Für mehr Artenvielfalt
Praktischer Naturschutz

- Nadine Becker, Projektleiterin bei der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, und Landwirt Karl-Heinz Steeg aus Euskirchen-Weidesheim, der am von der Stiftung koordinierten Projekt teilnimmt.
- Foto: Stiftung Rheinische Kulturlandschaft
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Region/Euskirchen - Viele Landwirte setzen sich verstärkt für die Förderung der
biologischen Vielfalt ein, etwa mit der Anlage von Blühflächen. Die
Zahl an möglichen Maßnahmen erscheint für
„Naturschutz-Einsteiger“ jedoch oft unüberschaubar und auch nicht
jede Maßnahme ist für alle Betriebe und Arten sinnvoll. Aus diesem
Grund berät die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft Landwirte im
Rahmen des PRO PLANET-Biodiversitätsprojekts der REWE Group
individuell bei der Auswahl geeigneter und wirksamer
Naturschutzmaßnahmen.
(me). Karl-Heinz Steeg aus Euskirchen-Weidesheim nimmt seit knapp zwei
Jahren an dem von der Stiftung koordinierten Projekt teil.
Seit nunmehr fünf Jahren setzen Landwirte und Berater der
Kulturlandschaftsstiftungen bundesweit Naturschutzmaßnahmen zur
Förderung der Artenvielfalt im Kartoffel- und Zwiebelanbau um.
Die am Projekt teilnehmenden Landwirte können aus einem
Maßnahmenkatalog, den die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft
gemeinsam mit der REWE Group, Erzeugern und dem NABU Bundesverband
erarbeitet hat, auswählen.
Die Speisekartoffeln und Zwiebeln der teilnehmenden Landwirt:innen
werden mit dem PRO PLANET-Label „Für mehr Artenvielfalt“
gekennzeichnet und in den REWE- und PENNY-Märkten angeboten. Um das
Label zu erhalten, müssen die Betriebe eine Mindestpunktzahl aus dem
bepunkteten Maßnahmenkatalog pro Hektar Anbaufläche erreichen.
Größere Betriebe müssen also mehr leisten als kleinere. Das
Punktesystem dient als Anreiz die Bemühungen stetig auszuweiten.
„Durch die große Auswahl an über 30 Naturschutzmaßnahmen ist für
jeden Betrieb etwas Passendes dabei“, erläutert Nadine Becker,
Naturschutzberaterin und Leiterin des Projektes bei der Stiftung
Rheinische Kulturlandschaft. „Für uns Beratende ist es
entscheidend, dass die Landwirte freiwillig mitmachen und motiviert
bei der Sache sind. Nur so kann auch eine erfolgversprechende
Umsetzung gewährleistet werden“. Die Beratung und das Material, wie
Nistkästen und Saatgut für die Blühmischungen, werden den Landwirte
zur Verfügung gestellt.
Insekten und Vögeln Schutz und Nahrung durch Blühstreifen zu bieten,
ist eine der Maßnahmen, die Karl-Heinz Steeg seit langem auf seinem
Betrieb umsetzt.
Neben diesen ein- und mehrjährigen Blühflächen hat er nun
verschiedene Nisthilfen aufgestellt, die Insekten und Vögel
beherbergen. „An sonnigen Tagen geht es an den Wildbienenhotels
recht lebhaft zu. Außerdem ist ein Turmfalkenpaar an der Scheune
eingezogen und brütet in diesem Jahr erstmalig, erwähnt Karl-Heinz
Steeg.
„Auch die jungen Hochstammbäume, die innerhalb des Projekts
neugepflanzt wurden, stehen gut da und tragen in diesem Jahr erstmalig
Früchte. Durch diese Maßnahmen erhalten und fördern wir die
Artenvielfalt auf unseren Flächen“, fasst der Landwirt seine
zweijährige Teilnahme am Projekt zusammen.
Initiator des Projekts ist die REWE Group, die sich vor über zehn
Jahren den Erhalt der Artenvielfalt auf die Fahne geschrieben hat. Als
weitere Partner im Projekt sind das Liefer- und Verpackungsunternehmen
Böhmer aus Mönchengladbach, vier weitere Kulturlandschaftstiftungen,
die Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffel Rheinland sowie der NABU
(und Partnerorganisationen), der im Rahmen des PRO PLANET-Projekts
analog Gemüse und Obstlandwirte berät. „Derzeit nehmen bundesweit
rund 530 Landwirte, davon 70 Kartoffellandwirte am Projekt teil und
werten so für wilde Tiere und Pflanzen die Agrarlandschaft auf“,
erläutert Projektleiterin Becker.
Eine besondere Maßnahme in dem Projekt ist die eigens für
Kartoffelanbauern entwickelte Kartoffel-Kulturpflanzen-Blühmischung.
Hintergrund ist, dass Kartoffelpflanzen sehr empfindlich gegenüber
Krankheiten sind, die zum Beispiel häufig durch Pflanzen aus
Blühmischungen übertragen werden. In dieser Mischung sind nur
geprüfte Kulturpflanzen enthalten, die auf die Fruchtfolge mit der
Kartoffel abgestimmt sind.
In diesem Jahr wird Karl-Heinz Steeg die Mischung erstmalig als
Zwischenfrucht anbauen und damit auch über Winter auf dem Acker
stehen lassen.
„So haben Tiere perfekte Überwinterungsbedingungen und
voraussichtlich wird durch die Blühmischung der Boden positiv, für
die Folgekultur Kartoffel, aufgewertet. Eine natürliche Düngung
sozusagen“, listet die Naturschutzberaterin die verschiedenen
Effekte auf.
Kartoffelbauer Steeg sieht deutliche Vorteile an der freiwilligen
Teilnahme am Projekt. „Erfolgreicher Naturschutz kostet Zeit, Geld
und bedarf einiges an Know-How. In dem Dreiklang aus Landwirten,
Beratern und finanziellem Förderer werden von uns Landwirten die
Naturschutzmaßnahmen engagiert umgesetzt.
Praktischer Naturschutz fördert die Vielfalt der Natur und ist für
die Bevölkerung sichtbar und erlebbar. Diesen Einsatz nehmen
zunehmend mehr Verbraucher positiv auf“, resümiert Karl-Heinz
Steeg.


Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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