Erstversorgung nach Unfall
Großübung der Rettungskräfte

Auf der Patientenablage wurden die Opfer untersucht. Foto: Frank Engel-Strebel | Foto: fes
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  • <b>Auf der Patientenablage wurden die Opfer untersucht. </b><b>Foto: Frank Engel-Strebel</b>
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Alfter (fes). Großeinsatz im Witterschlicker Gewerbegebiet: Auf der Raiffeisenstraße waren ein Omnibus und ein Pkw frontal zusammengestoßen. Mindestens 20 Personen wurden schwer verletzt. Binnen weniger Minuten waren Einsatzkräfte von drei Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort sowie Notfall- und Rettungssanitäter aus dem links- und rechtsrheinischen Rein-Sieg-Kreis.

Nur eine Übung

Was dramatisch aussah, war zum Glück nur eine große Notfallübung. Dafür waren auch 20 Notfalldarsteller dabei, die sich vorher schminken ließen und möglichst echt wirkten mit ihren blutverschmierten Händen und Gesichtern oder einem „Loch“ im Kopf.

Tatsächlich werden Menschen, die Unfallopfer darstellen, richtig ausgebildet, schilderte Katharina Wolff, die beim Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Nordrhein Freiwillige aus, die bei Einsatzübungen verletzte Personen darstellen.

Schließlich gehe es nicht nur darum, blutverschmiert geschminkt herumzusitzen und „gerettet“ zu werden, die Akteure müssen auch den Anweisungen der Einsatzleiter folgen, wenn diese beispielsweise spontan anordnen, dass ein Verkehrsopfer ohnmächtig geworden ist oder plötzlich starke Schmerzen bekommt, schilderte Darstellerin Brigitte Beerse aus Sankt Augustin-Menden.

Zurück zur Übung, die im offiziellen Sprachgebrauch als „Massenanfall von Verletzten“ bezeichnet wird.

Zusammenarbeit proben

Vom Kreis waren mehrere Rettungswagen, Notartzfahrzeuge und Abrollbehälter vor Ort. „Ein Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen dem Rettungsdienst und der Feuerwehr zu proben“, erläuterte Michael Hesse, Pressesprecher der Alfterer Feuerwehr. Die Notärzte und Helfer des Rettungsdienstes bauten dafür einen großen Patientenablageplatz auf. Die Feuerwehrkameraden trainierten mit Spreizer und Schere, die eingeklemmten Personen aus dem Fahrzeug zu befreien. Solch eine große Übung wurde laut Hesse zum letzten Mal 2018 gemacht.

Vorab wussten die alarmierten Kräfte nur, dass es einen Verkehrsunfall gegeben hat zwischen einem Bus und einem Pkw. Vor Ort mussten sie sich dann abstimmen. Zunächst traf der Einsatzleiter mit Kommandowagen ein, von dort aus wurden die entsprechenden Maßnahmen koordiniert.

Als die Einsatzkräfte eintrafen, schallte ihnen zunächst ein ohrenbetäubender Lärm aus dem Bus entgegen, die Fahrerin lag benommen auf dem Lenkrad, wodurch die Hupe ausgelöst worden war, aus dem Bus schrien die Verletzen laut und quälend „Aua“ oder „warum hilft mir denn niemand?“ – und das ziemlich realistisch: „Dadurch werden Stresssituationen simuliert“, erläuterte Christian J. Diepenseifen, ärztlicher Leiter des Rhein-Sieg-Rettungsdienstes und Übungskoordinator. Stresssituation galt es auch anderer Stelle zu bewältigen, so mussten die Einsatzkräfte den „verletzten“ Familienvater beruhigen, der nicht wusste, was mit seiner Frau und seinem Baby passiert war, die allein dem verunfallten Renault saßen.

In der Realität kommen solche Szenarien laut Diepenseifen durchaus öfter vor: „Wir hatten Unfälle mit Linien- oder mit Schulbussen, an denen auch Pkw beteiligt waren, häufig mit heftigen Gewalteinwirkungen.“ Die größte Herausforderung bei solchen Einsätzen, sei der, dass es die Helfer nicht wie meist im Rettungsdienst üblich mit individuellen Patienten zu tun haben, die sie betreuen müssen, sondern sie sich neben den vielen Eindrücken auch um viele Patienten kümmern müssen, von denen sie nicht wissen, wie schwer deren Verletzungen sind. Zunächst müsse ärztlich gesichert die Schwere der Verletzungen festgestellt werden. Dafür bleiben ein bis zwei Minuten pro Patient. Danach können Behandlungsprioritäten getroffen werden. Es gilt dabei die schweren und schwerstverletzten Menschen zu selektieren.

Auf der Patientenablage wurden die Opfer untersucht. Foto: Frank Engel-Strebel | Foto: fes
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Notfalldarsteller werden von echten Rettungssanitätern medizinisch versorgt und betreut.Foto: fes | Foto: fes
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RAG - Redaktion

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