Rund um Abfallreduzierung
Infostände an der Burg Wissem gaben nützliche Tipps

- Die Besucher erfuhren an der Burg Wissem alternative Methoden zur Abfallvermeidung.
- Foto: Woiciech
- hochgeladen von RAG - Redaktion
Troisdorf - „Die Abfallreduzierung hat höchste Priorität. Schmeißt den Müll
nicht einfach in die Lande.“ Der Appell des Naturschutzbundes (NABU)
ist deutlich. In den Jahren 1950 bis 2015 wurden etwa 8,3 Milliarden
Tonnen Plastik produziert, was etwa eine Tonne pro Kopf entspricht.
Die hohe Produktion von Kunststoffen in Europa bringt jede Menge
Abfall mit sich. Allein im Jahr 2018 fielen über 29 Millionen Tonnen
Kunststoffabfälle an. In Deutschland lag der Pro-Kopf-Wert bei 39
Kilogramm jährlich, was deutlich über dem Durchschnitt liegt. Der
größte Anteil von Kunststoffabfällen findet sich in
Verkaufsverpackungen wieder. Viel schlimmer ist allerdings die
Aufnahme von circa 50.000 Plastikpartikeln im Jahr. Nicht nur
Konservendosen und TetraPaks sind damit belastet, zudem geschieht die
Übertragung auf Wurst, Käse und Schokolade.
„Mikroplastik taucht nicht nur im Meer auf, vielmehr auch in unseren
Böden. Durch den Klärschlamm, der als Düngemittel auf den Äckern
verwendet wird, gelangt es über die Nahrung in unsere Körper.“
Diese und weitere Fakten erfuhren die Besucher an den Ständen, die im
Innenhof der Burg Wissem aufgebaut waren. Neben Information und
Beratung wurden ferner alternative Methoden zur Abfallvermeidung
aufgezeigt.
Wie einfach man beim täglichen Einkauf auf unnötige Verpackungen
verzichten kann, beweisen „Unverpacktläden“, die unter anderem in
Troisdorf, aber auch in Lohmar und Siegburg ansässig sind. „Die
Menschen kommen zu mir ins Geschäft und bringen ihre Behältnisse
mit. Die füllen sich die Menge ab, die sie brauchen“, berichtet
Regina Hopp-Konrad von „Einfach Lose“ aus Spich. Mehl, Getreide,
Reis, Nudeln und Hülsenfrüchte, bis zu Essig, Ölen und sogar
Tiefkühlgemüse kann man sich hier perfekt portionieren lassen. Für
Marmeladen, Tomatensaucen und andere Konserven gibt es ein bewährtes
Pfandsystem. Abgerundet wird das Sortiment durch Reinigungsmittel,
Drogerieartikel und Nonfood. „Viele Kunden sind begeistert. Eine
ältere Dame, die hier gerne einkauft, findet es toll, dass sie keine
Riesenpakete Nudeln nach Hause schleppen muss, sondern nur so viel,
wie sie benötigt.“ Regina Hopp-Konrad ist selbst Einzelhandelskind
und hat durch die Jahre hinweg die Zunahme von Plastikverpackungen
erlebt. „Die Menschen drehen aber wieder die Zeit zurück und haben
erneut die frischen Produkte für sich entdeckt. Doch das Umdenken
dauert in der Gesellschaft etwas länger.“ Dabei ist das Einkaufen
nicht unbedingt teurer als in vergleichbaren Supermärkten. „Wir
bedienen keine Discountpreise, aber durch unseren Unverpacktverband
sind wir in der Lage, ähnliche Preise wie die Ketten anzubieten.
Darüber hinaus erhalten die Kunden keine Massenware, hier sind vor
allem kleine Manufakturen und Händler im Spiel.“
Der alltägliche Betrieb selbst ist ebenfalls nachhaltig. Die Ware
wird in großen 25-Kilogramm-Papiersäcken geliefert oder in
Pfandeimern. „Die bringen keine große Tüte mit tausenden kleinen,
welche ins Regal sortiert werden.“ Und die Hygiene steht immer an
erster Stelle, denn gerade Lebensmittel sind die am schärfsten
kontrollierten Waren. „Die Kunden selbst halten ihre Behältnisse
unter den Spender.“ Die Inhaberin startete mit „Einfach Lose“ im
Mai. „Den Schritt geht man aus eigener Überzeugung.“
Bettina Roth aus Lohmar-Wahlscheid schließt sich ihr an: „Uns ist
schon allein die Idee wichtig.“ Der Unverpacktladen „Fräulein
Jule“ war der erste seiner Art in der Region. „Wir konnten im
September den dritten Geburtstag feiern“, äußerte die Inhaberin
stolz. „Die Eröffnung entstand aus Eigennutz. Wenn es so einen
Laden hier nicht gibt, dann mache ich es selbst.“ Das Einzugsgebiet
ist mittlerweile sehr groß. Die Kunden kommen aus Overath, Rösrath,
Much, Neunkirchen-Seelscheid und Hennef. „Die uns nur einmal im
Monat aufsuchen, kaufen sehr viel und haben dann unzählige Dosen,
Gläser und Beutel im Gepäck. Wir selbst nutzen zu Hause eine
Müslibar, ein Glas für Zucker und eine Dose für Nudeln. Da greift
man doch zu keiner fertigen Produktpackung mehr, man nimmt gleich die
Behältnisse mit. Das spart das Umschütten.“
Bettina Roth hielt am Abend zusätzlich noch einen Vortrag, wie und wo
man unverpackt leben kann. „Das wichtigste ist die Einstellung.
Einfach machen und anfangen. Das ist wie ein Stein, den jemand ins
Wasser wirft, und die Wellen Kreise ziehen.“ Wer mit
Abfallreduzierung anfangen wollte, bekam am Stand der
„Rhein-Sieg-Abfallgesellschaft“ die besten Tipps. Hinweise zur
optimalen Lagerung von Lebensmitteln, beziehungsweise, dass ein
Mindesthaltbarkeitsdatum kein „Wegwerfdatum“ darstellt, führte
schon zu vereinzeltem Staunen bei den Besuchern. Neben der Vermeidung
von kompostierbaren Plastiktüten, die ebenfalls nicht in die Biotonne
gehören, ging es außerdem um den cleveren Einkauf. Wer eine Zeitlang
aufschreibt, was im Müll landet, kann so genau ermitteln, wie groß
der eigentliche Verbrauch ist und sein Einkaufsverhalten
kostengünstig anpassen. Oftmals reicht es schon aus beim
„Coffee-to-go“ einen Porzellanbehälter mitzunehmen, um Abfall zu
vermindern. Oder noch einfacher: Kauf so wenig verpackte Produkte wie
möglich.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare