Benzin im Blut
Nadine ist auf der Rennstrecke zu Hause

- Nadine Vollekier verbringt jede freie Minute auf dem Nürburgring.
- Foto: Gabriele Rupprecht
- hochgeladen von RAG - Redaktion
Erftstadt-Ahrem - Der Gutschein „Rennwagen selber fahren“, den Nadine Vollekier im
vorigen Frühjahr von ihren Kollegen geschenkt bekam, war ein
Volltreffer und hat für die 31-jährige Kostümbildnerin ernsthafte
Konsequenzen. Denn bei der Fahrt auf dem Nürburgring zunächst in
einem Rennporsche und dann noch in einem BMW M3 mit einem Instructor
auf dem Beifahrersitz hat die junge Frau „Blut geleckt“. Am Ende
des Tages stand für sie fest: „Ich will Rennfahrerin werden.“ Als
ersten Schritt erwarb sie die Lizenz, in Deutschland an Rennen
teilzunehmen. Seither verbringt sie jede freie Minute am Nürburgring.
„Am liebsten wäre ich immer dort, und sei es als Streckenposten“,
sagt sie. Trainingsrunden mit ihrem Coach haben ihr das nötige
Selbstvertrauen gegeben. „Aufgeregt bin ich, der Blutdruck steigt.
Aber Angst habe ich nicht“, sagt Nadine. Allerdings warnt sie davor,
den Nürburgring zu unterschätzen, wie es ihrer Meinung nach viele
Touristikfahrer tun. „Man sollte lieber erst mal langsam anfangen
und sich dann steigern. Diesen Weg bin ich auch mit meinem Coach
gegangen.“
Sie hat bereits zweimal am GLP, der
Gleichmäßigkeits-Leistungsprüfung teilgenommen, bei der es nicht
auf hohe Geschwindigkeit, sondern auf beständiges Tempo ankommt und
an der drei Stunden Rundstrecken-Challenge (RCN), die sie zusammen mit
ihrem Coach in einem Dreierteam absolviert hat. Im nächsten Jahr will
sie nicht nur so viele Rennen wie möglich fahren, sondern als
Instructor und Coach Geld hinzuverdienen – denn ihre Leidenschaft
ist teuer. Allein die Ausrüstung, Overall, Schuhe, Handschuhe,
Sturmhaube und feuerfeste Unterwäsche kostet rund 800 Euro, hinzu
kommt der Helm nochmal zum gleichen Preis. Wenn sie weiter in der
Rennszene Fuß gefasst hat, will sie mit einem Konzept auf
Sponsorensuche gehen. Einstweilen hat sie sich einen BMW 318 gekauft,
der zwar die Straßenzulassung behalten soll, ansonsten aber für die
Rennen auf dem Nürburgring ertüchtigt wird. Dabei legt sie auch
gerne selbst Hand an beim Schrauben und holt hier wohl einen
Kindheitstraum nach. Denn eigentlich wollte Nadine KFZ-Mechaniker
werden. Damit stieß bei ihrer Mutter auf wenig Gegenliebe, ebenso wie
mit ihrer Rennleidenschaft. Zwra hat die Mutter Angst um ihre
Tochter – beim RCN war sie aber dabei, und Nadine hofft, dass
sie demnächst einmal bei ihr mitfährt. Familiäre Gene spielen wohl
auch eine Rolle, denn bereits der Großvater liebte die Atmosphäre am
Nürburgring. Da ist es nicht verwunderlich, dass Nadine bereits als
kleines Mädchen eines am allerliebsten machte: In einem Auto sitzen.
Eine Frau in der Rennszene sei zwar immer noch etwas Besonderes, aber
bei ihren männlichen Rennfahrer-Kollegen habe sie noch keine
Ressentiments feststellen können, berichtet Nadine. Das könnte sich
vielleicht ändern, wenn sich Nadine auf dem Weg zum
24-Stunden-Rennen, zum Porsche-Cup oder nach Le Mans zu einer echten
Konkurrenz für die Herren mausert. „Aber man muss kein halber Mann
sein, um mitzuhalten“, findet Nadine. Sie hält sich mit einer
äußerst weiblichen Trend-Sportart fit für den Rennsport – mit
Poledance.
- Gabriele Rupprecht
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare