Barber Angels
„Für uns ist jeder Kunde gleich!“

Waren herzlich willkommen: Die Barber-Engel mit Zenturio Ute (3. vl.).  | Foto: Weller
  • Waren herzlich willkommen: Die Barber-Engel mit Zenturio Ute (3. vl.).
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Bonn (we). Es herrschte ein buntes Treiben. Auf dem Innenhof des Betreuungszentrums beim Bonner Verein für Gefährdetenhilfe (VfG) in der Quantiusstraße ging es fröhlich zu. Es wurde gescherzt und die neuesten Witze machten die Runde. Was war los? Die Profi-Friseure der Barber-Angels gaben sich mal wieder die Ehre. Und die Frauen und Männer der Kundschaft des VfG bekamen eine typgerechte und moderne Frisur.

„Für uns ist jeder Kunde gleich. Wir frisieren jeden und jede mit der gleichen Sorgfalt, ob Porsche-Fahrer oder Wohnungsloser“, erzählt Ute, die Chefin - im Barber-Jargon „Zenturio“ - der Truppe. Rund 80 Frauen und Männer bekamen einen neuen Haarschnitt. Die Freude war groß. „Ich hatte mir den Bart wachsen lassen und freue mich, dass ich heute nach der Behandlung wieder frisch und gepflegt aussehe“ sagt Ingo. Er leidet an einer Nervenkrankheit, die unter anderem dazu führt, dass er sich nicht selbst die Schuhe binden kann. So kam er zum VfG. Früher hat er Lkws gefahrenen. Er gehört zu den Glücklichen, die eine feste Wohnung haben. Gleiches gilt für Margarete, die bald ihr 41. Lebensjahr vollendet: „Ich habe zwei erwachsene Kinder, die mittlerweile wieder zu mir zurück wollen. Ich kam her, weil ich drogensüchtig war und nach mehreren Therapien wieder Hoffnung habe, ein normales Leben aufnehmen zu können.“ Margarete strahlte wie ein reich beschenktes Kind zu Weihnachten, als sie sich dank frisch gestylter Frisur wieder als vollwertige Frau fühlen durfte.

„Rund 1.400 Menschen kommen jährlich zu uns“, so Nelly Grünwald, die Geschäftsführerin des VfG. Mit Hilfe der Stadt Bonn und diverser Partner wie den Krankenkassen schafft es ihr Verein, etwa Therapieangebote zu vermitteln oder auch die medizinische Versorgung von Gefährdeten sicher zu stellen oder auch eine KiTa zu unterhalten für Kinder suchtgefährdeter Menschen.

Mit an Bord in der Quantiusstraße ist seit 4 Jahren Anne. Sie ist Pflegerin, organisiert Dinge wie Duschen, Fußpflege, frische Kleider, medizinische Betreuung, einen Waschservice, das Entfernen von Parasiten oder auch im Bedarfsfall die Vermittlung von Sozialarbeitern. Wichtig für den VfG ist auch die Vermittlung von Wohnraum für seine Klientel. Denn eine eigene Wohnung ist buchstäblich die halbe Miete auf dem Weg in ein bürgerliches Leben, das die meisten der Betroffenen anstreben. Das aber läuft momentan weniger gut, weil viele Vermieter Bedenken haben, an Menschen zu vermieten, die eben keinen Porsche ihr Eigen nennen.

Wie auch immer, an diesem Tag waren alle Sorgen vergessen. Und Männlein wie Weiblein gingen gepflegt und strahlend nach erfolgtem Haarschnitt von dannen, alle versehen mit einem Goodie-Bag der Barbers, das Shampoo, eine Bürste und Pflegemittel enthielt. Die Barber-Truppe gibt es seit 2016. Sie zählt mittlerweile mehr als 400 Mitglieder, allesamt ausgebildete Friseure mit sozialem Touch. Bonne chance allen Betroffenen. Ein gut frisierter Anfang ist gemacht.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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