Energieversorgung und Solarstrom
Stromspeicher im Mythen-Check

Foto: markus dehlzeit / stock.adobe.com

Bei steigenden Energiepreisen wird autarke Energieversorgung für viele Verbraucher ein immer wichtigeres Thema. Von Wärmepumpen bis hin zu Solaranlagen gibt es heutzutage viele klimafreundliche Technologien, die bis zu gewissem Grad von konventionellen Energieversorgern unabhängig sind und in Kombination miteinander bei vergleichsweise günstigen Kosten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Im Kontext von Klimaschutz und unabhängiger Energieversorgung gewinnen auch Stromspeicher immer mehr an Bedeutung. Vor allem, um im Falle einer Flaute für Versorgungssicherheit zu sorgen. Relativ hartnäckig halten sich dabei einige Irrtümer und Missverständnisse rund um die Speichersysteme – einen Überblick über die wichtigsten gibt es hier.

Stromspeicher-Trend: Was Verbraucher wissen sollten

Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit vergleichsweise hohen Strompreisen. Schon das ist ein Grund, um über eine Solaranlage auf dem eigenen Dach nachzudenken. Mehr als drei Millionen Photovoltaikanlagen sind landesweit mittlerweile installiert. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Umwelt aus, sondern sorgt auch für ein gewisses Maß an Autarkie. Die Abkehr von konventionellen Stromversorgern ist dabei das eine. Abgesehen davon sind Photovoltaikanlagen auch dazu in der Lage, die Basis für eine unabhängige Wärmeversorgung zu schaffen. Zum Beispiel lassen sie sich mit Wärmepumpen kombinieren, die derzeit als eine der wirtschaftlichsten Heiztechnologien gelten. Unter der Zuhilfenahme von Strom nutzen sie Umgebungswärme zum Heizen. Wenn ein Anteil ihres Strombedarfs durch Solarstrom vom eigenen Dach gedeckt wird, amortisieren sie sich schneller und bringen auf lange Sicht umso höheren Gewinn. Auch im Hinblick auf das Einsparpotential der Photovoltaikanlage kann sich die Kombination mit einer Wärmepumpe lohnen. Denn durch ihren Strombedarf wird ein größerer Anteil des produzierten Solarstroms zum Eigenverbrauch genutzt. Dadurch rentiert sich die Solaranlage unabhängig von der Einspeisevergütung für überproduzierten Strom.

Gerade in diesem Kontext machen Solarstromspeicher Sinn, denn sie halten übermäßig produzierte Energie für gewisse Zeit verfügbar. Tatsächlich erfreuen sich Stromspeicher für PV-Dachanlagen und Steckersolargeräte mittlerweile zunehmender Beliebtheit. Etwa 70 Prozent aller neuen PV-Anlagen im Privatbereich werden unmittelbar mit Stromspeicher gekauft. Allerdings sind zur selben Zeit wie das Interesse an der Technologie auch die Irrtümer im Hinblick auf Stromspeichersysteme angewachsen. Verbraucher sollten die wichtigsten davon kennen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

1. Mythos:
Größer ist immer besser

Die Anschaffungskosten für Stromspeicher steigen pro Kilowattstunde Speicherkapazität. Dabei wählen zahlreiche Interessenten aus Unwissenheit überdimensionierte Speicher und geben entsprechend viel Geld dafür aus. Dass größere Stromspeicher umso besser sind, ist jedoch ein Irrtum. Tatsächlich sollte der Speicher – wie Solaranlagen und Wärmepumpen – bedarfsgerecht ausgelegt werden. Pro 1.000 Kilowattstunden an verbrauchter Energie im Jahr sollte der Tagesstromspeicher eine Kilowattstunde Speicherkapazität bieten. Wer im Jahr 10.000 Kilowattstunden Strom verbraucht, benötigt dementsprechend einen zehn Kilowattstunden großen Speicher. Strommengen für E-Autos und solche zur Wärmeversorgung sind dabei nicht im Jahresverbrauch berücksichtigt. Genau wie der jährliche Bedarf ist auch die Größe der PV-Anlage bei der Dimensionierung des Speichers zu berücksichtigen. Denn kleinere Solaranlagen können Speicher mit einer zu großen Kapazität über den Tag hinweg nicht füllen.

2. Mythos:
Mit Solarstromspeichern hat man unabhängig vom Netz immer Strom

Aus heutiger Sicht kann man mit Stromspeichern entgegen der weitverbreiteten Annahme eine im Sommer produzierte Menge an Strom nicht für die Wintermonate aufbewahren. Die Dimensionierung eines derartigen Modells wäre für Privatpersonen nicht bezahlbar. Zudem bräuchte ein Speicher dieser Art eine übermäßig große Fläche. Bei den heute vornehmlich im Privaten eingesetzten Stromspeichern handelt es sich um Tageszeitspeicher. Statt den tagsüber erzeugten Stromüberschuss lange aufzubewahren, sollen sie ihn gegen Abend, in der Nacht und in den Morgenstunden bereitstellen. Insofern ist auch ein Stromspeicher keine vollständige Unabhängigkeitserklärung an das öffentliche Stromnetz. Auch deshalb, weil PV-Anlagen bei einem Stromausfall keinen Strom mehr liefern. Ebenso wenig kann in diesem Fall Strom aus dem Speicher bezogen werden, solange keine Blackout-Lösung ins Hausnetz integriert wurde.

3. Mythos:
Stromspeicher lassen sich nicht nachträglich installieren

Anders als der Großteil aller Verbraucher glaubt, müssen Stromspeicher nicht zwingend zusammen mit der Solaranlage erworben werden. Auch eine nachträgliche Installation ist möglich. Bei neueren PV-Anlagen mit Hybrid-Wechselrichter gestaltet sich eine solche Erweiterung sogar einfach. Bei alten Anlagen mit einem normalen Wechselrichter ist die nachträgliche Montage etwas schwieriger, aber kann mit etwas Aufwand trotzdem gelingen. Insofern ist es irrelevant, wie viele Jahre die Solaranlage vor der Installation eines Stromspeichers bereits betrieben wurde. Allerdings sollten Verbraucher immer den Wirkungsgrad ihrer PV-Anlage bedenken, bevor sie sich für die Nachrüstung eines Stromspeichersystems entscheiden. Eine besonders alte und klein ausgelegte Anlage mit Wirkungsverlusten mit einem Solarstromspeicher auszustatten, macht unter Umständen nur wenig Sinn. Denn eine solche PV-Anlage kann pro Tag eventuell nicht genug Überschuss produzieren, um das Speichersystem zu füllen.

Wie rentabel der Stromspeicher am Ende ist, hängt dabei wesentlich von der Leistungsfähigkeit der Solaranlage ab. Auch seine eigene Dimensionierung ist im Hinblick auf die Rentabilität zu berücksichtigen. Zwar spart man durch selbst verbrauchten Solarstrom im Vergleich zu eingespeistem immer Geld. Stromspeicher sind jedoch eine Investition und amortisieren sich nicht sofort. Dabei sollte vor einer nachträglichen Installation stets berechnet werden, ob und wann sich die investierte Summe amortisieren kann. Je nach Dimensionierung, eigenem Strombedarf und Art der Solaranlage raten Experten in Einzelfällen von einer nachträglichen Installation ab.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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