haben Sie keine Angst, Hand anzulegen. Es kann nicht schlimmer
werden“, erläuterte Dr. Anja Kraemer, Not- und Oberärztin des
Siegburger Helios-Klinikums, den interessierten Gästen in der
Einsatzzentrale der Feuerwache in der Kreisstadt.

Hier fand unter dem Motto „Leben retten ist gar nicht so
schwierig“ das Treffen der Gesprächs- und Selbsthilfegruppe „Rund
ums Herz“ statt. Es standen vor allem Wiederbelebungsmaßnahmen per
Telefon im Mittelpunkt. „Wir möchten außerdem mal die Menschen
präsentieren, die so viel Herzblut in die Telefonreanimation
stecken“, so die Notärztin und verwies nach ihrer Einführung an
Peter Keppel.

Der Dienstgruppenleiter bei der Rettungsleitstelle des
Rhein-Sieg-Kreises brachte dem Publikum nicht nur die Leitstelle und
die Rettungsdienste des Kreises nahe, sondern spielte auch praktisch
einen Ernstfall am Telefon durch. „Oft hören wir, dass die Menschen
nicht wissen, was sie tun können. Wir beruhigen und aktivieren sie,
die Herzdruckmassage durchzuführen“, erklärte er. Natürlich sind
die Anrufer aufgeregt, nachdem sie 112 gewählt haben. „Wir legen ja
nicht direkt auf, wenn man den Krankenwagen anfordert, nein, wir
bleiben dann dran.“

Anhand einer Liste werden anschließend alle Punkte abgearbeitet, wie
Ansprechen des Opfers, Überprüfung der Atmung bis zur Anwendung der
Herzdruckmassage. Hierbei muss der Betreffende schon mehr als fünf
bis sechs Zentimeter tief und möglichst 100 bis 120 Mal pro Minute
fest drücken, damit die Sauerstoffversorgung durch den Blutkreislauf
gesichert ist. „Sie können es nicht schlimmer machen, sollte bei
jemandem der Herzstillstand eingetreten sein. Auch wenn Rippen
brechen, im Krankenhaus ist alles zu reparieren. Doch in der Zeit, wo
das Gehirn keinen Sauerstoff bekommt, entstehen dauerhafte Schäden.
Nach drei bis fünf Minuten gehen Hirnzellen kaputt - für immer“,
betont Dr. Anja Kraemer.

Demzufolge ist es von entscheidender Bedeutung, die Herzdruckmassage
so lange aufrecht zu erhalten, bis der Arzt eintrifft. Peter Keppel
hofft, dass in den nächsten Jahren die Zahlen der wiederbelebten
Menschen steigen. In Ländern wie Norwegen lagen 2011 die
Reanimationen vor Eintreffen des Rettungsdienstes bei 73 Prozent, in
Deutschland nur bei 28 Prozent. Daher ist es wichtig, sich ein
„Herz“ zu fassen und bei einem Notfall sofort einzugreifen, die
112 wählen und sobald es die Umstände erfordern, mit den rettenden
Maßnahmen zu beginnen.

„Das schwache Herz“ ist der Titel des Siegburger Herztages am
Mittwoch, 15. November, ab 16 Uhr im Forum des Stadtmuseums Siegburg.
Um 18 Uhr beginnen die Vorträge.

- Dirk Woiciech

Peter Keppel (r.) stellt dar, wie eine Telefon-Reanimation abläuft. | Foto: Woiciech
Vor Ort wurde auch der Ernstfall simuliert und die Reanimation per Herz-Druckmassage geprobt. | Foto: Woiciech
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