St. Katharinen-Hospital
Zusammenarbeit eingestellt

Die Geburtenstation im St. Katharinen Hospital in Frechen ist wieder geöffnet. Nachdem das Krankenhaus den finanziellen Forderungen zweier Hebammen nicht nachkommen wollte, stellten diese ihre Tätigkeit vorerst ein. | Foto: Cs/Archiv
  • Die Geburtenstation im St. Katharinen Hospital in Frechen ist wieder geöffnet. Nachdem das Krankenhaus den finanziellen Forderungen zweier Hebammen nicht nachkommen wollte, stellten diese ihre Tätigkeit vorerst ein.
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Frechen - (lk) Nachdem sich die Geburtenstation am Frechener
St.-Katharinen-Hospital am Mittwoch beim Kreis für die Zuweisung von
Patientinnen kurzzeitig abgemeldet hat, läuft der Betrieb seit
Donnerstag wieder. Der Konflikt zwischen den Hebammen und der
Geschäftsleitung, der die zuständigen Geburtshelferinnen veranlasst
hatte, wegen nicht akzeptierter finanzieller Forderungen den Dienst
einzustellen, soll intern weiter geklärt und gelöst werden. Auf die
Mitarbeit der beiden betroffenen Hebammen möchte das Krankenhaus in
Zukunft aber verzichten.

Im Frechener Krankenhaus werden jährlich rund 600 Kinder geboren.
„Ein Zuschussgeschäft“, verriet Geschäftsführer Jakob-Josef
Schall vor einigen Monaten bei der Vorstellung des mutmaßlich neuen
Chefs der Gynäkologie, Dr. Henryk Pilch, der später dann doch nicht
seinen Dienst in Frechen antrat.

Geburtenstationen könnten sich – so Schall - finanziell nicht
selbst tragen, da die politisch festgelegten niedrigen Fallpauschalen
die Bereitstellung einer ganzen Geburtsabteilung auf modernem Niveau
nicht decken könnten. Für viele Krankenhäuser sei dies der Grund,
ihre Geburtenstationen zu schließen.

„Das St.-Katharinen-Hospital geht hingegen noch den schwierigeren
Weg zugunsten der Schwangeren und setzt sich trotz der monetären
Hürden kontinuierlich für den Erhalt der Abteilung in Frechen
ein“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des
Krankenhauses, nach kritischer Berichterstattung in lokalen Medien.

Die jüngsten Forderungen der Hebammen seien, aus Sicht des Hauses,
„bei bestem Willen finanziell nicht zu verkraften“. Vor elf Jahren
entschied sich das Krankenhaus, die festangestellten Hebammen
aufzugeben und die Versorgung der schwangeren Patientinnen mit
Beleghebammen sicherzustellen. Als die Versicherungen für die
Hebammen stark anstiegen, hätte das Haus auch höhere
Bereitschaftsdienstvergütungen akzeptiert.Im Juli 2018 hätten die
Hebammen dann eine Anhebung ihrer Bezüge um 250 Euro pro Geburt
verlangt, teilt das Krankenhaus mit. Dies würde dem Hospital,
ausgehend von 600 Geburten jährlich, mit etwa 150.000 Euro
zusätzlich zu Buche schlagen.

Als Argument hätten die Fordernden artfremde Tätigkeiten, die sie
zusätzlich ausführen müssten, benannt. Dazu würden die Reinigung
des Kreißsaales in der Nacht und EDV-Eingaben gehören.
„Schließlich wurde noch das Assistieren des Arztes während der
Geburt als artfremde Tätigkeit und als Grund der finanziellen
Aufstockung ins Feld geführt, was den Verantwortlichen des
Krankenhauses nicht einleuchtet“, teilt die Geschäftsführung des
Krankenhauses schriftlich mit. Ihrer Meinung nach gehöre die
Arztassistenz zu den originären Aufgaben der Hebammen.

Erklärend zur aktuellen Situation, dem Engpass Anfang der Woche und
der vorrübergehenden Abmeldung der Geburtenstation, teilt das
Krankenhaus mit, dass die beiden Hebammen, mit dem ausgehandelten
Hebammenvertrag nicht einverstanden gewesen wären und den Vertrag
nicht unterzeichnet hätten.

„Auf die Mitarbeit dieser nicht vertragsgebundenen Mitarbeiterinnen
möchte das Krankenhaus künftig verzichten.“ Die jüngsten
Ereignisse hätten einen Vertrauensverlust bewirkt. Geschäftsführer
Jakob Schall: „Wir sind unseren Hebammen im Hause nach unseren
Möglichkeiten in mancher Hinsicht entgegen gekommen, weil wir ihre
Arbeit schätzen.“

Jetzt müssten die Dinge parallel zum laufenden Betrieb intern neu
geordnet werden. Schall: „Es soll alles getan werden, um die
Geburtenstation am Frechener St.-Katharinen-Hospital langfristig zu
erhalten.“

Auf Facebook meldete sich auch der ehemalige Chefarzt der Gynäkologie
Dr. Clemens Stock zu Wort: „Das ist wirklich eine katastrophale
Entwicklung. Es tut mir um die betroffenen werdenden Mütter und das
nette Hebammenteam furchtbar leid. Ich drücke feste die Daumen, dass
schnell die hochgekochte emotionale Ebene verlassen und eine
sachorientierte Lösung gefunden wird. Der Schaden ist schließlich
jetzt schon beträchtlich“, kommentierte er die aktuelle Situation
am Frechener Krankenhaus.

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RAG - Redaktion

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