Haus Lerbach
Zum Denkmal des Monats Oktober gekürt

Umgeben von herrschaftlichem Park: Haus Lerbach. | Foto: Schröder
2Bilder
  • Umgeben von herrschaftlichem Park: Haus Lerbach.
  • Foto: Schröder
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Bergisch Gladbach-Sand - Als Denkmal des Monats Oktober wurde ein „architektonisches
Gesamtkunstwerk aus der Zeit um 1900“ ausgewählt: der Park von Haus
Lerbach.

Geplant und angelegt wurde er von einem der renommiertesten
Gartenarchitekten seiner Zeit, dem „Königlichen Obergärtner“
Albert Brodersen. Er begleitete den Bau von Haus Lerbach unter dem
Aspekt „alte schöne Bäume nicht der Axt zu überliefern oder von
Sägen zerstückeln zu lassen. So sorgte er maßgeblich dafür, dass
„bei der Betrachtung der Parkbilder die gute Wirkung von Haus und
Park“ erzielt wurde.

Die Geschichte von Haus Lerbach geht zurück auf das Jahr 1259, als es
erstmals als Rittersitz erwähnt wurde. 1644 entstand eine
Renaissanceburg, die 1839 im klassizistischen Stil umgebaut wurde. Das
Gebäude stand allerdings in dem, heute noch erhaltenen, kleinen
Weiher.

1892 kauften Papierfabrikant Richard Zanders und seine Frau Anna von
Siemens das rund 300 ha große Gutsgelände und begannen 1898 mit dem
Neubau des heutigen „Haus Lerbach“. Die „ganz Großen“ der
damaligen Zeit, der Münchener Stararchitekt Gabriel von Seidl, sein
Mitarbeiter Ludwig Bopp und Albert Brodersen aus Berlin schufen ein
Ensemble, das der gesellschaftlichen Stellung der Eigentümer voll und
ganz entsprach und die Vorstellung herrschaftlicher Wohnsitze jener
Zeit gebührend widerspiegelte.

Das neue Haus erhielt eine, „die Umgebung beherrschende Stellung“.
Dazu wurde das Gelände rund neun Meter aufgeschüttet und vorhandene
Bäume mussten weichen. Der Blick in den herrschaftlichen Garten mit
seinen unterschiedlichen Blickachsen und Bereichen war so optimal
gewährleistet. Mächtige alte Bäume aus der Zeit des
Wasserschlösschens, wie eine Gruppe mächtiger Esskastanien und
riesige alte Walnussbäume, blieben erhalten.

Vier unterschiedliche Gartenbereiche umgaben das Herrenhaus. Sie
gliederten sich in  Obst-, Gemüse- und Kräuterbereiche, den formal-
architektonischen Repräsentationsteil und den englischen
Landschaftsgarten mit unterschiedlichen Blickachsen.

Nördlich des Hauses lagen terrassenförmig angelegte Nutzgärten für
Obst und Gemüse. Viele alte Apfel- und Birnensorten, Reineclauden,
Mirabellen und Kirschen wurden teilweise an Spalieren gezogen. Man
kultivierte in unterschiedlichen Glashäusern Wein, Pfirsiche und
mehr. Südlich des Gärtnerhauses waren Gemüsebeete, Kräutergärten
und Düngeplatz angesiedelt. Andere Gebäude, wie Stallgebäude mit
Kutscherwohnung, die große Fachwerkreithalle, Wirtschaftsgebäude mit
Stallungen, drei Pförtnerhäuser Gärtnerhaus und Brücken fügten
sich harmonisch in die Gesamtanlage ein.

Der Bereich rund um das Herrenhaus diente der Repräsentation. Hier
waren Wege und Beete regelmäßig und symmetrisch angelegt, mit
Buchsbaum gesäumte Blumenbeete, Rosenhochstämmchen,
Natursteinpergola und ein antiker Laufbrunnen prägten das Bild.
Nach Westen öffnete sich der Blick in den Landschaftspark, bis hin
zum Waldrand. Düstere Tannengruppen wechseln ab mit hellen Wiesen,
Baumgruppen, dem munter plätschernden Bach oder unzählige, farbig
blühende Rhododendron-Büsche.

Hier fanden fanden sich ein Pavillon, verschiedene Sitzplätze und
Skulpturen, die zur Auflockerung dienten. Typisch für den englischen
Landschaftspark um 1900 war die Integration zahlreicher exotischer
Bäume, wie Trompeten- und Tulpenbaum, immergrüner kanadische Eiche,
orientalischer Fichten und buntlaubiger Gehölze wie Esskastanien und
Blutbuchen.

Im Jahr 1939, nach dem Tod von Anna Zanders, deren Ehe kinderlos
geblieben war, ging das Anwesen in den Besitz der Familie Siemens
über.
Für Haus Lerbach begann eine wechselvolle Geschichte mit
unterschiedlichen Nutzungen, in deren Verlauf der Park öffentlich
zugänglich wurde, und die 2015 nach Auslaufen des Pachtvertrages mit
Hotelier Thomas Althoff endete.

Der Glanz alter Zeiten ist zwar in die Jahre gekommen, doch immer noch
gegenwärtig, wenn auch im Park Blickachsen zugewachsen und manche
Strukturen durch Wildwuchs unkenntlich wurden.
Zurzeit saniert und modernisiert die Eigentümerfamilie Siemens das
Gebäude grundlegend. Es gibt schon neue Pachtinteressenten und
Gutsverwalter Ulrich Dierks ist zuversichtlich, dass zu Beginn 2018
wieder ein Hotelbetrieb eröffnen wird. In diesem Zusammenhang sind
auch Wiederherstellungsmaßnahmen für den 25 ha großen Park geplant,
der als einer der wenigen seiner Art im Kölner Raum erhalten blieb.
Mit der Ernennung zum Denkmal des Monats wollen Rheinischer Verein und
Bergischer Gesichtsverein dazu anregen, „dieses einzigartige Juwel
eines Gartendenkmals“, unter Berücksichtigung historischer Pläne,
in altem Glanz auferstehen und pflegen zu lassen. Man hofft, dass der
Park zukünftig wieder öffentlich zugänglich sein und ganz im Sinne
Albert Brodersens erhalten bleiben wird.

- Susanne Schröder

Umgeben von herrschaftlichem Park: Haus Lerbach. | Foto: Schröder
Thomas Klostermann (Bergsicher Geschichtsverein) erläuterte die Geschichte von Haus Lerbach und seinem Park. Reges Interesse herrschte an den Ausführungen. | Foto:  Schröder
Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.