Neues Kapitel für den Kapitelsaal
Spinnweben am Heiligenhimmel

Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke beschreibt die wechselvolle Geschichte des Kapitelsaales in der Abtei Brauweiler. Der Raum war das Herzstück der ehemaligen Benedektinerabtei, wurde im Laufe der Geschichte aber auch immer wieder zweckentfremdet. In diesen Tagen beginnt die wissenschaftlich begleitete Restaurierung. Über das spätere Nutzungskonzept ist noch nicht endgültig entschieden. Nur eines ist klar: Für das breite Publikum bleibt der Raum verschlossen. Zu anfällig für klimatische Veränderungen seinen Bausubstanz und die Malerei an der Gewölbedecke. | Foto: dru
  • Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke beschreibt die wechselvolle Geschichte des Kapitelsaales in der Abtei Brauweiler. Der Raum war das Herzstück der ehemaligen Benedektinerabtei, wurde im Laufe der Geschichte aber auch immer wieder zweckentfremdet. In diesen Tagen beginnt die wissenschaftlich begleitete Restaurierung. Über das spätere Nutzungskonzept ist noch nicht endgültig entschieden. Nur eines ist klar: Für das breite Publikum bleibt der Raum verschlossen. Zu anfällig für klimatische Veränderungen seinen Bausubstanz und die Malerei an der Gewölbedecke.
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Region - (red) Spinnweben in den eigenen vier Wänden hat niemand so wirklich
gern. Besonders ärgerlich ist es, wenn die kleinen Tiere auch noch
die wertvolle Deckenbemalung zerstören. Jetzt haben die Experten im
Kapitalsaal der Abtei Brauweiler viel Arbeit, denn: der
Gewölbemalerei geht es nicht gut....

Mit bloßem Auge ist das Werk der Zitterspinnen, sie sehen dem
bekannten Weberknecht recht ähnlich, kaum auszumachen. Mit Lupen und
speziellem Streiflicht wird deshalb zur Zeit die Gewölbedecke im
Kapitelsaal der Abtei Brauweiler penibel genau untersucht. Die
Restauratorinnen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) wollen die
Spinnweben entfernen und die wertvolle, nahezu tausend Jahre alte
Deckenmalerei erhalten. Die aus dem 12. Jahrhundert stammenden,
bedeutenden Gewölbemalereien im historischen Kapitelsaal der Abtei
Brauweiler sollen in Vorbereitung auf die 1000-Jahr-Feier der Abtei
Brauweiler im Jahr 2024 restauriert werden.Der Kapitelsaal - das
Herzstück der Abtei Brauweiler - hat eine wechselvolle, nicht immer
rühmliche Geschichte hinter sich. Jetzt wird ein weiteres Kapitel
aufgeschlagen.

Wechselvolle Geschichte setzt der Gewölbemalerei arg zu

Bei ersten Renovierungsarbeiten im 18. Jahrhundert war die Decke
komplett weiß getüncht worden, später wurde die Deckenkunst dann
auch schon mal übermalt. Heute gehen die Restauratoren und
Denkmalschützer wesentlich behutsamer ans Werk.

Seit einigen Tagen wird an einer Musterfläche durch die Abteilung
„Restaurierung“ des LVR-Amtes für Denkmalpflege das
restauratorische Konzept erprobt. Es umfasst das ganze Spektrum des
aktuellen Schadensbildes: Breite Risse werden geschlossen, abgehobene
Malschichten gefestigt, Spinnweben und Schmutz schonend entfernt,
Salzbelastungen untersucht, Putzablösungen stabilisiert und dichte,
schwarze Bitumenreste an den Wänden reduziert. Die Maßnahmen dienen
einer schonenden Konservierung. Fehlstellen innerhalb der
Gewölbemalereien bleiben bestehen und werden nicht wieder übermalt.
Die hochempfindlichen mittelalterlichen Fresken werden so in ihrer
vorhandenen Substanz gesichert, nicht aber optisch verändert.

Restaurierung mit äußerster Vorsicht

„Die ursprünglich prachtvollen farbigen Gewölbemalereien haben
eine leidvolle Geschichte hinter sich. Sie wurden – dem jeweiligen
Zeitgeschmack entsprechend – mehrfach übermalt und wieder
freigelegt, so dass die mittelalterlichen Heiligendarstellungen
größtenteils nur noch in ihren Umrissen erhalten sind. Heute gehen
wir in der Restaurierung mit äußerster Vorsicht vor, um nicht noch
mehr Originalsubstanz zu zerstören“, sagt Landeskonservatorin Dr.
Andrea Pufke.

Die Ergebnisse der Forschungsrestaurierung bilden die Grundlage für
die Ausarbeitung eines detaillierten Restaurierungskonzepts. Christoph
Schaab, Leiter der Restaurierungswerkstatt für anorganische
Materialien: „Erst dann können wir alle vorgesehenen Maßnahmen
beschreiben und festlegen.“ Helfen kann dabei eine digitale
3D-Dokumentation, die in eine umfassende wissenschaftliche
Bestandsaufnahme einfließt.

Malereien stammen aus dem 12. Jahrhundert

Die mittelalterlichen Malereien im Kapitelsaal der Abtei Brauweiler
werden einer Künstlergruppe zugeschrieben, die auch die Doppelkirche
in Bonn-Schwarzrheindorf ausgemalt hat. Hochrangig wie die Bauplastik
waren die Malereien in dem Versammlungs- und Gerichtssaal des
Klosters, dessen Gewölbe in der Amtszeit von Abt Geldolf 1148 bis
1177 ausgemalt wurde. Sein Vorgänger, Abt Aemilius, hatte den
Kapitelsaal errichtet und ist auch dort bestattet.

Anfang September, so hoffen die LVR-Experten, wisse man mehr über den
Aufwand der Restaurierung und die Kosten. Spätestens dann müsse auch
die Auftragsvergabe erfolgen, damit es der Deckenmalerei im
Kapitelsaal zum Jubiläum im Jahre 2024 wieder besser geht.

- Ulf-Stefan Dahmen

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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