Kritik an "manipulativer" Elternbefragung
Massiver Widerstand gegen zweite Gesamtschule
Brühl. Der Schulausschuss hat mit den Stimmen von Rot-Grün dem Rat empfohlen, die Elternbefragung für eine zweite Gesamtschule vorzubereiten. Befragt werden die Eltern, deren Kinder die dritte und vierte Klasse besuchen. "Wenn es in Brühl neben der bestehenden Gesamtschule ab dem Schuljahr 2025/26 eine zweite Gesamtschule geben sollte, werden Sie Ihr Kind dort anmelden?", so die Frage. Die Eltern haben die Wahl unter vier Antworten: "ganz bestimmt", "eher ja", "eher nein", "bestimmt nicht". Im kommenden August sollen die Fragebögen an die Eltern durch die Grundschulen verteilt werden. Die formelle Elternbefragung soll im September/Oktober und die Auswertung im Oktober/November erfolgen. Sollten sich genügend Eltern für eine zweite Gesamtschule entscheiden, würden die Erich-Kästner-Realschule und die Clemens-August-Schule geschlossen. Nach der derzeitigen Planung würde eine weitere Gesamtschule zwei Standorte haben: Die Sekundarstufe I im 25 Millionen Euro teuren Neubau der Erich-Kästner-Realschule und die Oberstufe im Gebäude der Clemens-August-Schule. "Wir beschließen heute lediglich die Elternbefragung. Wenn sich nicht genügend Eltern für eine zweite Gesamtschule entscheiden, dann war es das", sagte Simone Weesbach (SPD). "Die Befragung ist höchst manipulativ, weil die Schließung der Erich-Kästner-Realschule und der Clemens-August-Schule verschwiegen wird", kritisierte Daniel Schönbauer (CDU). Uwe Hehnke, Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft, äußerte massive Zweifel an der Realisierbarkeit der für eine Gesamtschule wichtigen Leistungsheterogenität. Von den 39 abgelehnten Schülern an der bestehenden Gesamtschule hätten nur zwei eine Gymnasialempfehlung gehabt. Viele wesentliche Fragen könnten von Rot-Grün gar nicht beantwortet werden. Hehnke: "Wieso möchte man zwei gute Schulen, die Erich-Kästner-Realschule und die Clemens-August-Schule, schließen, obwohl beide Schulen jedes Jahr ausreichend viele Anmeldungen haben?" Es sei offensichtlich, dass Rot-Grün an einer Kooperation mit der Elternschaft nicht interessiert sei. Der Elternwille sei, dass jedes Kind auf die weiterführende Schule gehen kann, an der es am besten gefördert wird. "Wir brauchen die Vielfalt aller vier städtischer Schulen. Schulschließungen und Elternbefragung lehnen wir einstimmig ab", sagte Hehnke. Es werde immer deutlicher, dass der ganze Prozess in Richtung zweite Gesamtschule gesteuert wird und man auch gar nicht informieren will. "Die Stadtschulpflegschaft empfiehlt einstimmig, den Prozess zur Errichtung einer zweiten Gesamtschule zu beenden." Carmen Schmitz, Leiterin der Erich-Kästner-Realschule und ehemalige Abteilungsleiterin der Gesamtschule Blankenheim: "Als ich die Leitung der Erich-Kästner-Realschule übernommen habe sagte mir der zuständige Dezernent "Sie bekommen ein Schmuckkästchen". Ich habe ein Wahnsinnschmuckkästchen bekommen. Sie schließen dieses Schmuckkästchen und nehmen den Kindern ihr Zuhause. Wir sind eine Talentschule. Die zweite Gesamtschule wird niemals eine Talentschule sein."
Vor der Sitzung des Schulausschusses protestierten Vertreterinnen und Vertreter der von Schließung bedrohten Erich-Kästner-Realschule und der Clemens-August-Schule gegen die zweite Gesamtschule. Foto Brodüffel
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Hans Peter Brodüffel aus Brühl |
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