Stadt lehnt Spende ab
Eltern kämpfen für bessere Luft in Klassen

Acht mobile Luftreiniger warten auf  ihren Einsatz in den Klassenräumen der Edith-Stein-Grundschule. | Foto: ClimaConnect
  • Acht mobile Luftreiniger warten auf ihren Einsatz in den Klassenräumen der Edith-Stein-Grundschule.
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Frechen-Buschbell - (lk) Für bessere Luft in den Klassenräumen ihrer Kinder setzen sich
die Eltern der Edith-Stein-Grundschule ein. Unterstützt werden sie
dabei von zwei Fachfirmen aus Frechen. Doch die Stadt lehnte die
Dauerleihgabe von acht modernen Luftfiltern im Gesamtwert von 3500
Euro bisher ab.

Anfang der Woche haben auch in Frechen viele Grundschüler
Küchentisch und Smartphone gegen Klassenzimmer und Präsenzunterricht
getauscht. Aufgrund der stagnierenden oder sogar steigenden
Infektionszahlen und Inzidenzwerte schicken einige Eltern ihre Kinder
nur mit einem mulmigen Gefühl zurück auf die Schulbank.

Die Schulpflegschaft der Edith-Stein-Grundschule in Frechen-Buschbell
machte sich bereits im vergangenen Herbst intensiv Gedanken dazu, wie
die Luftqualität in den Klassenzimmern verbessert werden kann.

„Die Mutter eines Schülers wollte für die Klasse ihres Sohnes ein
Luftreinigungsgerät anschaffen“, erzählt der
Schulpflegschaftsvorsitzende Matthias Kleser. Doch Schule und Stadt
lehnten die Spende ab. „Die Aussage damals war: Es gilt das
Gleichstellungsprinzip. Also, entweder alle Klassen oder keine“,
erklärt Kleser.

Um also alle in den Genuss gereinigter Luft kommen zu lassen, machte
sich die Schulpflegschaft auf die Suche nach Alternativen. Die
Umsetzung einer vom Max-Planck- Institut, in Verbindung mit Mainzer
Schulen, entwickelten, kostengünstigen Lüftungsanlage aus
handelsüblichen Baumarktartikeln, durch die 90 Prozent der potenziell
Coronavirus-haltigen Aerosole aus der Raumluft gefiltert werden
sollen, wurde ebenfalls von der Stadt abgelehnt.

Stattdessen wies die zuständige Mitarbeiterin die Schulpflegschaft
auf „die Gefahr der falschen Sicherheit“ durch solche
Gerätschaften und die anstehende Verteilung sogenannter „CO²-
Ampeln“ hin. Diese Messgeräte werden abwechselnd in Frechener
Klassenräumen verteilt, um die dortige Luftqualität zu testen.
Zusätzlich weist die städtische Mitarbeiterin, in ihrer
ausführlichen Mail an den Schulpflegschaftsvorsitzenden, darauf hin,
dass nach Einschätzung des Bundesumweltamtes „nur Geräte mit
Hochleistungsschwebstofffiltern (HEPA-Filterklassen H13 oder H14) als
sinnig und sicher angesehen“ werden.

Dank der großzügigen Unterstützung zweier Frechener Unternehmen
konnte auch diese behördliche Hürde genommen werden. „Die
Unternehmen ClimaConnect und May Kälte und Klimatechnik haben für
jede Klasse der Schule ein passendes Gerät angeschafft und wollen es
der Schule als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen. Um die Kosten
für die Stadt so gering wie möglich zu halten, haben sie sich auch
bereit erklärt, den regelmäßigen fachgerechten Service- und
Wartungsaufwand für die Geräte kostenfrei zu übernehmen“, freute
sich Kleser noch kurz vor Schulstart.

Doch anscheinend freute er sich zu früh. Obwohl die Geräte, nach
Aussage der Schulpflegschaft, alle Anforderungen bezüglich des
Filters (H13), der Lautstärke (21 dBA) und der zugelassenen
Raumgröße (49 Quadratmeter) erfüllen würden, hätte es eine
weitere Absage von Seiten der Stadt gegeben.

„Nach erneuter interner Rücksprache und intensiver Prüfung möchte
ich von der Annahme der angebotenen Luftreiniger absehen“, heißt es
in der Antwortmail der Stadt. Messungen an der Edith-Stein-Schule
hätten ergeben, dass kein akuter Handlungsbedarf für den Einsatz von
Luftreinigern, bestehen würde. „Grundsätzlich besteht die
Strategie der Gebäudewirtschaft darin, wenn möglich, nachhaltige
Lösungen umzusetzen, die über die Pandemie hinaus eine Verbesserung
der Lernräume sicherstellen. Der flächendeckende Einsatz von reinen
Luftreinigern in allen Räumen ist nach derzeitigem Kenntnisstand
weder erforderlich noch nachhaltig“, so die Stadt abschließend.

Für Matthias Kleser und die Elternvertreter der Grundschulklassen
absolut unverständlich. „Selbstverständlich sollen diese Geräte
nicht andere Maßnahmen wie regelmäßiges Stoßlüften oder
Reduzierung der Klassengröße ablösen. Es soll eine Maßnahme sein,
um zusätzlich das Infektionsrisiko zu minimieren“, so der
38-Jährige.

Die Schulpflegschaft der Grundschule befürchtet, dass die städtische
Ansprechpartnerin eventuell die Ausgangssituation nicht gänzlich
umrissen und Messgeräte und Luftreinigungsgeräte durcheinander
gebracht hat. Versuche, über private Kanäle, direkt mit
Bürgermeisterin Susanne Stupp in Verbindung zu treten, scheiterten
bisher. Auf Anfrage der Redaktion zu der Situation verweist auch die
Pressestelle der Stadt auf die Empfehlungen des Umweltbundesamtes,
intervallartiges Lüften und die CO2-Sensoren. Und so warten die acht
modernen Luftreiniger im Gesamtwert von etwa 3.500 Euro weiter auf
ihren Einsatz.

- Lars Kindermann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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