36 - F1
In Monza fährt die Trauer mit...

Die Motorsportwelt trauert: Alle Formel-1- und Formel-2-Teams und Fahrer versammelten sich im Beisein von Mutter und Bruder (vorne) zu Ehren des in Belgien tödlich verunglückten Anthoine Hubert zu einer Schweigeminute. | Foto: Lukas Gorys
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Monza - Der Horrorunfall in Spa-Francorchamps vergangenen Samstag, bei dem der
gerade mal 22 Jahre junge Franzose Anthoine Hubert im Sprintrennen der
Formel 2 tödlich verunglückte, war und ist ein Schock für die
gesamte Motorsportwelt. Mit Trauer und großem Respekt gedachten alle
Teams und Fahrer im Beisein von Anthoine Huberts Mutter und dessen
Bruder mit Schweigeminuten dem jungen Franzosen. Nur schweren Herzens
mussten die Formel-1-Fahrer dann am Sonntag „ihren Job“ machen, so
auch an diesem Wochenende beim GP von Italien in Monza.

von Jens Hoffmeister

Der Sieger von Spa-Francorchamps, Ferrari-Pilot Charles Leclerc,
widmete seinen allerersten Formel-1-Sieg seinem Jugendfreund Anthoine
Hubert, mit dem er schon zu Kart-Zeiten gut befreundet war. Bei der
Siegerehrung kam auch keine Freude auf, die obligatorische
Champagnerdusche fiel komplett aus. Leclerc nahm den Siegerpokal ohne
Jubel und mit sichtbarer Trauer in Empfang, hielt diesen mit
ausgestrecktem Zeigefinger gen Himmel und widmete so seinen Sieg dem
verstorbenen Freund. Alle Fahrer zeigten sich tief geschockt,
Alexander Ocon, der nächste Saison bei Renault Nico Hülkenberg
ersetzt, hatte schon die Schulbank mit Hubert gedrückt und auch
Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly zählte wie Charles Leclerc zu dessen
Jugendfreunden. Daniel Ricciardo hatte sogar überlegt, in Spa gar
nicht zu starten, er war wie die meisten Formel-1-Kollegen regelrecht
erleichtert, als der belgische Grand Prix vorbei war. Vor diesem
Hintergrund ist es dann letztlich eigentlich auch „Nebensache“,
dass Sebastian Vettel im Ferrari seinen jungen Team-Kollegen Leclerc
nach einer Teamorder im Rennen vorbeiziehen lassen musste. Der
Monegasse war schon im Training deutlich schneller als Vettel,
startete aus der Pole-Position und verwies am Ende auch die beiden
Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas auf die Plätze
Zwei und Drei, Vettel fuhr als Vierter über die Ziellinie. Bestnoten
also für Leclerc, der Vettels bisherigen „Nummer Eins-Status“ bei
Ferrari jetzt allerdings ins Wanken bringen könnte. Bestnoten gab es
auch für zwei weitere „F1 Newcomer“: „Red-Bull-Neuzugang“
Alexander Albon fuhr ein starkes Rennen, wurde nach einer
beeindruckenden Aufholjagd Fünfter und später sogar zum „Fahrer
des Rennens“ gewählt. Viel Applaus auch für Lando Norris, der im
McLaren sicher an Position Fünf liegend eine Runde zwar vor Rennende
mit technischem Defekt ausrollte, aber auch eine tolle Leistung
zeigte. Kein Ruhmesblatt dagegen war das vorschnelle Aus von Max
Verstappen, der nach schlechtem Start mit der „Brechstange“ an
Kimi Räikkönen vorbei wollte, dabei die Radaufhängung seines Red
Bull beschädigte und kurz danach ausfiel.

An diesem Wochenende werden Tausende Tifosi beim GP von Italien
insbesondere Charles Leclerc nach seinem Sieg in Belgien in der
„Hölle von Monza“ einen begeisterten Empfang bereiten. Das
„Autodromo Enzo & Dino Ferrari“ ist ein Hochgeschwindigkeitskurs
mit sehr schnellen Geraden, der den Ferrari-Boliden liegen dürfte.
Bei einem Vollgasanteil von über 80% pro Runde mit Top-Speeds von
knapp 340 km/h könnten die Roten hier am Sonntag theoretisch jetzt
ihren zweiten Saisonsieg holen. Der Kurs im königlichen Park von
Monza ist der schnellste im gesamten F1-Rennkalender. Vorjahressieger
Lewis Hamilton fuhr hier im Mercedes mit sagenhaften 252,08 km/h im
Rennen die schnellste Runde. Die elf Kurven, darunter auch die
berühmt berüchtigte Parabolica-Kurve, sind nicht nur für Ferraristi
und Hunderttausende italienische Fans „magisch“. In bislang 68
gefahrenen Grand Prix seit Einführung der F1-Welteisterschaft im Jahr
1950, wurde in Monza Motorsportgeschichte mit vielen Höhen, aber
leider auch Tiefen geschrieben. So starben in der Parabolica-Kurve
1961 Graf Berghe von Trips und mit ihm 15 Zuschauer. An gleicher
Stelle verunglückte dort 1970 Jochen Rindt tödlich und der Schwede
Ronnie Peterson starb 1978 nach dem Start bei einem Feuerunfall. Der
tragische Unfall von Anthoine Hubert in Belgien hat erneut gezeigt,
dass es trotz der heutigen sehr guten Sicherheitsstandards, keine
absolute Sicherheit im Motorsport gibt. Die Fahrer sind sich dessen
durchaus bewusst, sie lieben was sie tun und sie wollen es tun! Dazu
zählt außer den zwanzig Formel-1-Piloten auch Mick Schumacher, der
in Monza an diesem Wochenende erneut in der Formel 2-Meisterschaft
starten wird...

Die Motorsportwelt trauert: Alle Formel-1- und Formel-2-Teams und Fahrer versammelten sich im Beisein von Mutter und Bruder (vorne) zu Ehren des in Belgien tödlich verunglückten Anthoine Hubert zu einer Schweigeminute. | Foto: Lukas Gorys
Ferrari-Pilot Charles Leclerc konnte sich über seinen ersten Formel-1-Sieg nicht richtig freuen und widmete diesen seinem verstorbenen Freund Anthoine Hubert. | Foto: Lukas Gorys
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