Hallensperrung aufgehoben
Handball-Harz sorgt erneut für Ärger in Frechen

Als „Konsequenz einer wiederholt nicht ordnungsgemäßen Reinigung (Harzentfernung) durch Handball spielende Personen des TuS Blau-Weiß Königsdorf“ hatte die Stadtverwaltung die Sporthalle Herbertskaul vorübergehend für die Handballabteilung des Königsdorfer Sportvereins gesperrt.  | Foto: Stadt Frechen
  • Als „Konsequenz einer wiederholt nicht ordnungsgemäßen Reinigung (Harzentfernung) durch Handball spielende Personen des TuS Blau-Weiß Königsdorf“ hatte die Stadtverwaltung die Sporthalle Herbertskaul vorübergehend für die Handballabteilung des Königsdorfer Sportvereins gesperrt.
  • Foto: Stadt Frechen

Es ist eigentlich wie immer: Die Jungen müssen die Zeche für die Verfehlungen der Alten bezahlen: Weil es mehrfach zu Verunreinigungen durch Handballharz in der Sporthalle Herbertskaul kam und deshalb Schulsport abgesagt werden musste, wurde die Halle für die Handballabteilung des TuS „Blau-Weiß“ Königsdorf vorübergehend gesperrt. Ein lange geplantes Handballfest der D—und E-Jugend fiel durch die Sperrung kurzfristig ins Wasser. Dabei wird in diesen Altersklassen noch kein Harz verwendet.

[p]Frechen. Das Thema ist nicht neu: Bereits vor drei Jahren berichteten wir ausführlich über Nutzer der Sporthalle Herbertskaul, die sich über Harzrückstände auf dem Hallenboden, an Türklinken und in den Umkleiden beschwerten.

Genutzt wird die klebrige „Patte“ von ambitionierten Handballern. „Handball-Harz ist eine klebrige Sache, schwer zu entfernen und höchst umstritten. Während es einige Nicht-Handballer und Hallenwarte gerne verbieten würden, halten es Handballer und Trainer für unverzichtbar“, erklärten wir damals.

Die Stadtverwaltung Frechen gestattet die Nutzung des Harzes, weil sich die Vereine Handballsportverein (HSV) Frechen und TuS Blau-Weiß Königsdorf verpflichtet haben, nach jedem Spiel und Training sämtliche Rückstände zu entfernen.

Vergangenen Freitag teilte die Stadtverwaltung mit, dass sie die Sporthalle Herbertskaul für die TuS-Handballer vorübergehend gesperrt habe.

Dies sei die „Konsequenz einer wiederholt nicht ordnungsgemäßen Reinigung (Harzentfernung) durch Handball spielende Personen des TuS Blau-Weiß Königsdorf“.

Angetroffene Mängel seien regelmäßig Anlass zur Nachreinigung und hätten zu erheblichen Einschränkungen für andere Vereine geführt. „An einigen Tagen war die Verschmutzung so massiv, dass kein Schulsport durchgeführt werden konnte. Hierzu hat es mehrere aufklärende Gespräche mit Beteiligten beziehungsweise Verantwortlichen des Vereins gegeben“, erklärt die Stadt.

Im Dezember 2022 habe man den Verein noch einmal darüber unterrichtet, dass eine wiederholte Mängelleistung Konsequenzen nach sich ziehen würden.

Nachdem Anfang des Jahres weitere Harzrückstände festgestellt und dokumentiert wurden, wurde die Halle für den TuS Königsdorf gesperrt.

Direkt betroffen davon waren die Königsdorfer Nachwuchshandballer der D- und E-Jugend, die am Wochenende ein Handballfest mit geselligem Beisammensein, Pizza und Spaßtrainingseinheiten in der Halle geplant hatten.

„Vielleicht möchten Sie einmal plausibel erklären, wie Sie darauf kommen, dass ausgerechnet die E- oder D-Jugend (w/m) die Halle mit Harz verschmutzt haben soll? In dieser Altersklasse wird es schlicht nicht eingesetzt. Zudem hat im neuen Jahr noch kein Kind die Hallen betreten, da der Trainingsbetrieb überhaupt erst in der kommenden Woche wieder aufgenommen wird“, ärgert sich die Mutter eines betroffenen Kindes in einer offenen E-Mail an die Stadtverwaltung.

