Karneval: Eine ernste Sache
Ruppichterother nimmt mit Pferden am Rosenmontagszug teil

- Guido Kaltenbach mit seinen Pferden Max und Krabbe und der historischen Feuerwehrspritze der Berufsfeuerwehr Köln vor einer Ehrentribühne.
- Foto: Ingeborg Romünder
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Ruppichteroth -
Karneval, Karnevalsumzüge und auch der Einsatz von Pferden bei diesen
Umzügen sind in unserem Land wesentliche Elemente von Brauchtum und
Kulturerbe. Dennoch keimen alljährlich die Diskussionen auf, ob
Pferde in Karnevalsumzüge gehören oder nicht.
Auch das Extra-Blatt hat sich die Mühe gemacht und einmal
nachgehört, was es da so alles auf sich hat mit Pferden im Kölner
Rosenmontagszug. Guido Kaltenbach aus Ruppichteroth fährt bereits im
17. Jahr mit und hat so einiges erlebt, speziell in den beiden letzten
Jahren, speziell mit Auflagen.
15 Jahre hat er quasi den Zug mit angeführt. Seine zwei Pferde zogen
eine alte, historische Feuerwehrspritze. Es war immer die erste Gruppe
im Zug, es waren die „Funkentöter“ von der Berufsfeuerwehr der
Stadt Köln.
Da in diesem Jahr die Anzahl der Pferde im Kölner Rosenmontagszug
drastisch reduziert wurde, wird er nun als Startnummer 34 um 12.30 Uhr
am Severinstorbogen starten. Erneut mit zwei Pferden, die eine eigens
für den Zug gebaute Kutsche ziehen werden. In beziehungsweise auf
dieser Kutsche befindet sich das Tanzpaar der Nippeser Bürgerwehr,
vielen besser als „Appelsinefunken“ bekannt.
Das Erlebnis Zugteilnahme mit Pferden ist aber nicht nur Freude und
Glanz, wie man es in den Fernsehübertragungen sieht, es bringt auch
einiges an Vorschriften mit sich, die aber dazu beitragen sollen, dass
die Teilnahme von Pferden für Mensch und Tier sicherer sind.
Es beginnt schon mit dem 11.11. des Vorjahres. Termine werden
ausgegeben zur Wesens- und Gelassenheitsprüfung der Pferde. In diesem
Fall musste Guido Kaltenbach mit drei Pferden nach Lohmar (drei zur
Sicherheit, falls ein Pferd ausfällt).
Noten werden dort vergeben, mit Note 3 ist ein Pferd durchgefallen und
darf am Zug nicht teilnehmen. Da der Test jedoch aus zwölf Stationen
besteht, bei denen nur vier Pflichtstationen sind, ist die Messlatte
nicht zu hoch gelegt. Zudem kann jedes Pferd jede Prüfung dreimal
versuchen, falls es beim ersten Mal nicht klappt. Die Kosten für den
Wesenstest werden auf die Teilnehmer umgelegt oder eben von der
jeweiligen Gesellschaft getragen. Die Nippeser Bürgerwehr hat circa
40 Pferde im Kölner Rosenmontagszug.
Der Rosenmontag selber startet für Kaltenbach bereits um 8.30 Uhr am
Severinstorbogen mit einer Amtsveterinärärztlichen Untersuchung der
beiden Pferde. Zunächst wird der Chip am Hals mit einem Lesegerät
abgefragt, ob es sich auch um die angemeldeten Pferde handelt.
Kutscher und Begleitung auf dem Kutschbock müssen je einen
Gewerbekutsch-führerschein B vorweisen. Zwei zusätzliche
Pferdeführer, die am Pferdekopf gehen, benötigen für das Führen
der Tiere einen FN-Sachkundenachweis, in dem bescheinigt wird, dass
diese wissen, wie sie sich in kritischen Situationen zu verhalten
haben. Zusätzlich gibt es dann noch beim Gespann vier Wagenengel. Die
Pferde dürfen nicht älter als 18 Jahre sein -ansonsten muss eine
tierärztliche Bescheinigung vorgelegt werden, dass sie fit genug
sind, im Zug mitzugehen. Zudem müssen sie vier Wochen vor dem
eigentlichen Zug mindestens 20 Mal gefahren sein.
Die Pferde sind auch jeweils mit einem „Mistsack“ ausgestattet,
dieser fängt bei Bedarf die Pferdeäpfel auf und es gibt keine
Straßenverunreinigung. Dieser „Mistsack“ ist an den Hinterbeinen
der Pferde befestigt und an der Kutsche, hängt dort quasi wie eine
Hängematte.
Derzeit wird zudem noch über die Höhe der Maximallast, die die
Kutschpferde im Zug ziehen dürfen, verhandelt. Bei den Reitern steht
sie schon fest: Hier darf die zu tragende Last für das Tier maximal
20 Prozent des eigenen Körpergewichts betragen.
Selbstverständlich wird Guido Kaltenbach aber auch als
„Appelsinefunk“ von der Nippeser Karnevalsgesellschaft
eingekleidet und er freut sich erneut auf diesen Umzug trotz aller
Auflagen. Einzig was nicht so gut ist wie in den Vorjahren, mit der
Startnummer 34 kommt er natürlich auch erst gegen 17.30 Uhr am Ziel
an. Zu dieser Zeit wäre er sonst schon zurück in Ruppichteroth.
Ach so, beinahe vergessen, alle diese Dinge - und noch mehr - werden
in 14-seitigen Richtlinien dokumentiert. Bleibt also nur noch ein
dreimol kräftiges Kölle Alaaf.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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