Maike will die Männerdomäne Rennreiten "knacken"
Mit Kraft immer fest im Sattel

- Maike Riehl will mit dem alten Vorurteil aufräumen, dass Frauen zu schwach sind um Jockey zu werden.
- Foto: Riehl
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Nerunkirchen-Seelscheid - Junge Rennreiterin aus Seelscheid will die Männerdomäne Galopprennen
„knacken“
Auf der Galopprennbahn in Iffezheim gewann Ende Oktober die
Seelscheiderin Maike Riehl den Nachwuchsförderpreis der Mehl-Mülhens
Stiftung. Damit ist die 22-Jährige ihrem Ziel, Deutschlands beste
Rennreiterin zu werden, ein Stück näher gerückt.
Es wurde ihr nicht an der Wiege gesungen, dass sie auf der
Pferderennbahn ihre Berufung finden würde. Zwar wuchs Maike Riehl in
einer sportlichen Familie mit Pferd auf, hatte aber keine Beziehung
zum Galopprennsport.
Wie der Bruder sammelte sie Erfolge im Judo, zunächst im TSV
Seelscheid, danach im Judo-Club Hennef und von 2014 bis 2017 als Teil
der Nationalmannschaft auf internationaler Ebene sowie in der ersten
Bundesliga.
Auslöser für ihren Berufswunsch wurde ein Schulausflug: Mit der
Abiturklasse der Gesamtschule Meiersheide, Hennef, besuchte sie 2015
die Rennbahn in Köln-Weidenpesch und war fasziniert von der
Schnelligkeit der Vollblüter.
Kämpfen war sie schon vom Judo gewohnt, doch nun reizte sie die
Vorstellung den eigenen Kampfeswillen auf das Pferd zu übertragen und
so als Team zu siegen. Spontan fragte sie Trainer Peter Schiergen, ob
sie ein Praktikum im Rennstall Asterblüte machen dürfe. Und sie
durfte. Im Praktikum, das sie noch vor dem Abitur absolvierte, wurde
ihre Leidenschaft für den Galopprennsport endgültig geweckt und sie
merkte, dass das genau „ihr Ding“ war.
So begann sie 2016 bei Peter Schiergen eine zweijährige Ausbildung
zur Pferdewirtin mit Schwerpunkt Rennreiten. Neben Eigenschaften wie
Zielstrebigkeit, Durchsetzungsvermögen und Disziplin, die sie im
Judosport gelernt hatte, war dabei auch ihre zierliche Größe von
1,63 Metern von Vorteil. Nach der Zwischenprüfung und einem
einwöchigen Lehrgang in der Jockey-Schule durfte sie endlich erste
Rennen reiten.
Auch im Ausland wie etwa in Marokko und im Oman sammelte sie
Erfahrungen als Rennreiterin. Mit täglichem Lauftraining und auf dem
Race-Horse-Simulator verbesserte sie Kraft und Technik, so dass sie
schließlich auch für andere Pferdebesitzer in den Sattel steigen
durfte. Außerdem absolvierte sie ein einwöchiges Trainingslager in
der British Racing School, Newmarket.
Nach Beendigung der Lehre wechselte Maike Riehl zu Trainer Jean-Pierre
Carvalho. Bisher hat die junge Rennreiterin bereits zehn Rennen
gewonnen. Zu ihrem ersten Sieg in Baden-Baden gratulierte ihr 2017 die
Reiter-Legende Hein Bollow. „Das war wie ein Ritterschlag.“ Auch
das dritthöchste Rennen Deutschlands, den Superhandicap Ausgleich II
in Mannheim, hat sie vor kurzem gewonnen. „Pierre Carvalho hat ihr
zwei Pferde für Rennen gegeben“, erklärt Vater Wolfgang stolz.
Für fremde Ställe, die sie buchten, hat sie inzwischen 164
Galopprennen geritten.
„Als Frau ist es nicht einfach sich gegen die Männer zu
behaupten“, sagt sie. „Man muss sich durchbeißen. Aber das kenne
ich ja vom Judo.“
Ihr Ziel für 2019 ist, möglichst 50 Siege zu erringen um sich Jockey
nennen zu können. „Und dann will ich die beste Rennreiterin
Deutschlands werden.“
Zurzeit belegt sie in der deutschen Rangliste der Nachwuchsreiter den
zweiten Platz. Die Sterne stehen gut…
- Christa Gast
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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