Dass durch die Sanktionierung die Mitglieds-Kinder der Handballabteilung betroffen waren, bedauert Bürgermeisterin Suanne Stupp. „Hierfür entschuldige ich mich bei Kindern und Eltern des Vereins gleichermaßen“, sagte sie. „Die Kinder waren unnötigerweise die Leidtragenden dafür, dass Erwachsene ganz offensichtlich nach einer Trainingseinheit nicht die verabredete Reinigungsleistung erbracht haben.“

Die Handballabteilung des TuS Königsdorf sieht die Sache anders: „Nachdem die beiden Königsdorfer Sporthallen seit Monaten wegen Flüchtlingsbelegung und Sanierung für den Sport ausfallen, sperrt die Stadt Frechen für die Handballabteilung des TuS nun auch noch die Ausweichhalle Herbertskaul. Die Begründung und das Vorgehen der Stadt sind inakzeptabel“, teilen die Handballer auf Facebook mit.

Die Halle würde an jedem Abend in der Woche (außer dienstags) und an jedem Samstag und oder Sonntag, an denen „Harzmannschaften“ Heimspiele hätten gereinigt. „Das geschieht auf unsere Kosten durch eigens engagierte professionelle Kräfte. Wenn dennoch mal etwas übersehen wird – was passieren kann – wird nachgereinigt“, so der Verein. Die Reinigung in der vergangenen Woche könne durch Bilder belegt werden.

Die Stadtverwaltung zeige keinen Willen, die Handballer des TuS in der aktuell ohnehin sehr schwierigen Lage zu unterstützen. Durch die Schließung von jetzt drei Sporthallen habe man die Handballer stattdessen „Schach Matt gesetzt“.

Gerd Koslowski, CDU-Politiker und Vorsitzender des TuS „Blau-Weiß“ Königsdorf, äußert sich auf Facebook wie folgt: „Statt nach Harzresten in der Halle sollte man nach Lösungen suchen, wie man Sport in den Frechener Hallen wieder möglich machen kann. Die Anordnung der Stadt Frechen ist unverhältnismäßig und für alle Kinder, die sich morgen auf eine Weihnachtsfeier im Kreise ihrer Teams gefreut hatten, ein gewaltiger Spaßverderber. Sehr traurig, dass die Stadtverwaltung keine andere Option gefunden hat."

Weitere Facebook-Nutzer kritisieren Bürgermeisterin Susanne Stupp und die Stadtverwaltung scharf, fordern eine Räumung der Gerhard-Berger-Halle in Königsdorf, die aktuell als Flüchtlingsunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine genutzt wird oder rufen zur Demo gegen die Stadtverwaltung auf.

Die von der Stadt dokumentierten Verunreinigungen, der Ausfall des Schulsports und dass die unübersehbaren Verunreinigungen zur Absage eines Kinderfestes des Vereins geführt haben, werden hingegen nicht erwähnt oder kommentiert.

Nach einem klärenden Gespräch zwischen dem zuständigen Dezernenten Jürgen Uttecht und Vertretern des TuS-Königsdorf am Dienstag wurde die Halle wieder für den Trainingsbetrieb des TuS Königsdorf freigegeben. Das Harzen bleibt bis zum 13. Januar untersagt. Die Handballteams können ab sofort wieder trainieren.

„In den letzten Monaten waren immer wieder Beanstandungen aufgetreten, die nach Aussage der TuS-Verantwortlichen teilweise auf tatsächliche Reinigungsmängel, immer wieder aber auch auf technische Probleme wie ausgefallene Beleuchtung oder verschlossene Türen zu Reinigungsmaterialien zurückzuführen waren“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Stadt und TuS.

Beide Seiten heben hervor, dass die Gespräche der letzten Monate zu „wesentlichen Verbesserungen“ geführt haben. Umso mehr bedauern Stadt und Verein, dass am 6. Januar, dem letzten Ferientag, aus Sicht der Stadt "Gründe vorlagen, eine angedrohte Sperre umzusetzen.“ In ihrer gemeinsamen Erklärung wird von „unterschiedlichen Bewertungen der Verschmutzungslage“ geschrieben. Beide Seiten bekennen „unterschiedliche Auffassungen zur Toleranz von Mängeln, insbesondere zu Restanhaftungen von Harzrückständen“.

In Zukunft sollen - vor weiteren Strafmaßnahmen – „die Verhältnismäßigkeit vorgesehener Sanktionen erörtert werden“. Beide Seiten sind sich aber darin einig, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Vereins in höheren Spielklassen des Handballs Harzeinsatz erfordert.

Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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